Zu zwei Dritteln der genutzten Kapazität will Tesla auf längere Sicht Batterie-Zellen auf der Basis von Lithium-Eisenphosphat (LFP) verwenden, hat CEO Elon Musk in diesem Juli die Richtung vorgegeben und sie seitdem erstmals auch beim Model 3 für Nordamerika eingeführt. Der Vorteil dieser Chemie liegt nach seinen Worten in den weitaus weniger seltenen und teuren Rohstoffen dafür, ein Nachteil ist ihre geringere Energiedichte. Auf jeden Fall ist Tesla mit dem LFP-Umstieg schon weit gekommen, wie neue Daten aus China zeigen.
Model 3 mit LFP-Akku in China weit vorn
Als erster Tesla und wohl erstes westliches Elektroauto weltweit bekam das Model 3 im vergangenen Oktober zunächst in China einen neuen Akku mit LFP-Zellen von CATL. Wenig später begann Tesla, dieses Model 3 SR+ auch nach Europa zu exportieren, verbunden mit einer Preis-Senkung bei erhöhter Reichweite. Heute heißt das einfachste Model 3 weltweit nur noch RWD und bekam mit dem Jahrgang 2022 auf offenbar allen Märkten einen noch einmal etwas vergrößerten LFP-Akku aus China.
Aufgrund des deutlich niedrigeren Preises war zu erwarten, dass das kleinste Model 3 einen Großteil der Verkäufe auf sich vereint. Nicht bekannt war die genaue Aufschlüsselung – was sich zumindest für China aber jetzt geändert hat, denn auf Twitter veröffentlichte ein lokaler Beobachter Daten des Instituts GGII für die ersten zehn Monate dieses Jahres. Und daraus geht hervor, dass die Variante mit LFP-Akku im Land seiner Produktion einen Anteil von 86,3 Prozent beim Tesla Model 3 hatte.
https://twitter.com/DKurac/status/1465241863791669249
Dabei dürften ausschließlich die Verkäufe in China selbst erfasst sein, denn die Tabelle nennt als Produktion des kleinsten Model 3 von Januar bis Oktober 97.100 Stück. Wenn das gut 86 Prozent der Gesamtproduktion waren, hätte diese gut nur 112.000 Model 3 betragen – doch in manchen Monaten wie zuletzt im Oktober gehen 75 Prozent aller China-Teslas in den Export. Insgesamt steckten nach den Zahlen LFP-Zellen mit einer Kapazität von 5,34 Gigawattstunden in den 97.100 Model 3, was ziemlich genau 55 Kilowattstunden pro Stück ergibt.
Ziel von Tesla-Chef schon nah
Zumindest in China ist das LFP-Modell also die mit großem Abstand beliebteste Variante. Und beim Model Y deutet sich bereits eine ähnliche Entwicklung an. Denn dessen Auslieferungen als Standard-Variante mit kleinerem Akku und nur Heckantrieb begannen in China erst Ende August. Nach den aktuellen Daten machte sie aber bereits 52,4 Prozent aller lokalen Auslieferungen in diesem Jahr bis einschließlich Oktober aus. Bei 56.000 Stück und ingesamt 3,36 Gigawattstunden LFP-Kapazität kommen exakt 60 Kilowattstunden pro Model Y heraus, was den Angaben zum Akku im Model 3 ab November entspricht.
Zumindest in China erleben die LFP-Teslas also offenbar geradezu einen Durchmarsch. Mit der anstehenden Einführung des kleineren Model Y auch im Westen dürfte der Anteil weiter zunehmen und könnte tatsächlich allein bei Elektroautos rasch die von Musk angepeilten zwei Drittel erreichen. Denn die Premium-Modelle Model S und Model X dürften zwar vorerst bei teureren und leistungsfähigeren Chemien mit Nickel und Kobalt bleiben, machten aber zum Beispiel im dritten Quartal dieses Jahres nur etwa 4 Prozent der Tesla-Gesamtproduktion aus.