In Europa erhöht Tesla seit Ende 2020 die Preise für Strom am Supercharger immer weiter. Mal in kleinen und mal in größeren Schritten wie zuletzt erst diese Woche ist Laden bei Tesla zum Beispiel in Deutschland seitdem um etwa 70 Prozent teurer geworden. Auf Begeisterung stößt das natürlich nicht, aber in Europa kann man zumindest auf andere Anbieter mit schnellen CCS-Ladesäulen ausweichen, die ebenfalls zunehmend zahlreich vorhanden und inzwischen teils billiger sind. In Nordamerika dagegen ist Tesla-Laden bislang rein proprietär – und nach Protesten wegen einer drastischen Preis-Erhöhung an Superchargern in Kanada gibt es jetzt zumindest einen Teil-Rückzieher.
Stufen machen Tesla-Laden in Kanada teurer
In Deutschland wird Supercharging wie in den meisten anderen Ländern seit langem nach Kilowattstunden abgerechnet, von denen jede jetzt 56-58 Cent kostet. In Kanada aber ist noch eine Messung in Minuten üblich, was für erhebliche schwankende Kilowattstunden-Preise abhängig von der erreichten Ladeleistung sorgt. Schon vorher hatte Tesla deshalb nach zwei Stufen differenziert – Laden mit bis zu 60 Kilowatt kostete halb so viel wie höhere Leistungen. Daraus wurden im November 2021 an Minuten-Standorten in den USA vier Stufen, und in diesem März kam dieses neue Preis-System auch nach Kanada.
Das Ergebnis war, dass Supercharging für manche Tesla-Fahrer um 70 Prozent teurer wurde – also wie über einen längeren Zeitraum in Deutschland, aber auf einen Schlag. In Kanada schwanken die Preise abhängig vom Standort stärker, aber zum Beispiel in Ontario bezahlte man pro Supercharger-Minute mit mindestens 180 Kilowatt Leistung plötzlich bis zu 2,05 kanadische Dollar (etwa 1,50 Euro). Selbst bei der ersten Stufe bis 60 Kilowatt nahm Tesla an manchen kanadischen Superchargern einen Cent mehr, und mit der zweiten bis 100 Kilowatt war in den meisten Fällen bereits der frühere Höchstpreis erreicht.
In Europa klagten Tesla-Fahrer in sozialen Medien über die vielen Supercharger-Preiserhöhungen, doch die Aufregung legte sich auch schnell wieder, und Reaktionen des Unternehmens darauf wurden nicht bekannt. Mit Blick auf Kanada zeigte sich CEO Elon Musk Ende März sogar gar nicht im Bild, als er von einem Twitter-Nutzer auf die teils drastisch höheren Preise angesprochen wurde: Er werde sich über die Gründe dafür informieren, kündigte Musk an. Später ergänzte er einen Hinweis auf die Minuten-Abrechnung in Kanada und schrieb, Tesla setze sich dafür ein, dass auf Kilowattstunden umgestellt werde.
Preis-Richtung für Supercharging gewechselt
Diese Umstellung ist bislang nicht erfolgt. Aber Tesla hat in seinem eigenen Verantwortungsbereich auf die laut dem Blog Drive Tesla Canada intensive und anhaltende Kritik in dem Land reagiert. Billiger wurden in dieser Woche offenbar an den meisten Superchargern die beiden oberen Kilowatt-Stufen, während der Preis für die unterste spürbar stieg. Was das insgesamt ausmacht, hängt weiterhin vom Standort und dem individuellen Leistungsverlauf beim Laden ab. Laut dem Bericht des kanadischen Blogs ergibt sich tendenziell nur eine leichte Ersparnis gegenüber dem stark erhöhten Stand von Anfang März. Aber zumindest die Richtung dürfte den auf Tesla-Laden angewiesenen Kunden in Kanada gefallen.