Bilder: BMW Group
Wer dachte, BMW hätte sich zum Beispiel mit der Ankündigung eines reinen Elektroautos als Top-Modell der neu kommenden 7er-Reihe still und leise doch vom Wasserstoff-Antrieb verabschiedet, hat sich wohl getäuscht: Keine zwei Wochen nach der Jahrespresskonferenz, bei der Vorstandschef Oliver Zipse wie sonst Tesla viel von Batterien sprach, aber weder Brennstoffzellen noch Wasserstoff erwähnte, hat BMW diese vermeintliche Lücke jetzt medial geschlossen: Man werde darauf basierende Fahrzeuge zwar „kurzfristig“ nicht anbieten – das liege aber „vorrangig an den noch nicht passenden Rahmenbedingungen“, teilte das Unternehmen Ende März mit.
BMW sträubt sich gegen Tesla-Zukunft
Von den drei deutschen Autokonzernen scheint der bayerische am wenigsten überzeugt von einer Elektroauto-Zukunft. Volkswagen ist unübersehbar und nach eigenem Bekunden auf Tesla-Kurs, Mercedes liegt wohl irgendwo dazwischen (hat aber mit dem GLC F-Cell selbst schon ein Wasserstoff-Elektroauto im Leasing-Programm). BMW wiederum will keine reinen Elektro-Plattformen entwickeln, sondern nur solche, die für Verbrenner-, Hybrid- und Batterie-Antrieb gleichermaßen geeignet sind – auch die neue Generation des 7er soll noch konventionell zu haben sein.
Bei der (Online-)Jahrespresskonferenz Mitte März zeigte Vorstandschef Zipse ein Schema der neuen „intelligenten“ Plattformen für „alle Antriebsarten“. Eine Wasserstoff-Option war nicht darunter, und auch in seiner Rede sprach der BMW-Chef nicht davon. Das holte aber jetzt der im Sommer scheidende Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich nach: „Der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb kann langfristig eine vierte Säule in unserem Antriebsportfolio werden“, wird er in der aktuellen Mitteilung zitiert.
Motor wie beim Elektroauto iX3
Dass das noch dauert, begründet Fröhlich damit, dass noch nicht genügend Wasserstoff mit grünem Strom und zu wettbewerbsfähigen Preisen produziert werde, parallel fehle es an der Tank-Infrastruktur. BMW setze, bis sich dies ändere, jedoch die Entwicklung mit Nachdruck fort, um die Kosten des Brennstoffzellen-System deutlich zu senken. In der Zwischenzeit biete man elektrifizierte Modelle an, bis 2023 im Konzern mindestens 12 reine Elektroautos.
Begleitet wurde die BMW-Mitteilung von technischen Informationen zu einem BMW i Hydrogen Next genannten Auto mit zwei 700-bar-Tanks für zusammen 6 Kilogramm Wasserstoff im Mitteltunnel und hinter der Rückbank. An der Hinterachse soll derselbe Motor sitzen, der auch beim elektrischen iX3 genutzt wird; der in China produzierte Elektroauto-Umbau des normalen X3 soll in diesem Jahr in Europa starten.
Tesla-Chef findet Wasserstoffautos dumm
Wer die computergenerierten Bilder des Brennstoffzell-Konzepts von BMW (ebenfalls in einer X-Karosserie) sieht, muss vielleicht im Vergleich dazu an die schlichten Skateboard-Plattformen mit flachem Akku am Boden und viel Platz vorn und hinten denken, die Tesla für Elektroautos eingeführt hat und die jetzt auch bei Volkswagen, General Motors und anderen kommen: Die dicken zylindrischen Drucktanks im BMW-Konzept kosten viel Raum am Boden und hinten, und hinzu kommen vorne die Brennstoffzelle von der Größe eines kleinen Verbrennungsmotors und hinten ein Akku ungenannter Kapazität als Strompuffer.
Tesla-Chef Elon Musk hat das Brennstoffzell-Konzept wiederholt schlicht idiotisch genannt. BMW aber bezeichnete es jetzt erneut als Zukunftsperspektive, deren langfristiges Potenzial „außer Frage“ stehe. 2022 werde es eine Kleinserie eines X5 mit Brennstoffzelle geben, frühestens 2025 „abhängig von Marktanforderungen und Rahmenbedingungen“ ein Angebot zum Kaufen.