Wie weithin erwartet hat Tesla die Telefon-Konferenz nach der Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen für Q1 2021 am Montagabend genutzt, um sich zu einem Thema zu äußern, das in der vergangenen Woche die Schlagzeilen beherrschte: den Unfall Mitte April in Texas, bei dem zwei Männer in einem Tesla Model S ums Leben kamen. Weil Retter keinen der beiden am Steuer des brennenden Elektroautos vorfanden, wurde viel spekuliert, es könne mit den Autopilot-Funktionen von Tesla selbstständig gegen den Baum an einer Wohnstraße gefahren sein. Tesla-CEO Elon Musk sagte in der Konferenz zu solchen Berichten, die verantwortlichen Journalisten sollten sich schämen, und ein Mitglied seines Führungsteams lieferte nähere Informationen zu dem Vorfall.
CEO Musk wütend auf Journalisten
Schon kurz nach den ersten Meldungen zu dem tödlichen Tesla-Unfall in Texas hatte Musk über Twitter bekannt gegeben, das Autopilot-System sei in dem Fahrzeug nach ersten Daten nicht aktiviert gewesen und über die weiter gehende Option FSD verfüge es gar nicht. Dabei ließ er aber offen, ob der Autopilot zu keinem Zeitpunkt der verheerenden Fahrt aktiv war oder zum Beispiel nur direkt vor dem Aufprall. Die Verkehrsbehörden NHTSA und NTSB und die Polizei untersuchen den Unfall und wollen von Tesla auch Daten verlangen.
Das Unternehmen kooperiere bei diesen Untersuchungen nach Kräften, sagte in der Telefonkonferenz am Montag eine Person, die nur als „Lars“ angesprochen und später auf Twitter als Lars Moravy identifiziert wurde, Vice-President für Fahrzeug-Technik bei Tesla. Zunächst aber nahm CEO Musk kurz, wütend und deutlich Stellung dazu: Er kritisierte „extrem irreführende Medien-Praktiken“ bei der Berichterstattung über den Unfall und erklärte Behauptungen, das Autopilot-System sei dafür verantwortlich, für „komplett falsch“.
Musks Technik-VP Moravy ging nicht ganz so weit, hatte aber konkrete Informationen, die tatsächlich zusätzlich gegen die Autopilot-Theorie sprechen. Die wohl wichtigste darunter: Keiner der beiden Insassen im Model S war angeschnallt. Einer der Männer wurde auf der Rückbank vorgefunden, einer auf dem Beifahrer-Sitz, weshalb zunächst davon ausgegangen wurde, sie seien irgendwie auch in dieser Konstellation gefahren. Die gelösten Gurtschlösser bestätigen aber die Möglichkeit, dass die Plätze nach dem Auftreffen auf den Baum gewechselt wurden, zum Beispiel um aus dem brennenden Auto zu entkommen. Außerdem war laut Moravy das Lenkrad deformiert. Damit bestehe eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass zum Zeitpunkt des Aufpralls jemand am Steuer gesessen habe, formulierte er vorsichtiger als Musk.
Daten aus Unfall-Tesla verloren?
In Tests mit den Behörden habe Tesla darüber hinaus bestätigt, dass sich die Autopilot-Funktion Autosteer (automatisches Spurhalten) auf der Straße, auf der sich der Unfall ereignete, nicht aktivieren lässt, berichtete Moravy weiter. Der adaptive Tempomat wiederum lasse sich nur bei geschlossenem Fahrer-Gurt und ab 5 Meilen pro Stunde verwenden. Bis zur Unfall-Stelle hätte der Tesla laut Moravy dann automatisch trotzdem nur auf 30 Meilen pro Stunde beschleunigen können; nach Berichten soll der Aufprall bei viel höherem Tempo erfolgt sein.
Restlos geklärt ist das tragische Ereignis Mitte April in Texas damit immer noch nicht, aber nach dem anfangs vielfach vermuteten Autopilot-Missbrauch (das System dient nur der Fahr-Assistenz) sieht es zunehmend weniger aus. Möglicherweise werden auch nie alle Fragen dazu beantwortet, denn nach Auskunft von Moravy ist es Tesla nicht gelungen, Daten von der im Model S eingebauten Speicher-Karte wiederherzustellen. Aktuell würden das die lokalen Behörden versuchen.