Nach Ansicht von Analysten profitieren Tesla und andere Auto-Hersteller in den USA, deren Beschäftigte nicht gewerkschaftlich organisiert sind, erheblich von den Streiks, mit denen die UAW seit etwa einem Monat Fabriken von Ford, General Motors (GM) und Stellantis lahmlegt – und der Executive Chairman von einem dieser „Big 3“ aus Detroit sieht das genauso. Konkurrenten wie Toyota, Honda und Tesla würden den Streik lieben, sagte am Montag der Gründer-Urenkel Bill Ford in einer Rede (s. Foto). Stattdessen sollten die UAW-Mitglieder zusammen mit der Ford-Führung gegen diese sowie chinesische Konkurrenz antreten.
Ford gegen Tesla und asiatische Hersteller
Laut einem Bericht der New York Times (NYT) spielte Ford damit darauf an, dass hohe Abschlüsse mit der Gewerkschaft UAW nach Ansicht von Beobachtern in der Vergangenheit die Position der Großen Drei geschwächt haben. Die Fähigkeit, in die Zukunft zu investieren, sei das Herzblut des eigenen Unternehmens, sagte er. Wenn Ford diese verliere, werde man auch im Wettbewerb verlieren und viele Jobs würden verschwinden.
Der Preis eines Scheiterns der Verhandlungen sollte jedem klar sein, sagte Ford weiter. Zu hohe Arbeitskosten würden die gesamte US-Wirtschaft belasten. Also rief der Urenkel des Gründers Henry Ford Mitglieder der UAW dazu auf, zu einer Einigung zu kommen, um dann zusammen gegen „die wahre Konkurrenz“ zu kämpfen. Diese bestehe in Tesla und ausländischen Auto-Herstellern ohne Gewerkschaft im Haus einschließlich chinesischer, die den US-Markt erschließen wollen.
Existenziell gefährdet sehen die meisten Analysten die US-Autoindustrie zwar noch nicht, warnen aber, dass der Streik zunehmend ihre Elektroauto-Pläne in Frage stellt. Ford sagte in seiner Rede, er glaube immer noch an eine leuchtende Zukunft, und bezeichnete die Auto-Industrie als wichtige Kraft für das Gute in den USA. In vergangenen Kriegen habe Ford Material geliefert und in der Coronavirus-Pandemie medizinische Schutzausrüstung. Heute sei es wichtiger als je zuvor, eine leistungsfähige Produktionsbasis im eigenen Land zu haben.
UAW-Chef: Beschäftigte bei Tesla keine Feinde
Der Ford-Chairman spielte also die nationale Karte – nicht unbedingt passend, wenn man bedenkt, dass alle vier Modelle von Tesla zuletzt als diejenigen mit dem höchsten amerikanischen Anteil bei Komponenten und Produktion eingestuft wurden. Der UAW-Chef zeigte sich von dem Appell jedenfalls weiter unbeeindruckt: Beschäftigte bei Tesla, Toyota, Honda und anderen Herstellern seien keine Feinde, sondern zukünftige UAW-Mitglieder, erklärte er laut NYT. Die Gewerkschaft kämpfe auch nicht gegen Ford, sondern gegen gierige Unternehmensführungen.