Kaum ist nach gut sechs Wochen der Streik bei den Großen Drei der US-Autoindustrie beendet, verstärkt die Gewerkschaft UAW wie von ihrem Chef Shawn Fain angekündigt ihre Bemühungen, auch bei Tesla Fuß zu fassen. Fain will bis zur nächsten Verhandlungsrunde 2028 dafür sorgen, dass aus den Großen Drei fünf oder sechs geworden sind, und Tesla als Elektroauto-Marktführer ist ein offensichtliches Ziel. In seinem Stammwerk in Fremont sollen UAW-Mitglieder schon ein Organisationskomitee gebildet haben.
UAW-Vertreter bei Tesla aktiv
Nach Ford und Stellantis fand am Montag auch General Motors (GM) eine vorläufige Einigung mit der UAW, sodass der erste Streik bei allen Großen Drei aus Detroit gleichzeitig als beendet gelten kann. Die Gewerkschaft hatte zunächst fast 40 Prozent höhere Bezahlung gefordert, herausgekommen sind offenbar eher 20 Prozent. Bei Ford zum Beispiel soll der durchschnittliche Stundenlohn einschließlich Nebenleistungen von 64 Dollar auf 75-78 Dollar steigen.
Dennoch gilt der Abschluss als Erfolg für die UAW, und den Schwung daraus will sie laut ihrem Chef nutzen, viele weitere Auto-Beschäftigte und -Fabriken in den USA gewerkschaftlich zu organisieren. Neben Tesla hatte Fain zuvor auch Toyota und Honda als Pool für zukünftige Mitglieder genannt. Und wie die Agentur Bloomberg nach der GM-Einigung am Montag berichtete, hat die Werbung um sie im Stammwerk des Elektroautos-Herstellers bereits begonnen.
Ein Organisationskomitee der UAW spreche mit Kollegen bei Tesla in Fremont über die Vorteile von kollektiven Tarif-Verhandlungen, schreibt Bloomberg unter Berufung auf eine informierte Person. Die Gewerkschaft habe zugesagt, für die Kampagne in dem kalifornischen Tesla-Werk mit etwa 20.000 Beschäftigten alle erforderlichen Ressourcen bereitzustellen.
Misserfolg neuer Kampagne erwartet
Das hört sich nach einem „Tesla-Blitz“ an, wie ihn die IG Metall vor kurzem um die deutsche Gigafactory herum veranstaltete – wobei die US-Gewerkschaft auf Bloomberg-Anfrage nicht kommentieren wollte. Ein früherer Beschäftigter in Fremont sagte der Agentur, mit Sicherheit wolle die UAW in dem Tesla-Werk Fuß fassen. Er war selbst an einem solchen Versuch vor einigen Jahren beteiligt und prognostizierte, dass auch der neue scheitern werde.
Shifting gears to $TSLA. Bloomberg reporting UAW starting to organize at Fremont.
Union is immeditaly trying to capitalize on their success with Big Three.
— Gene Munster (@munster_gene) October 31, 2023
Im Jahr 2016 hatte Tesla-CEO Elon Musk persönlich Bemühungen um eine UAW-Mehrheit kritisiert und auf Twitter indirekt mit der Streichung von Aktien-Optionen für den Erfolgsfall gedroht. Das und die Entlassung eines UAW-Aktivisten wurde von einem Gericht für illegal erklärt, wogegen Tesla aber in die nächste Instanz gegangen ist. Der Investor Gene Munster ging am Dienstag ebenfalls davon aus, dass auch die neue Fremont-Kampagne scheitert. Mit 20 Prozent höheren Löhnen rechnet er nach dem Abschluss mit den bislang Großen Drei aber auch bei Tesla.