Kurz bevor CEO Elon Musk Anfang Juni überraschend Stellen-Streichungen bei Tesla ankündigte, hatte er – nicht weniger unerwartet – per interner E-Mail verfügt, dass jeder Beschäftigte dort mindestens 40 Stunden pro Woche an seinem Arbeitsplatz anzutreffen sein muss. Telearbeit soll nur noch für herausragende Mitarbeiter möglich sein, schrieb er, und wenig später folgte die Ankündigung von weniger Jobs bei Tesla. Der Rückruf ins Büro kam weder intern noch extern gut an, doch offensichtlich wird ihm Folge geleistet. Laut Berichten zeigt sich dabei allerdings, dass Tesla auf derart viele präsente Beschäftigte gar nicht vorbereitet ist – aber die Einhaltung der Musk-Vorgabe soll trotzdem überwacht werden.
Tesla will Erklärung für Abwesenheit
Von dem Durcheinander, dass der Musk-Rückruf ins Büro bei Tesla ausgelöst haben soll, berichtete am Montag zunächst die Publikation The Information. Laut dem Bericht fehlte es am Stammstandort Fremont sowohl an Parkplätzen als auch an Schreibtischen für die Rückkehrer, und auch die WLAN-Versorgung soll nicht für die erhöhte Zahl von Nutzern ausgereicht haben. Die Platznot sei derart ausgeprägt gewesen, dass Vorgesetzte manche Team-Mitglieder entgegen der Musk-Anweisung aufforderten, einige Tage pro Woche auf Entfernung zu arbeiten.
Das könnte aber neue Probleme schaffen, wie aus einem Bericht von Business Insider hervorgeht. Am Mittwoch entdeckte die Publikation auf der Website Blind, auf der Arbeitnehmer sich über ihren Arbeitgeber äußern können, einen Beitrag, in dem es um neue Präsenz-Kontrollen bei Tesla ging. Ob noch jemand diese E-Mail bekommen habe, fragte das Mitglied RFkM76, und veröffentlichte dazu ein Foto einer laut dem Text „automatisierten Benachrichtigung“: Für die vergangenen 30 Tage sei nicht festgestellt worden, dass der Empfänger mit Hilfe seiner Zugangskarte an mindestens 16 Tagen Tesla-Gebäude betreten habe.
Alle Beschäftigten müssten wieder in Vollzeit im Büro arbeiten, erinnert die Mail. Für die nicht festgestellte Anwesenheit könne es viele Gründe geben – aufgezählt werden Krankheit, Urlaub und Dienstreisen, nicht aber technische Probleme. Auf jeden Fall wird der Adressat aufgefordert, die Gründe für seine Abwesenheit per E-Mail seinem Vorgesetzten zu erläutern und eine Kopie davon an absence@tesla.com zu schicken.
Zahl der Jobs sinkt um mindestens 3000
Auf Nachfragen von Business Insider reagierten laut dem Bericht weder RFkM76 noch andere Blind-Nutzer, die dessen Beitrag kommentiert hatten. Auch weitere Meldungen über automatische Warn-Mails von Tesla gab es dort zunächst nicht. Bei dem Dienst kann man sich aber nur mit offizieller Mail-Adresse eines Unternehmens anmelden, und eine Test-Post von teslamag.de an absence@tesla.com kam zumindest nicht als unzustellbar zurück. Also scheint Tesla trotz der Infrastruktur-Überlastung in Fremont tatsächlich zu erfassen, wie genau der Musk-Anweisung zur Präsenz-Pflicht Folge geleistet wird. Die Kontrollen könnten sogar dabei helfen, die dadurch entstandenen Platz-Probleme zu lösen, wenn sie zu weiteren Entlassungen führen. Insgesamt will Musk nach Angaben von vergangener Woche die Zahl der Beschäftigten bei Tesla um 3-3,5 Prozent verringern, also um wohl mindestens 3000 Personen.