Tesla hat bekanntlich keine klassische Presseabteilung – aber mit Elon Musk einen CEO, der wenn nötig auch diese Aufgabe übernimmt. Meist macht er das auf die ihm eigene unkonventionelle Art, am Montag aber kam von ihm eine Stellungnahme in einem trocken-informativen Stil, wie sie sonst von ganz normalen Unternehmen verschickt wird: „Tesla hat über einen vierten Gigafactory-Standort noch nicht entschieden“, schrieb der CEO auf Twitter. Damit dementierte er einen Bericht, laut dem das Unternehmen beschlossen hat, eine Gigafactory in Russland zu bauen.
Dementi und Bestätigung von Musk
Anders als normale Pressesprecher reagierte Musk anschließend allerdings nicht auf Nachfragen. Dadurch blieb unter anderem die Frage offen, warum er von der „vierten“ Gigafactory von Tesla schrieb. Nach der bisherigen Zählung gibt es bereits drei davon und zwei weitere stehen vor der Fertigstellung. Als Gigafactory 1 oder kurz GF1 bezeichnete Tesla früher seine Batterie-Fabrik zusammen mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada, Nummer 2 war das von Solarcity übernommene Werk in New York. Als seine dritte Gigafactory baute Tesla die in China, und Nummer 4 und 5 im deutschen Grünheide und in Texas (im Foto oben von innen zu sehen) dürften bald mit der Produktion beginnen.
Möglicherweise sind für Musk nur noch solche Fabriken Gigafactorys, in denen tatsächlich Elektroautos gebaut werden. Das Stammwerk im kalifornischen Fremont wurde allerdings nie so bezeichnet – Tesla erfand den Begriff für Batterie-Produktion im Gigawattstunden-Maßstab, und Fremont bekommt fertige Akku-Pakete aus Nevada. Jedenfalls war das Dementi des Tesla-Chefs zu den Russland-Plänen zugleich eine Art Bestätigung dafür, dass eine weitere Gigafactory kommen soll.
Tesla has not yet decided on a fourth Gigafactory location
— Elon Musk (@elonmusk) September 20, 2021
Denn erstens verwendete Musk das Wort „noch“, das dafür spricht, dass es einen laufenden Entscheidungsprozess zu dem Thema gibt. Zweitens wird aus unterschiedlichen Teilen der Welt immer wieder gemeldet, Tesla verhandle dort über eine mögliche Ansiedlung. Wiederholt wurde von Standort-Angeboten aus Großbritannien berichtet, ebenso wie aus Indien (und aus Indonesien, wo es Tesla aber nur um Batterien gehen dürfte). Und drittens braucht Tesla bald deutlich mehr Produktionskapazität, um die eigene Prognose von durchschnittlich 50 Prozent Volumen-Wachstum über mehrere Jahre einhalten zu können.
Viele Länder wollen Tesla-Fabriken
Über die angebliche Entscheidung für Russland hatte vor Musks knappem Dementi die lokale Publikation Argumenti berichtet. Quellen im Wirtschaftsministerium und in der Handelskammer hätten sie bestätigt. Als Standort sollte Tesla die Stadt Korolev gewählt haben, gelegen in der Nähe von Moskau und benannt nach dem Raketen-Forscher Sergej Pavlovich Korolev, dessen Namen auch ein Raum bei Musks zweitem Milliarden-Unternehmen SpaceX trägt. Den Standort hat laut Argumenti der Kreml wegen seiner symbolischen Bedeutung ausgewählt. Dem Tesla-Chef dürfte das tatsächlich gefallen – aber andere Länder machen ihm ebenfalls interessante Angebote, wie seiner Twitter-Mitteilung indirekt zu entnehmen ist.