Der Supercharger-Standort Dietikon nahe Zürich ist eigentlich einer der angenehmeren bei Tesla: Im Frühjahr 2019 wurde er eröffnet und bot als damals erster in Europa nicht nur schnelle Gleichstrom-Ladungen, sondern auch einen schicken Aufenthaltsraum mit Kinder-Ecke und Shop. Ein Schweizer Kunde machte dort jetzt allerdings sehr unschöne Erfahrungen: Weil er beim Warten keine Maske trug, wurde er nach seiner Darstellung vom Leiter der Tesla-Station bedroht, beschimpft und körperlich angegangen.
Aktualisierung: Ein Vertreter von Tesla hat zu dem Vorfall Stellung genommen und betont, dass es sich bei dem Angreifer nicht um einen Mitarbeiter des Unternehmens handle. Zwar werde in dem Gebäude Tesla-Merchandise verkauft, „aber das hat mit uns überhaupt nichts zu tun“. Der in dem Video später gezeigte Ausweis sei lediglich von einem Tesla-Club ausgestellt gewesen, sein Träger habe gegenüber der Polizei selbst bestätigt, nicht zu Tesla zu gehören.
YouTube-Kanal mit Kritik an Corona-Politik
Daniel Stricker betreibt den YouTube-Kanal StrickerTV mit 11.600 Abonnenten, den er vor vier Monaten offenbar aus Protest gegen die Coronavirus-Politik seiner Regierung eingerichtet hat. Eine „wunderschöne“ Lounge gebe es an dem Supercharger in Dietikon, sagt er in einem aktuellen Video. Weil er aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen dürfe, vermeide er derzeit Besuche an solchen öffentlichen Orten. Bei einem Tesla-Standort sei er aber davon ausgegangen, dass nichts Unangenehmes passieren werde.
Doch weit gefehlt. Er habe kurz in den Tesla-Shop an dem Supercharger geschaut, wo er aber von einer Mitarbeiterin (ohne Maske) auf die dortige Maskenpflicht hingewiesen wurde, erzählt Stricker im Video. Er habe sich dann in den Lounge-Bereich gesetzt. Schon nach zwei Minuten begann nach seinen Worten dann die erste Szene, die er per Video dokumentierte. Darin ist nicht alles zu erkennen und zu hören, aber man sieht einen Mann und versteht, dass er den Kunden sofort duzt und von dessen „Scheiß-Kamera“ spricht.
https://www.youtube.com/watch?v=6oDHX56-SfE
Gleich darauf wird das Bild kurz schwarz, offenbar weil der ladende Tesla-Kunde körperlich angegangen wird, während mehrfach „raus jetzt hier“ zu hören ist; inzwischen ist auch die Frau aus dem Shop beteiligt, die sich der Aufforderung laut anschließt. Dann sieht man wieder etwas, und Stricker versucht zu erklären, dass er nur noch zwei Minuten in der Lounge sitzen wolle. Der Kontrahent verwendet in seiner Replik die Formulierung „wegen solchen Arschlöchern wie dir“. Der YouTuber erwähnt, dass er ein Masken-Attest habe, was dem Tesla-Mann nach seinen Worten aber „egal“ ist.
Tesla-Kunde blutet am Handgelenk
Von gegenüber ist dann ein anderer Kunde zu sehen, der den Mann ohne Maske ebenfalls kritisiert, dabei aber zivil bleibt; von dem YouTuber wird er als „Blockwart“ bezeichnet. Außerdem schwenkt er kurz auf die Frau aus dem Shop – und dann ändert sich jäh die Perspektive, offenbar weil seine Kamera weggerissen oder -geschlagen wird. Irgendwann in dieser Szene muss der YouTuber ein blutiges Handgelenk davongetragen haben, das er in dem Video präsentiert. Nach seiner Darstellung kam es dazu, als der andere Mann ihn am Fuß aus der Lounge schleifen wollte.
Der so Beschuldigte sagt in einem zweiten Video-Ausschnitt dazu, der Wartende habe sich die Verletzung mit seiner Brille selbst beigebracht. Aber darin sind noch weitere unschöne Aktionen zu sehen. In einer Minute werde er gehen, kündigt Stricker an, während er wechselnd von dem Mann, der Shop-Frau und dem zweiten Wartenden (den er erneut als Blockwart bezeichnet) zum Gehen aufgefordert wird. Dabei bezeichnet sich der erste Mann auf Nachfrage als zu Tesla gehörig und zeigt sogar sein Namensschild. Die Mitarbeiterin im Shop sei seine Frau und habe nach der Begegnung mit dem Tesla-Fahrer fast geweint – „jetzt verpiss dich endlich“.
Supercharger-Vorfall hat ein Nachspiel
Immerhin ohne weitere körperliche Angriffe geht die Szene dann zu Ende, aber der Mann mit dem Tesla-Ausweis scheint tatsächlich die Beherrschung verloren zu haben. Unter weiterem Schimpfen öffnet er dem Kunden mit dem weiter blutenden Handgelenk die Tür, doch als der beim Gehen noch einmal zurück in die Lounge filmt, droht der Mitarbeiter ihm Schläge an und bezeichnet ihn als „alte Drecksau“. Stricker revanchiert sich mit einem in den Raum gerichteten „Nazi“ (der Tesla-Mann hat einen westdeutschen Akzent), die Video-Szene endet draußen im Regen am Supercharger.
Die gerufene Polizei habe zu ihm gesagt, dass beide Seiten zu dem Vorfall beigetragen hätten, berichtet Stricker abschließend, er habe aber darauf beharrt, sich völlig korrekt verhalten zu haben. Der Angreifer habe sich erst spät als Tesla-Mitarbeiter bezeichnet und das Filmen sogar zweimal explizit erlaubt, weshalb er auch die Videos veröffentliche. Gegen eine Entschuldigung und eine Entschädigung für seine kaputte Brille hätte Stricker nach seinen Worten auf eine Strafanzeige verzichtet, aber der Mann, der den Tesla-Standort Dietikon laut dem YouTuber als externe Kraft leiten soll, sei dazu nicht bereit gewesen. Also wird die Angelegenheit wohl ein juristisches Nachspiel haben.