Kein Wort über die Zeiten: Diese meist unausgesprochene Regel gilt für fast alles, was an Videos über schnelle Fahrten auf der berühmten Nordschleife der deutschen Eifel-Rennstrecke Nürburgring veröffentlicht wird. Denn wer dort Rekorde fahren und gar darüber berichten will, muss das anmelden, ein Sicherheitskonzept beachten und einen Notar hinzuziehen, schreibt der Betreiber vor, die Nürburgring 1927 GmbH. Die meisten Nutzer der Strecke halten sich daran – doch der Tesla-Tuner Unplugged Performance (UP) hat jetzt offenbar massiv gegen die Regeln verstoßen und sich den Unmut des Betreibers zugezogen.
Tesla-Tuner lässt Distanz offen
„Schon ein neuer Rundenrekord mit dem Model 3“, meldete am Sonntag das Twitter-Konto von UP. Der spezialisierte Tesla-Tuner aus den USA hatte vor kurzem eine Filiale am deutschen Ring eröffnet, in der er seine Teile und deren Einbau anbietet. Ein Kunde namens Max habe die Runde mit seinem Model 3 Performance mit UP-Umbauten in 7 Minuten, 44 Sekunden und 3 Zehnteln zurückgelegt, und das „in traffic“, also trotz anderer Fahrzeugen auf der Strecke, schrieb UP.
Dabei blieb allerdings offen, welche Strecke genau Max mit dem Renn-Tesla gefahren war. Bei offiziellen Nürburgring-Rekorden geht es um die gesamte Nordschleife mit 20,8 Kilometern Länge, private Fahrer messen meist nur den knapp 2 Kilometer kürzeren „bridge to gantry“-Teil davon. Darauf wies ein Leser teslamag.de schon zu dem ursprünglichen Artikel über den gemeldeten Tesla-Rekord hin; eine Twitter-Nachfrage dazu bei UP blieb zunächst unbeantwortet.
quite impressive. just to clarify, is the time given bridge-to-gantry, so xx seconds less than a full nordschleife?
— TeslaMag.de (@teslamag) November 9, 2020
Sehr deutlich aber meldete sich der Sprecher des Nürburgring-Betreibers zu der Rekord-Meldung des Tesla-Tuners zu Wort: Eine solche Fahrt verstoße „massiv gegen unsere AGBs“ und sei „somit illegal“, schrieb er an teslamag.de. Generell und insbesondere im Rahmen der so genannten Touristen-Fahrten (bei denen mehrere Privatfahrer die Strecke gleichzeitig nutzen) seien unangemeldete Rekordversuche „strengstens verboten“. Solche Fälle und auch der aktuelle würden streng geahndet.
Offizielle Rekorde nur mit Notar
Was auf UP und den Fahrer des Model 3 zukommt, wollte der Sprecher auf Nachfrage nicht sagen, weil es Dritte betreffe. Er betonte, dass die strengen Regeln für Ring-Rekord zum einen aus Sicherheitsgründen gelten – Renn-Fahrten durch andere Autos auf der Stecke würden letztlich Menschenleben gefährden. Auf der anderen Seite wolle der Betreiber sicherstellen, dass Rekorde auf der Nordschleife diese Bezeichnung wirklich verdienen, und schreibe deshalb die genaue Strecke, geeichte Messtechnik, den Notar sowie eine Abnahme von Fahrzeug und Fahrer vor.
Tesla selbst hält sich bislang an die Ring-Regeln, wie im vergangenen Herbst erkennbar wurde. Zwar wurde damals auch von seinem Model S Plaid eine Zeit bekannt, die deutlich unter der des kurz vorher von Porsche für den Taycan gemeldeten Rekords lag. Aber gemessen und veröffentlicht wurde sie nicht von Tesla oder dem Fahrer, sondern von einem Auto-Magazin, dessen Ring-Kontakte mit der Stoppuhr am Rand der Strecke standen.