Bild: Tesla
Zwei Analysten hatten ihn bei der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen von Tesla 2019 nach einer möglichen Kapitalerhöhung gefragt, und beide ließ Tesla-CEO Elon Musk abblitzen. Tesla habe ohnehin mehr Geld, als das Unternehmen sinnvoll ausgeben könne, sagte Musk dem ersten Fragesteller; weder eine Übernahme noch ein Schuldenrückkauf kämen derzeit als Grund für eine Kapitalerhöhung in Frage, erklärte er dem zweiten. Das war vor zwei Wochen – und jetzt will Tesla doch zwei Milliarden Dollar neues Kapital aufnehmen.
Das teilte das Unternehmen am Donnerstag vor US-Börseneröffnung mit. Schon die Analysten hatten bei ihren Fragen durchblicken lassen, dass der steil gestiegene Aktienkurs von Tesla doch eine günstige Gelegenheit sei, neue Aktien an die Börse zu bringen – und damals war der Kurs noch etwa 30 Prozent niedriger als Ende dieser Woche. Tatsächlich hatte CEO Musk eine Kapitalerhöhung in seinen Antworten mit keinem Wort ausgeschlossen, nur eben als unnötig dargestellt.
Das hat bei Tesla auf gewisse Weise System. Auch vor der jüngsten Kapitalerhöhung um 2,7 Milliarden Dollar im Mai 2019 – zum Teil in Wandelanleihen – hatte Musk eine solche Maßnahme zunächst abgetan. Nach einem Verlust im ersten Quartal 2019 deutete er sie dann aber doch an und ließ dem wenige Tage später Taten folgen. Und noch etwas wiederholte sich jetzt: Statt zu fallen, wie es Aktien bei einer Kapitalerhöhung normalerweise stets tun, stieg die von Tesla am Donnerstag nach einem schwachen Start um rund 5 Prozent auf 804 Dollar.
So war es schon bei der Kapitalerhöhung im Mai 2019 gewesen. Damals, so könnte man sagen, leitete Musk mit der Entscheidung, noch einmal an den Finanzmarkt zu gehen, die Wende für Tesla ein. Nach einem einwöchigen Hüpfer nach der Ankündigung gab die Aktie zwar zunächst wieder nach. Anfang Juni aber begann sie einen fast ununterbrochenen Anstieg, der ab Ende des Jahres und erst recht in diesem Jahr immer steiler wurde.
Anders als damals braucht Tesla derzeit wohl wirklich nicht unbedingt frisches Geld. Andererseits kann mehr finanzieller Spielraum angesichts der ehrgeizigen und langfristigen Pläne von CEO Musk bestimmt nicht schaden – zumal wenn er günstig zu haben ist.