Der Wächter- oder Sentry-Modus in den Elektroautos von Tesla hat schon zur Aufklärung vieler Fälle von Vandalismus beigetragen, aber wer ihn in Deutschland einsetzt, muss mit einer Verwarnung von Datenschutz-Behörden rechnen. Nach deren Ansicht zeichnen die Tesla-Kameras in dem Modus anlasslos auch unbeteiligte Personen auf, was nicht zulässig ist. In Jena aber hat sich ein Tesla-Besitzer davon offenbar nicht abschrecken lassen – und jetzt sucht die Polizei mit Sentry-Bildern aus seinem Fahrzeug nach Hinweisen auf ein Pärchen, das es wohl beschädigt hat.
Tritt gegen Einkaufswagen im Tesla-Video
Ob dieser Besitzer ebenfalls eine Datenschutz-Verwarnung bekommen hat, ist nicht bekannt. Sein Tesla aber trug nach Angaben der Polizei von dieser Woche bei dem Vorfall, der sich schon im August 2021 ereignete, „eine Beschädigung an der Heckklappe sowie am Stoßfänger“ davon. Denn als der Mann aus dem Supermarkt zurückkam, vor dem er geparkt hatte, stand direkt am Heck des Tesla ein Einkaufswagen. Eine Auswertung der Wächter-Aufnahme zeigte laut der Polizei-Meldung dann: Der männliche Teil eines Pärchens hatte den Wagen per Tritt gegen das Auto befördert.
Auf den Aufnahmen der Heck-Kamera des Tesla seien eine Frau und eine Mann mit einem Einkaufswagen auf dem Supermarkt-Parkplatz zu sehen, erklärt die Polizei Jena genauer. Die männliche Person habe dem Wagen einen Tritt gegeben, „sodass dieser gegen das Heck des Pkw“ stieß. Danach sei das Pärchen in Richtung des Supermarkt-Eingangs gegangen.
Teil der Meldung sind zwei Fotos, mit denen die Polizei jetzt nach Zeugen des Vorfalls sucht. „Wer kann Angaben zu den abgebildeten Personen machen?“, fragt sie. Die Bilder sind allerdings nicht sehr scharf. Auf dem zweiten ist das Pärchen zudem nur von hinten zu sehen. Es dürfte eher von der vorderen Kamera aufgenommen sein und zeigt, wie sich die beiden Arm in Arm entfernen. Nach Angaben der Polizei entstand durch den Einkaufswagen-Kick gegen den Tesla ein Schaden von 4000 Euro und sie ermittelt wegen Sachbeschädigung.
Polizei nutzt Wächter, Datenschützer warnen
Ob die späte Zeugen-Suche zur weiteren Aufklärung beitragen kann, wird sich zeigen. Auf jeden Fall lässt sie erkennen, dass der zumindest in Deutschland umstrittene Tesla-Wächter selbst in den Augen der Polizei einen Nutzen und damit wohl eine Berechtigung als modernes Hilfsmittel für ihre Arbeit hat.
Tatsächlich sehen auch deutsche Datenschützer einen Weg, wie die Funktion rechtskonform eingesetzt werden könnte: Tesla solle die Kamera-Aufzeichnung erst aktivieren, wenn eine Erschütterung registriert werde, schlug eine Sprecherin der Berliner Datenschutz-Behörde im April 2021 vor, nachdem sie teslamag.de die erste Wächter-Verwarnung aus ihrem Haus bestätigt hatte. Seitdem hat Tesla an seinem Wächter allerdings nichts verändert. Und im Dezember 2021 wurde der Redaktion ein weiterer Fall bekannt, in dem eine Datenschutz-Behörde (dieses Mal Nordrhein-Westfalen, aber wieder wegen einer Meldung aus Berlin) einen Tesla-Besitzer aufforderte, die Sentry-Funktion nicht mehr zu nutzen.