Nachdem er die Aufregung um das neuartige Coronavirus in der Anfangszeit mehrfach als übertrieben dargestellt hatte, überraschte Tesla- und SpaceX-CEO Elon Musk in diesem März mit dem Angebot, seine Unternehmen wenn nötig Beatmungsgeräte für schwer erkrankte Patienten produzieren zu lassen. Zudem beschaffte er gut 1000 dieser medizinischen Maschinen und ließ sie in den USA verteilen, und Tesla zeigte einen Prototypen für ein eigenes Gerät mit Teilen vom Model 3. Jetzt hat sich der große Medizintechnik-Hersteller Medtronic über die Zusammenarbeit mit den Musk-Unternehmen geäußert. Wichtiger als Tesla war dabei wohl die Raketen-Firma SpaceX.
„Hochkomplexes“ Ventil von SpaceX
Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie Anfang dieses Jahres sei die weltweite Nachfrage nach seinen Beatmungsgeräten auf beispiellose Niveaus gestiegen, berichtet Medtronic, und zunächst sei nicht klar gewesen, wie sie bedient werden könnte. Dann aber habe Tesla- und SpaceX-Chef Musk angerufen und einen Vorschlag gemacht: Er bot an, eine entscheidende Komponente für das modernste Modelle von Medtronic bei SpaceX produzieren zu lassen, ein so genannte Magnet-Proportionalventil (PSOL). Diese „hochkomplexe Stück Technik“ sei für die Steuerung des Luft- und Sauerstoff-Flusses im Gerät zuständig.
Schon bis Mitte März habe Medtronic die Produktion seiner modernsten Atem-Maschine um 40 Prozent gesteigert. Doch bis zum Auftreten von Tesla und SpaceX sei das immer noch viel zu wenig gewesen. Zwischendurch war davon die Rede, dass Tesla selbst ein älteres Atemgerät-Modell von Medtronic produzieren könnte. Dann habe man entschieden, dass SpaceX zusätzliche PSOLs liefern sollte – diese Ventile würden sowohl für Raketen als auch für Medizintechnik verwendet.
Musk-Firma als perfekter Partner
Die Ernsthaftigkeit des Corona-Engagements von Tesla- und SpaceX-Chef Musk war zum Teil angezweifelt worden, doch Aussagen von Medtronic zeichnen ein anderes Bild. SpaceX sei der „perfekte Partner“ gewesen, berichtet in dem Beitrag ein Ingenieur des Unternehmens – „wir hatten ihre besten Techniker, wir hatten ihre besten Entwickler“. Unter anderem hätten sich Mitarbeiter beteiligt, die später den ersten Start einer bemannten SpaceX-Rakete möglich gemacht hätten.
Tatsächlich wurde laut dem Medtronic-Bericht ein Raum bei SpaceX umgebaut, in dem zuvor Komponenten für die Rakete Falcon 9 und die Kapsel Dragon produziert wurden. „Sie haben buchstäblich fast über Nacht einen Bereich für die Raketen-Herstellung in eine Anlage für Atemgerät-Ventile umgebaut“, wird der Ingenieur weiter zitiert. In den kommenden acht bis zehn Wochen werde SpaceX rund 9000 Ventile für Medtronic produzieren, ungefähr gleich viele, wie das Unternehmen selbst im gesamten vergangenen Jahr geschafft habe.