Bild: Tesla (Symbolfoto)
Eigentlich sollten alle seit April 2019 produzierten Elektroautos von Tesla mit der neuen und selbst entwickelten Computer-Hardware für autonomes Fahren, genannt FSD, ausgestattet sein, aber für Europa und China erwies sich diese Ankündigung von CEO Elon Musk als nicht richtig. Selbst einige Besteller neuer Teslas, die sich für die aufpreispflichtige Software-Option FSD entschieden, bekamen noch die vorige Hardware. Bei ihnen sollte sie in Europa ursprünglich ab März 2020 gegen den FSD-Computer getauscht werden, doch Tesla verschob den Start immer wieder. Zuletzt begannen einige Betroffene in Deutschland die Geduld zu verlieren – aber jetzt melden sie die ersten Termine für den lang erwarteten Tausch.
Musterschreiben von Tesla-Anwalt
Dabei geht es nicht nur um Teslas (hauptsächlich Model 3), die nach April 2019 gekauft wurden, sondern auch um ältere: Wer sie zuvor mit der FSD-Software bestellt hat, so kündigte CEO Musk bei der FSD-Vorstellung ebenfalls an, bekommt kostenlos die neueste Hardware, die leistungsfähig genug für autonomes Fahren sei. In den USA begann die Tausch-Aktion bei Tesla im Herbst 2019.
In den meisten europäischen Ländern dagegen tat sich nichts. Anfang März 2020 stellte Tesla im Web Europa-Termine ab demselben Monat in Aussicht, doch in mehreren Schritten wurde zuletzt das zweite Quartal dieses Jahres daraus. Deutsche Tesla-Besitzer verabredeten sich daraufhin in einem Forum, CEO Musk auf Twitter auf dieses Problem anzusprechen, was Mitte März tatsächlich geschah. Einige von nutzten zudem ein Musterschreiben eines spezialisierten Anwalts, um ihrem Wunsch nach baldigem Einbau des versprochenen FSD-Computers mit Fristsetzung von sechs Wochen Nachdruck zu verleihen.
Eine Reaktion von Musk oder Tesla darauf blieb zunächst aus, sodass manche schon fürchteten, auch das zweite Quartal werde in Deutschland ohne FSD-Tausch vergehen. Doch entweder hat das Twitter-Drängeln gewirkt oder Tesla ließ sich von den Anwaltsschreiben beeindrucken oder bislang fehlende Komponenten sind endlich verfügbar (oder eine Mischung aus all dem): Kaum hatte das neue Quartal begonnen, wurden Mitglieder des deutschen Forums Tesla Fahrer und Freunde (TFF) von Tesla-Personal kontaktiert – und bekamen zu hören, dass die neue Autopilot-Hardware jetzt wirklich eingebaut wird.
50 FSD-Computer pro Service-Standort
Zwar hatten schon vorher vereinzelt deutsche Tesla-Besitzer berichtet, sie hätten einen Tausch-Termin bekommen, doch der wurde stets noch abgesagt. Dieses Mal scheint das nicht der Fall zu sein. Denn erstens meldete in dieser Woche im TFF eine ganze Reihe von Betroffenen Erfolg. Und zweitens wurden dazu verschiedene Äußerungen aus lokalen Service-Zentren von Tesla zitiert, die Termine bestätigten. Außerdem hieß es konkret, jeder der deutschen Standorte werde zunächst 50 FSD-Computer zum Tauschen erhalten. Ähnliche Meldungen gab es aus anderen europäischen Ländern.
Fast genau zwei Jahre nach der FSD-Vorstellung im April 2019 dürften betroffene Tesla-Besitzer jetzt also tatsächlich nach und nach die verbesserte Hardware bekommen. Auf gewisse Weise ist das trotz der vielen Verschiebungen noch rechtzeitig. Denn der neue Computer ist zwar schneller und wird für das Erkennen von roten Ampeln und Stopp-Schildern benötigt, das mit der aktuellen Software bereits möglich ist. Die verbesserte Version, die ihrem Namen Full Self-Driving gerechter werden soll, ist aber in Europa noch nicht in Sicht. Derzeit läuft ein Beta-Test in den USA dafür, anschließend ist laut Tesla-Chef Musk zunächst Kanada an der Reihe.