Tesla-Chef Elon Musk hat im vergangenen November Aktien im damaligen Wert von rund 5,7 Milliarden Dollar an eine wohltätige Organisation gespendet. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Börsen-Mitteilung hervor – aber wer das viele Aktien-Geld bekommen hat und was damit passieren soll, steht nicht darin. Große US-Medien versuchten sich am Dienstag deshalb an Erklärungen. Die endgültige Aufklärung brachten sie nicht, aber andere interessante Informationen.
Tesla-Chef spendete bislang wenig
Ein naheliegender Empfänger für Musks Milliarden-Spende wäre das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen gewesen. Dem hatte der Tesla-Chef ungefähr zur gleichen Zeit angeboten, Tesla-Aktien für sechs Milliarden Dollar zu verkaufen und den Erlös zu spenden, wenn es überzeugend darlegen könne, wie sich damit weltweit Hungersnöte verhindern lassen. Der Twitter-Austausch darüber verebbte bald wieder. Trotzdem zeigten sich am Dienstag manche Beobachter überzeugt, dass die Musk-Milliarden an das UN-Programm gingen. Doch falls das so ist, sind sie bislang nicht angekommen, wie der Leiter des Programms am Dienstag auf vielfache Nachfrage erklärte.
Musk als dem reichsten Menschen der Welt wird gelegentlich vorgeworfen, dass er gemessen an anderen bekannten Milliardären wie Bill Gates oder Jeff Bezos relativ wenig spendet. Aber auch er hat laut einem Bericht des US-Magazins Forbes den Giving Pledge unterschrieben, mit dem man sich verpflichtet, spätestens nach dem Tod den Großteil des eigenen Vermögens abzugeben. Dazu erklärte Musk im Jahr 2018, größere Summen würden von ihm erst kommen, wenn Tesla einen stabilen Zustand erreicht habe – in etwa 20 Jahren.
Das macht das frühe Milliarden-Geschenk von November 2021 umso überraschender. Für Forbes zählt es allerdings einstweilen gar nicht. Denn das Magazin, das neben seiner Liste der reichsten Menschen mit Musk an der Spitze auch eine der größten Spender führt, geht davon aus, dass die Tesla-Aktien entweder an einen „donor-advised fund“ (DAF) übertragen wurden oder an den persönlichen Trust von Musk.
Keine Musk-Info über Aktien-Geschenk
Beides würde sofort als Spende gelten, die bei der Berechnung von Steuern für das jeweilige Jahr geltend gemacht werden kann. Für den Tesla-Chef war das mit Blick auf 2021 besonders interessant, denn ab November machte er einen Milliarden-Gewinn mit der Ausübung von Optionen und dem Verkauf eigener Aktien. Konkreten wohltätigen Zwecken muss das gespendete Vermögen in beiden Fällen aber größtenteils erst nach Jahren zugeführt werden, und Forbes berücksichtigt es erst, wenn es dort angekommen ist.
Bei der späteren Verteilung helfen dürfte ein früherer Poker-Profi, wie die Nachrichten-Agentur Bloomberg zu dem Thema berichtete. Seit einiger Zeit arbeite Musk mit Igor Kurganov zusammen, der als Spieler 18 Millionen Dollar verdient habe und sich jetzt mit möglichst wirksamen Spenden beschäftige. Die Bewegung dahinter heißt „effektiver Altruismus“ und strebt an, mit verfügbarem Geld eine möglichst große Wirkung in Form geretteter Menschenleben zu erzielen. Laut Bloomberg reagierte Musks Philanthropie-Berater nicht auf Anfragen zu der Milliarden-Spende.
Wenn der Tesla- und SpaceX-Chef nicht von sich aus verrät, wohin sein Aktien-Geld fließt, wird das aufgrund des vermuteten Umwegs über die DAF-Struktur möglicherweise nie genau bekannt werden, sagte ein anderer Experte für Wohltätigkeit der Agentur. Musk selbst äußerte sich am Dienstag auf Twitter über Lastwagen-Blockaden in Kanada, sein SpaceX-Starship und Bitcoin, nicht aber zu der Milliarden-Spende, über die allerorten noch gerätselt wurde.