Die Veranstaltung in der Tesla-Gigafactory in Texas in der Nacht auf diesen Donnerstag war offen an Anleger gerichtet: Sie trug den Titel Investor Day, doch gemessen an der Reaktion der Adressaten war sie eine Enttäuschung – je länger sie dauerte, desto tiefer rutschte die Tesla-Aktie nachbörslich ins Minus. Dass der von CEO Elon Musk angekündigte dritte Teil seines Master-Plans im Prinzip fehlte, dürfte Anleger nicht weiter gestört haben, denn sie kennen ja schon die ersten zwei. Doch auch konkrete Informationen über die Elektroauto-Plattform der nächsten Generation, um die es laut der Einladung gehen sollte, blieben weitgehend aus.
Musk mit überschaubarem Master-Plan
Den Master-Plan-Teil der Veranstaltung stellte eine Folie dar, die Musk zu Beginn seiner Präsentation zeigen ließ. 240 Terawattstunden Speicher-Kapazität in Elektroautos und fest installierten Akkus würden für eine Ökonomie auf der Grundlage nachhaltiger Energie gebraucht und dazu 30 Terawatt erneuerbare Erzeugungskapazität, hieß es darauf. Das erfordere Investitionen in Höhe von 10 Billionen Dollar, aber nicht allein von Tesla, und sei ohne unlösbare Ressourcen-Probleme zu stemmen – und wegen der höheren Effizienz von Strom mit weniger Rohstoff-Abbau als für das aktuelle fossile System.
Er wolle eine „Botschaft der Hoffnung und des Optimismus“ verkünden, erklärte der Tesla-Chef dazu: Eine Ökonomie mit nachhaltiger Energie sei in Reichweite, und könne noch während der Lebenszeit aller Menschen erreicht werden, die sich als „investiert“ in die Erde verstehen. Ein detailliertes Whitepaper dazu werde bald veröffentlicht, vertröstete Musk auf Twitter, wo er sich während der Veranstaltung teils auch mit anderen Themen beschäftigte.
Die anwesenden Analysten hätten vielleicht lieber gewusst, was der Plan für Tesla-Anleger bedeutet, aber darum ging es bei dem Investor Day nicht direkt. In einer Fragerunde am Ende war Musk zudem zwar auch mit Blick auf das eigene Unternehmen optimistisch, verriet aber keinerlei Details über das Elektroauto zu 50 Prozent niedrigeren Kosten, das er im Oktober 2022 erstmals erwähnt hatte. Nachfragen zur Nachfrage, die für viele Beobachter angesichts der Wachstumspläne bei Tesla eine große Rolle spielt, tat Musk zudem im Prinzip ab: Wenn die eigenen Elektroauto bezahlbar genug seien, gebe es „verrückte“ Nachfrage danach, und viel schwieriger sei es, die vielen Fahrzeuge zu produzieren und die Lieferketten dafür zu organisieren, sagte der Tesla-Chef.
Billigerer Tesla erst aus neuer Fabrik
Sein Chef-Designer Franz von Holzhausen hatte zuvor erklärt, er würde liebend gern „das Auto der nächsten Generation“ zeigen, was aber leider nicht möglich sei. Stattdessen fand es sich verhüllt auf vielen von anderen Mitgliedern der Tesla-Führung gezeigten Folien wieder, in einem Fall zusammen mit einem weiteren Fahrzeug unter einer Hülle. Später wehrte Musk Analysten-Fragen dazu einschließlich eines möglichen Start-Termins ab. Er ließ aber durchblicken, dass das noch namenlose neue Elektroauto zunächst nicht in einer der vier bestehenden Tesla-Fabriken produziert werden soll, sondern erst in einer neuen.
