Rund 24 Stunden nach dem Postkarten-Start folgte der vorläufig krönende Abschluss: Gegen Mittag deutscher Zeit dockte am Samstag die Dragon-Kapsel von Elon Musks Weltraum-Unternehmen SpaceX sanft und fehlerfrei an der Internationalen Raumstation ISS an. Bald darauf stiegen der US-Astronaut Shane Kimbrough, seine Kollegin Megan McArthur sowie der Japaner Akihiko Hoshide und der Franzose Thomas Pesquet von der Kapsel in die Station um. Zum ersten Mal seit längerer Zeit sind damit 11 Personen an Bord der ISS. Am 9. April waren mit der russischen Sojus-Kapsel zwei Russen und ein Amerikaner gekommen und schon vorher die drei Amerikaner und der Japaner, die SpaceX im vergangenen November zur ISS geflogen hatte. Diese Crew soll schon nächste Woche zur Erde zurückkehren. Bis dahin sind zwei SpaceX-Dragons an der ISS angedockt – eine Premiere.
Perfekter SpaceX-Start im Morgengrauen
Die Mission begann am 23. April um 11.49 Uhr unserer Zeit. Die Falcon-9-Rakete, mittlerweile das bewährte Arbeitstier von SpaceX, hob im US-Morgengrauen perfekt vom Weltraumbahnhof von Cape Canaveral in Florida ab. Sowohl die Erststufe der Rakete als auch die Kapsel mit den Astronauten an Bord waren schon einmal geflogen und wurden damit wiederverwertet. Das will CEO Musk in der Raumfahrt so konsequent wie nur möglich machen, um ihre Kosten drastisch zu senken.
Knapp drei Minuten nach dem Start, in fast 90 km Flughöhe, trennte sich die leergebrannte erste Stufe ab. Weitere gut sechs Minuten später landete sie sicher auf einem der SpaceX-Schiffe im Atlantik – und kann somit abermals wiederverwendet werden. In der Zwischenzeit hatte die zweite Stufe die Dragon-Kapsel auf 200 km Höhe gebracht und sie auf die für eine dauerhafte Erdumlaufbahn nötige Geschwindigkeit von vorläufig rund 27.000 km/h beschleunigt. Am folgenden Tag erreichte die Dragon dann die Endgeschwindigkeit von 28.000 km/h und die Flughöhe der ISS von gut 400 Kilometern. Annäherung und Docking verliefen problemlos, sodass die bisherige Besatzung die Neuankömmlinge herzlich begrüßen könnte.
Speaking to a full house, acting NASA Administrator Steve Jurczyk congratulates Crew-2 on their arrival for an exciting expedition aboard the @Space_Station. pic.twitter.com/cjyfgQE2GH
— NASA (@NASA) April 24, 2021
Rund 55 Millionen Dollar pro Astronaut erhält SpaceX von der Nasa für die Crew-Flüge zur ISS. Zuvor hatte die amerikanische Weltraum-Agentur wesentlich mehr bezahlt, wenn ihre Crews auf der russischen Sojus mitflogen. Dreimal ist die Dragon bisher bemannt zur ISS geflogen, das erste Mal im Rahmen einer Test-Mission, der vierte Einsatz als „Crew-Taxi“ soll im Oktober 2021 erfolgen.
Erster rein privater Orbitalflug naht
Noch vorher, frühestens Mitte September, könnte die Dragon erstmals eine rein private Crew in den Weltraum transportieren. Der US-Milliardär Jared Isaacman hatte im Februar bekanntgegeben, den Flug einer Dragon-Kapsel auf eigene Kosten zu buchen. Neben ihm selbst werden gratis die Krankenschwester Hayley Arceneaux, die Wissenschaftlerin und Professorin Sian Proctor und der Ingenieur Christopher Sembroski mitfliegen. Damit wird erstmals kein professioneller Astronaut an Bord eines Orbitalflugs sein. Die Mission namens „Inspiration 4“ führt statt zur ISS mehrere Tage frei um die Erde und ist mit einer Spendenkampagne für ein amerikanisches Kinderkrankenhaus verknüpft.