In dem breiten Arbeitskampf gegen Tesla in Schweden hat das Unternehmen vergangene Woche einen juristischen Teilerfolg errungen: Ein Gericht wies das Verkehrsministerium an, Tesla kurzfristig die Kennzeichen zu übergeben, die wegen der Beteiligung von Post-Beschäftigten an dem Streik nicht verschickt werden konnten. Allerdings zeigt sich die Gewerkschaft IF Metall weiter ähnlich entschlossen wie die Gegenseite und will jetzt sogar internationale Unterstützung organisieren. Und bislang wohl unabhängig davon hat in den USA eine neue Tesla-Kampagne der dortigen Auto-Gewerkschaft UAW begonnen.
UAW will gesamte Auto-Branche organisieren
Unter ihrem neuen Präsidenten Shawn Fain tritt die UAW ungewohnt aggressiv auf. Das könnte man als gewerkschaftliches Marketing verstehen, aber die Verhandlungen mit den „Großen Drei“ aus Detroit endeten nach gut sechs Streik-Wochen in diesem Oktober mit einem Ergebnis nicht weit von der ursprünglichen Forderung von 40 Prozent mehr. Bei der nächsten Runde in 2028 wolle er mit Großen Fünf bis Sechs verhandeln, kündigte Fain anschließend an. Weil er zwischendurch auch Tesla und dessen CEO Elon Musk kritisiert hatte, war klar, dass auch der Elektroauto-Hersteller zum Ziel werden würde.
Frühere Kampagnen im Tesla-Werk Fremont waren erfolglos, doch jetzt sieht Fain nach eigenen Angaben bessere Chancen, berichtet Bloomberg. Versuchen will es die UAW jedenfalls: Am Mittwoch startete sie eine neue Aktion unter dem Motto „Autoworkers: Stand Up“, die sich an die Beschäftigten von Tesla und zwölf weiteren Auto-Unternehmen ohne gewerkschaftlich organisierte Fabriken richtet. Neben den deutschen Herstellern BMW, Mercedes und Volkswagen zählen dazu hauptsächlich japanische wie Toyota und Mazda sowie die amerikanischen Elektroauto-Startups Lucid und Rivian.
Jeder von ihnen wird in einem kämpferischen Video auf der Startseite zusammen mit Daten, die wirtschaftlichen Erfolg und hohe Management-Vergütungen zeigen sollen, kurz erwähnt. Weiter unten folgen in modernem Design kurze Texte mit ähnlichen Angaben zum jeweiligen Hersteller und die Aufforderung „Stand Up & Sign Your Union Card!“ an die Beschäftigten. Unter dem Link dazu kann man sich der Gewerkschaft tatsächlich gleich anschließen: Ein Formular ermöglicht die Eingabe von Name und Adresse mitsamt Auftrag an die UAW zur Vertretung bei Tarif-Verhandlungen. Im Fall von Tesla ist die Fabrik in Fremont voreingestellt, man kann aber auch die Gigafactorys in Nevada oder Texas oder die Megapack-Fabrik in Lathrop wählen.
Tesla-Chef zeigt sich grundsätzlich offen
Das ebenfalls als Gigafactory bezeichnete Tesla-Werk im US-Bundesstaat New York fehlt in der Auflistung. Manche von deren Beschäftigten im Autopilot-Team hatten bereits in diesem Februar eine Kampagne zur gewerkschaftlichen Organisierung gestartet, weil sie sich wie Roboter behandelt fühlten. Der Versuch endete mit ihrer Entlassung, aber wie laut einem Reuters-Bericht vergangene Woche das National Labor Relations Board der USA entschied, konnte Tesla diese mit der Leistung der Betroffenen rechtfertigen. Zwei weitere Gewerkschafter-Beschwerden sah das Gremium allerdings als gerechtfertigt an und erwartet jetzt ein Einigungsangebot des Unternehmens.
In einem langen Interview am Donnerstag, in dem Tesla-CEO Elon Musk unter anderem frühere Anzeigen-Kunden bei X beschimpfte, ging er auch auf die neue UAW-Kampagne ein. Hinter der strikten Ablehnung eines Tarif-Vertrags, die den Streik in Schweden auslöste, sollen Instruktionen von ihm persönlich stehen, doch für die USA zeigte er sich weniger grundsätzlich ablehnend: Er sei kein Freund von Gewerkschaften, weil sie ein Klassen-System schaffen würden, das es bei Tesla sonst nicht gebe, sagte Musk. Doch von ihm aus könnten die Beschäftigten ruhig abstimmen. Wenn sich dabei eine Mehrheit für Tarif-Verhandlungen mit der UAW ergebe, habe Tesla das verdient und auf gewisse Weise versagt.