Selbst positive Analysten-Kommentare konnten Tesla an der Börse zuletzt keinen großen Schwung verleihen, aber zu Beginn dieser Woche sah es wieder etwas anders aus: In einem schwächlichen US-Gesamtmarkt legte die Tesla-Aktie am Montag um knapp 4 Prozent zu und schloss damit erstmals seit Mitte März wieder über 700 Dollar. Auslöser dürfte eine neue Einschätzung der kanadischen Investmentbank Cannacord Genuity gewesen sein. Denn der zuständige Analyst verdoppelte nicht nur sein Tesla-Kursziel auf eines der höchsten unter Börsen-Profis, sondern lenkte den Blick auch auf die Energie-Sparte – und zog dabei Parallelen zu Apple.
Aktualisierung: Am Dienstag legte die Tesla-Aktie beschleunigt weiter zu und schloss in den USA mit einem Plus von 8,24 Prozent bei 759,59 Dollar praktisch auf ihrem Tageshoch. Insgesamt bedeutet das Kursgewinne von gut 12 Prozent seit Freitag. Andere bedeutende Nachrichten wurden nicht bekannt, sodass weiter die Studie von Montag Wirkung zu zeigen schien. Anleger hätten das Energie-Geschäft von Tesla bislang nicht eingepreist, lautete eine der Schlagzeilen dazu.
„Tesla wird angreifen und erobern“
Tesla stehe davor, mit Energie-Erzeugung und Speicherung einen weiteren Billionen-Markt „anzugreifen und zu erobern“, zitiert die Finanzseite TheStreet aus der Cannacord-Studie. Das Kursziel für Tesla liegt jetzt bei 1071 Dollar nach zuvor 419 Dollar, die Empfehlung lautet auf Kaufen. Laut dem Magazin Barron’s ist Cannacord das siebte Anlage-Haus, das Tesla einen Kurs von mehr als 1000 Dollar zutraut. Das mit 1200 Dollar aktuell höchste Kursziel hat Ende Januar Piper Sandler veröffentlicht.
Kunden würden sich begeistert über die Software in den Elektroautos von Tesla und deren Vernetzung zeigen, schreibt Cannacord laut TheStreet in der aktuellen Einschätzung. Mittlerweile würden traditionelle Hersteller eilig auf den „Elektroauto-Megatrend“ aufspringen, aber Tesla sei schon dabei, sich auch bei Energie als „The Brand“ zu etablieren, also als die dominierende Marke. Noch sei das Angebot bei seinen Solar- und Speicher-Produkten begrenzt, aber wenn sich das ändere, würden Verbraucher stärker in das Tesla-Ökosystem der Elektrifizierung gezogen.
Energie-Ökosystem nach Apple-Muster
Der Cannacord-Analyst geht davon aus, dass Besitzer der Elektroautos von Tesla dort auch Photovoltaik und Powerwalls kaufen werden. Auf diese Weise baue Tesla ein allumfassendes Produkt-Ökosystem wie bei Apple auf, schrieb er laut Bloomberg. Der iPhone-Erfinder verkauft nicht nur Smartphones und Computer, sondern auch verschiedene Dienste dafür auf Abo-Basis. Ähnlich entwickle auch Tesla rasch ein „Apple-artiges Ökosystem von Energie-Produkten“ mit dem gemeinsamen Aspekt der Elektrifizierung.
Apple ist insofern ein Vorbild für Tesla, als die Elektroautos mitsamt ihrer Software-zentrierten Bedienung gern als iPhones auf Rädern bezeichnet werden. Davon abgesehen ist Apple das an der Börse wertvollste Unternehmen der Welt. Seine Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 2,2 Billionen Dollar, also etwa dreimal so viel wie die von Tesla.