Bild: Tesla
Den meisten professionellen Börsianern gelingt es mit ihren Anlage-Entscheidungen oder -Empfehlungen nicht, einen breiten Marktindex zu schlagen, und speziell bei Tesla-Chef Elon Musk genießen sie kein hohes Ansehen. Doch Ausnahmen bestätigen (bis auf weiteres) die Regel: Mit Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies gibt es einen Beobachter, der sich bei Tesla bislang bemerkenswert treffsicher gezeigt hat. Und dieser Analyst hat jetzt zwar sein Kursziel zurückgenommen, rät aber zum Kauf der Aktie – unter anderem, weil Tesla mit dem neuen Model Y seinen Zielmarkt in etwa verdoppele.
Tesla-Herabstufung schon Ende Februar
Nicht viele Analysten können von sich behaupten, beim steilen Anstieg von Tesla bis zum Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Westen in diesem Jahr (fast) rechtzeitig das Signal zum Ausstieg gegeben zu haben: Ende Februar, als die Tesla-Aktie noch bei über 800 Dollar lag, riet er dazu, sie nur noch zu halten. Schon wenig später kam ein beschleunigter Kursverlust in Gang, der Mitte März bis deutlich unter 400 Dollar führte. Laut TipRanks konnte man mit den Tesla-Empfehlungen von Houchois seit Herbst 2017 (er begann seine Beobachtung mit einer Verkaufsempfehlung) eine Rendite von durchschnittlich 122 Prozent erzielen.
Seine Halten-Herabstufung im Februar begründete der Jefferies-Analyst nicht mit Problemen bei Tesla, sondern schlicht mit dem hohen Aktienkurs. Insofern ist konsequent, dass er jetzt wieder zum Kaufen rät, wie das Portal Benzinga berichtet. Von ihren März-Tiefs hat sich die Tesla-Aktie zwar inzwischen erholt (zusammen mit dem Rest des Marktes), stand aber an diesem Dienstag immer noch bei im Vergleich zum Februar niedrigen 550 Dollar. Das 12-Monats-Kursziel hat Jefferies allerdings von zuvor 800 Dollar auf 650 Dollar reduziert.
Langfristig vier Vorteile für Tesla
Denn kurzfristig, so Houchois laut Benzinga in einer aktuellen Kurzeinschätzung, machte Tesla die Coronavirus-Krise und der fallende Benzinpreis zu schaffen. Langfristig aber sieht er vier wichtige Vorteile für den Elektroauto-Pionier: Tesla habe anders als traditionelle Hersteller keine Umstellungskosten zu stemmen und gewinne Marktanteile von ihnen – dabei würden Elektroautos insgesamt sogar eine Vergrößerung des Marktvolumens bedeuten.
Drittens werde Tesla mit der Einführung des Model Y seine Marktabdeckung ungefähr verdoppeln, schreibt Houchois weiter. In den USA bekommen Kunden das zweite bezahlbare Tesla-Modell seit Mitte März, im Rest der Welt werden sie wohl noch gut ein Jahr warten müssen – es sei denn, die Gigafactory in China überrascht früher damit. Gegenüber dem Model 3 ist es nur etwa zehn Prozent teurer, bietet aber weitaus mehr Raum und die beliebte Crossover-Form sowie einige technische Verbesserungen. CEO Elon Musk hat bereits die Einschätzung vertreten, dass sich das Model Y besser verkaufen könnte als alle bisherigen Tesla-Modelle zusammen.
China und Europa weiter für E-Autos
Der vierte von Benzinga zitierte Punkt ist eher allgemeiner Natur, kann aber wahrscheinlich nicht oft genug erwähnt werden: Tesla führe eine Technologie-Revolution in der Autoindustrie an. Houchois sieht dafür gute Aussichten, weil Regierungen in Europa und China weiter Unterstützung für Elektroautos signalisieren würden. Und Tesla könne wenn nötig wohl weiteres Kapital von Anlegern bekommen, was ein großer Vorteil während der „beschleunigten Transformation der Auto-Branche“ sei.