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Scheitert Teslas Brandenburger Gigafactory an deutscher Bürokratie (und umgekehrt)?

Tesla-Autopilot

Bild: Tesla (Symbolbild)

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Nach der überraschenden Ankündigung von Tesla-CEO Elon Musk, die europäische Gigafactory für seine Elektroautos in Brandenburg anzusiedeln, war die Freude groß. Politiker hießen den kalifornischen Pionier willkommen, und begeistert wurde über neue Arbeitsplätze, hohe Investitionen und den Zuzug weiterer Unternehmen gesprochen. Mittlerweile aber ist Ernüchterung eingekehrt, weil die Umsetzung des ambitionierten Zeitplans schwieriger zu sein scheint als gedacht. Und wie der öffentlich-rechtliche Sender RBB jetzt berichtet, ist nicht einmal sicher, ob Tesla an dem Standort Grünheide östlich von Berlin festhält.

Musk selbst arbeitet stets im Höchsttempo, und der Bau der Gigafactory von Tesla in China, die innerhalb von nicht einmal einem Jahr fertiggestellt wurde, war nach seiner Einschätzung in absoluter Rekordzeit für so ein Projekt abgeschlossen. Möglicherweise ging er deshalb davon aus, in Deutschland mit ähnlicher Geschwindigkeit voranzukommen. Der Baubeginn in Grünheide soll nach den ursprünglichen Planungen im ersten Quartal 2020 erfolgen und die Produktion im Jahr 2021 beginnen.

Das ist schon etwas weniger ehrgeizig als bei der GF3 in China – und könnte sich trotzdem als nicht machbar erweisen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hatte in dieser Woche bereits für Verwunderung gesorgt, indem er öffentlich erklärte, der Bau der deutschen Gigafactory sei keineswegs schon in trockenen Tüchern.

Man solle diese Aussage nicht überinterpretieren, sagte eine Sprecherin Steinbachs dazu auf Nachfrage, wies aber ebenfalls darauf hin, dass es jetzt an Tesla sei, rechtzeitig genehmigungsfähige Anträge vorzulegen. Laut RBB wartet das zuständige Landesamt Umwelt auf Unterlagen des Unternehmens zu den Themen „Immission, Bau, Umwelt oder Wasserwirtschaft“, die zusammen bis zu 2000 Seiten Umfang haben könnten. Dann erst beginnt die Prüfung, etwa die Suche nach schützenswerten Tierarten auf dem Gelände.

In dem Bericht des RBB legte Minister Steinbach jetzt noch einmal nach. Zwar hat Brandenburg eine Task-Force eingerichtet, die intensiv mit Tesla zusammenarbeiten soll. Aber es werde keine „Lex Tesla“ geben, um die üblichen Verfahren abzukürzen, sagte Steinbach – die üblichen Vorgaben und Verfahren müssten vollständig eingehalten werden. Tesla wiederum melde „stündlich“ veränderte Wünsche und Anforderungen an, heißt es laut RBB aus der Task-Force.

Insgesamt, so der RBB, sieht es so aus, als könnte es knapp werden mit der Gigafactory 4 (GF4) in Brandenburg. Besonders heikel sei das Nahen der Vegetationsperiode im März: Ab dann sei es verboten, Bäume zu fällen, sodass die Bagger erst im September anrücken könnten, wenn der Wald auf dem Tesla-Wunschgelände nicht vor März gerodet ist. Ob Tesla in diesem Fall an Grünheide festhalten werde, sei unsicher. Aus dem Umfeld des deutschen Tesla-Managements, das bei den GF4-Planungen allerdings keine federführende Rolle spielt, ist jedenfalls zu hören, dass es wohl keinen „Plan B“ für die europäische Produktionsstätte gibt.

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