Our next Gigafactory will be in Mexico, manufacturing our next-gen vehicle pic.twitter.com/bk0IKrGtaZ
— Tesla (@Tesla) March 2, 2023
Konkreter sagte Lars Moravy, Vice-President für Fahrzeug-Engineering, dass es in der neuen Gigafactory in Mexiko gebaut werden soll. Auch dazu hatten Anleger mehr Informationen erwartet, nachdem der Präsident des Landes schon am Vortag verraten hatte, dass Tesla sich für diesen Standort entschieden hat. Doch er kam erst am Ende kurz zur Sprache, und auf Twitter bestätigte das Unternehmen nur allgemein, dass seine nächste Gigafactory in Mexiko entstehe und das Fahrzeug der nächsten Generation produzieren werde. Das werde in „enormem Volumen“ geschehen und so bald wie möglich, ergänzte Moravy dazu noch.
Informationen darüber, wie Tesla die Kostensenkung um 50 Prozent im Vergleich zu seinen heutigen Volumen-Elektroautos (also Model 3 und Model Y) erreichen will, gab es im Verlauf des Investor Day ebenfalls, aber nur recht abstrakte. Zu ungefähr gleichen Teilen sollen die Einsparungen auf dem Fahrzeug selbst, seiner Batterie und dem Antrieb sowie Produktion und weiteren Faktoren beruhen.
Eine konkrete Neuigkeit dazu war, dass Tesla ab dem Cybertruck auf eine Spannung von 48 Volt für das Bordnetz umsteigen will. Der Antrieb soll durch verschiedene Innovationen wie dem Verzicht auf seltene Erden und weniger Siliziumkarbid 1000 Dollar weniger kosten als bisher. Und Tesla plant eine weiter verschlankte Produktion, in der Komponenten-Gruppen vormontiert und erst am Ende zum kompletten Elektroauto zusammengesetzt werden, was weniger Platzbedarf und schnelleres Arbeiten ermöglichen soll (s. Grafik oben).
125 Mrd. Dollar Investitionen bei Tesla?
Neue Informationen gab es auch zu der Batterie-Produktion bei Tesla, aber nicht unbedingt gute: Teil des dafür vorgesehenen Prozesses ist eine trockene Beschichtung von Elektroden, und zu diesem Aspekt sagte Technik-SVP Drew Baglino, hier würden jede Woche Fortschritte gemacht – was bedeutet, dass er noch nicht im Griff ist. Musk erklärte dazu, es sei wahrscheinlich, dass in diesem Jahr ein hohes Volumen bei der Trockenbeschichtung erreicht werden könne, ohne Zahlen zu nennen.
Vielleicht stärker im Sinn der anwesenden Analysten erklärte in der Fragerunde Teslas Finanzvorstand Zachary Kirkhorn, man werde weiter die Kosten senken und habe vor, weiterhin „gesunde“ Bruttomargen allein mit den eigenen Elektroautos zu erzielen. Software-Einnahmen kämen potenziell noch hinzu. CEO Musk hatte zuvor die Aussage wiederholt, seiner Meinung nach komme bei künstlicher Intelligenz für die reale Welt kein anderes Unternehmen Tesla auch nur nah. Ansonsten aber war von dem Dauerthema FSD wenig zu hören – möglicherweise weilzunehmend Klagen und Untersuchungen gegen Tesla dazu laufen.
Eine ganz konkrete Zahl schließlich kassierte Kirkhorn fast am Ende der Veranstaltung wieder ein. Zuvor hatte er eine Folie gezeigt, laut der Tesla (jetzt offenbar ohne das frühere Zieldatum 2030) weiterhin 20 Millionen produzierte Elektroautos pro Jahr anstrebt. Zusammen mit 1 Terawattstunde an stationären Speichern sowie mehr Batterie-Produktion, Service und Ladestationen erfordere das Investitionen von 150-175 Milliarden Dollar, von denen 28 Milliarden Dollar schon geflossen seien, stand auf der Folie. Das ließ auf mindestens rund 125 Milliarden Dollar weitere Tesla-Investitionen in den nächsten Jahren schließen. Doch Kirkhorn sagte dazu, die Angabe sei keine Prognose gewesen, sondern nur ein Einblick in das, was nach einer groben Schätzung aus dem Cashflow möglich wäre.