Der Termin wurde nahezu eingehalten: Kurz nach Mitternacht am vergangenen Freitag in Kalifornien bekamen die ersten Teilnehmer im begrenzten Beta-Programm von Tesla für die als FSD bezeichnete Autopilot-Software eine E-Mail mit dem Hinweis, dass jetzt V10 zum Download in ihre Elektroautos bereitsteht. Viele machten davon noch in der Nacht Gebrauch und zeigten erste Videos. Doch während Tesla-CEO Elon Musk zuvor (nicht zum ersten Mal) angekündigt hatte, die neueste Version werde „umwerfend“ sein, waren nicht alle Beta-Tester dieser Ansicht.
Tesla will rote Ampel überfahren
Unübersehbar ist in den neuen Videos der Fortschritt, den Teslas FSD-Software seit dem Start der ersten Beta-Tests im vergangenen Oktober gemacht hat. So kann man in mehreren Ausschnitten erkennen, wie das Autopilot-System mit komplexen Situationen recht souverän zurechtkommt. Es meistert Abbiegen nach links über große Kreuzungen oder weicht nach rechts an den Rand aus, wenn Gegenverkehr einen Teil der eigenen Spur benötigt.
Trotzdem ist Tesla damit noch nicht so weit wie geplant. Das räumte auch CEO Elon Musk selbst ein. Eigentlich sollte V10 insofern ein weiterer großer Schritt sein, als alle Teilsysteme davon auf derselben Software-Basis laufen sollten. Doch auf der Autobahn fahren die Beta-Tester weiterhin mit der Software, die auch das Autopilot-System für normale Kunden steuert, bestätigte Musk. Die Integration kündigte er jetzt für die nächste Version 10.1 an.
V10 machte in den ersten neuen Beta-Videos unterdessen unter anderem dem Fehler, korrekt nach links abzubiegen, sich dann aber auf der Gegenfahrbahn einzuordnen. In einem anderen Ausschnitt will das Autopilot-System über eine rote Ampel fahren, bevor es vom Tester am Steuer gestoppt wird. Für ihn sei die neue Version „eindeutig schlechter als 9.2“, sagt der Tester dazu und hört sich ernsthaft enttäuscht an. In einem gut halbstündigen Video einer Stadt-Fahrt zählt er insgesamt zehn Interventionen auf und erkennt nur an zwei Stellen Verbesserungen (in dem Foto oben musste er manuell zurücksetzen, weil sein Tesla nicht erkannte, dass das Fahrzeug vor ihm seitlich einparken will).
Warten auf breiten Test mit FSD
Längere Fahrten ganz ohne menschliches Eingreifen wurden ebenfalls gezeigt, aber durch die Bank „umwerfend“, wie es Musk vorher angekündigt hatte, scheint auch V10 noch nicht zu sein. Damit dürfte auch die Öffnung des Beta-Tests für alle Tesla-Besitzer mit der FSD-Option in den USA noch auf sich warten lassen, die zunächst schon in diesem März beginnen sollte. Zuletzt hatte Musk sich in dieser Hinsicht ohnehin vorsichtiger gezeigt: Zunächst sollte das Antippen des angekündigten „Beta-Button“ dafür sorgen, dass die FSD-Software bei der nächsten Gelegenheit auf den jeweiligen Tesla geladen wird. Kurz vor der Veröffentlichung von V10 ließ der CEO aber erkennen, dass der Kreis der Tester nur langsam ausgeweitet werden soll.