Einer der frühesten Konkurrenten für das Tesla Model 3 in Europa war das schlicht 2 getaufte Elektroauto der Marke Polestar, die teils dem schwedischen Hersteller Volvo Cars und teils dessen chinesischem Eigentümer Geely Group gehört. Trotz moderner Technik und einer ansprechenden Gestaltung fand es allerdings relativ wenige Käufer, während das Model 3 noch 2022 die zweithöchsten Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland verzeichnete, nur übertroffen vom Model Y aus dem gleichen Haus. Im Modell-Jahrgang 2024 aber sollen beim Polestar 2 wichtige Daten besser werden und manche Versionen mehr Reichweite bieten als das Model 3.
Polestar 2 kommt Tesla Model 3 nah
Insbesondere in diesem Punkt machte der Tesla dem chinesisch-schwedischen Konkurrenten trotz ungefähr gleicher Batterie-Größe zunächst etwas vor: Nach WLTP ist sie für das Model 3 mit bis zu 626 Kilometern angegeben, beim Polestar 2 waren es bislang maximal 542 Kilometer und bei der eher vergleichbaren Version mit Allrad-Antrieb sogar nur 482 Kilometer. Nach diesem Kriterium fiel die Entscheidung also leicht, zumal der Polestar wie die meisten Tesla-Konkurrenten weniger schnell beschleunigte und langsamer lud.
Mit der in dieser Woche angekündigten Auffrischung aber rückt der Polestar 2 in jeder Hinsicht näher heran und ist zum Teil sogar vorn. In der Ausführung Long Range Single Motor soll er bis zum Laden jetzt 635 Kilometer weit fahren, 9 Kilometer mehr als das Model 3 in der Ausführung Long Range mit aufpreisfreien 18-Zoll-Felgen. Der Tesla hat allerdings einen Allrad-Antrieb. Mit dem gibt es auch den aufgefrischten Polestar, aber dann sinkt die Norm-Reichweite auf 592 Kilometer.
Die elektrischen Verbesserungen ergeben sich durch einen etwas vergrößerten Akku und verbesserte Antriebe mit Siliziumkarbid-Invertern, wie Polestar in einer Presse-Mitteilung erklärt. Gleichzeitig bekamen alle Varianten mehr Leistung, wodurch auch die Beschleunigung dem Model 3 näher kommt. Dessen 3,3 Sekunden bis 100 km/h erreicht allerdings selbst die stärkste Version nicht – der Polestar 2 als Longe Range Dual Motor mit Performance-Paket braucht jetzt 4,2 Sekunden dafür. Interessant bei der Variante mit nur einem Motor: Der Antrieb wurde von vorn nach hinten wie bei Tesla verlegt, was laut dem Hersteller „ein ganz neues Level“ beim Fahrerlebnis bedeutet.
Aufgewertetes Elektroauto teurer geworden
Die Akku-Größe des Long-Range-Polestar wird jetzt mit 82 Kilowattstunden angegeben, was ein Brutto-Wert einschließlich Reserve sein dürfte. Das Tesla Model 3 LR für den chinesischen und europäischen Markt hat brutto 78 Kilowattstunden, kommt also mit etwas weniger Strom aus. Beim Standard-Polestar bleibt der Akku 69 Kilowattstunden groß gegenüber etwa 60 Kilowattstunden beim kleinsten Model 3. Mit 518 WLTP-Kilometern ist die Reichweite trotz serienmäßiger 19-Zoll-Felgen ebenfalls höher als bei dem Tesla.
Auch die neue Ladeleistung bei Polestar kann sich im Vergleich zu Tesla sehen lassen. Die Spitze von 205 Kilowatt bzw. 135 Kilowatt beim kleineren Akku ist zwar weiterhin niedriger, aber näher an den 250 Kilowatt und 170 Kilowatt beim Model 3, die zudem nur kurz erreicht werden. Mit der Aufwertung erhöhte Polestar allerdings auch die Preise, während Tesla seine Anfang Januar senkte. Der kleinste Polestar ist dadurch mit 50.775 Euro teurer als das entsprechende Model 3. Wer auf Allrad verzichten kann, kommt mit der Version Long Range Single Motor aber weiter und mit 54.475 Euro billiger davon als mit dem mittleren Model 3: Der Tesla steht zwar mit 53.990 Euro im deutschen Konfigurator, doch dabei ist anders als bei Polestar der Hersteller-Beitrag zum Umweltbonus schon abgezogen.