Bild: Tesla
Gemessen daran, dass der Anleger-Tag bei Tesla am vergangenen Mittwoch laut CEO Elon Musk Möglichkeiten zur langfristigen Wertschöpfung diskutieren sollte, war die Veranstaltung ein Misserfolg: Statt eine bessere Zukunft bei Tesla vorwegzunehmen und zu steigen, fiel die Tesla-Aktie im Verlauf des Investor Day nachbörslich und schloss am Tag darauf mit einem Minus von fast 6 Prozent. Zudem schickte er auch Aktien aus Zulieferer-Branchen auf eine Talfahrt, denn in Zukunft will Tesla weniger Siliziumcarbid und keine Seltenen Erden mehr verwenden.
Test-Hersteller reagiert auf Tesla
Der Einsatz von Siliziumcarbid-Chips in der Leistungselektronik für Elektroautos macht die von Tesla effizienter, und wird wie andere Innovationen verspätet auch von anderen Herstellern übernommen. Doch bei Tesla soll der Anteil solcher Chips in seiner nächsten Antriebsgeneration um volle 75 Prozent reduziert werden, sagte der Leiter dieses Bereiches bei dem Anleger-Tag. Das führte dazu, dass verschiedene Chip-Aktien einschließlich der von STMicroelektronics als dem führenden Ausrüster am Donnerstag verloren.
Wohl am schwersten erwischte es Aehr Test Systems, dessen Aktie am Donnerstag rund 15 Prozent abrutschte. Noch am selben Tag reagierte das Unternehmen mit einer detaillierten Presse-Mitteilung auf den Anleger-Tag bei Tesla und bezog sich mehrmals direkt darauf. Aehr gehe nicht davon aus, dass sich die Nachfrage nach den eigenen Test-Systemen im selben Maß verringern werde, heißt es darin. Tesla habe erkennen lassen, dass die Umstellung nur die nächste Elektroauto-Generation betreffe und zudem größere und stärkere Chips verwenden zu wollen. Die Zahl der zu testenden Wafer werde deshalb weniger stark sinken.
Tatsächlich erholte sich die Aehr-Aktie daraufhin von den Tagestiefs, und am Freitag verzeichnete sie ein Plus von 5,6 Prozent. Ähnlich war der Verlauf bei Wolfspeed, einem direkten Hersteller von Siliziumcarbid-Halbleitern. Und eine weitere Branche erlebte eine ähnliche Entwicklung: die für Seltene Erden. Auf diese will Tesla beim nächsten Antrieb komplett verzichten (s. Foto oben). Eine Beruhigung dazu kam dann nicht von einem der betroffenen Unternehmen selbst, sondern von Marktforschern.
Alle Elektroautos ohne Seltene Erden?
Die Nachfrage nach Seltenen Erden nehme im Zuge des Umstiegs auf saubere Energie dramatisch zu, was sie nicht nur schwer zu bedienen mache, sondern auch Umwelt- und Gesundheitsrisiken mit sich bringe. Also werde Tesla bei seinem nächsten Antrieb auf Magnete damit verzichten, zitiert Adamas Intelligence in einem ebenfalls noch am Donnerstag veröffentlichten Kommentar den Antriebschef. Zu erwarten sei ein Wechsel auf permamenterregte Synchronmotoren (PMSM) auf Ferrit-Basis.
Von dieser Tesla-Entscheidung zeigt sich Adamas in mehrerer Hinsicht erstaunt. So sei der Verweis auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken von Seltenen Erden im Vergleich zu Ferrit nicht unbedingt angemessen – vor allem bei neueren Abbau-Projekten außerhalb Chinas könne deren Lebenszyklus insgesamt sauberer sein. Zudem müsse man mit Ferrit-PMSM Nachteile entweder beim Gewicht oder bei der Effizienz in Kauf nehmen.
Auf jeden Fall mache Tesla derzeit nur 2-3 Prozent des weltweiten Marktes für Seltene-Erden-Magneten in Antriebsmotoren aus. Diese könnten im Extremfall verloren gehen, schreiben die Marktforscher, schließen also nicht aus, dass Tesla hier anders als bei Siliziumcarbid bei allen Motoren umsteigt. Dennoch werde sich die Nachfrage bis 2035 insgesamt verdreifachen und die Produktion lediglich verdoppeln.