Von einem Mangel an Hybris kann man bei Tesla nicht sprechen – zumindest nach den ersten Zeilen eines durchgesickerten Leitfadens für Tesla-Mitarbeiter zu urteilen. Denn schon der Anfang des „Anti-Handbuch-Handbuchs ” — so der offizielle Titel — hat es in sich:
Wir sind Tesla. Wir verändern die Welt. Wir sind bereit, alles neu zu denken. Wir sind anders und das gefällt uns. Dass wir anders sind, erlaubt uns zu tun, was niemand sonst tut; das zu schaffen, wovon andere uns sagen, es sei unmöglich.
Regeln werde man als Mitarbeiter in dem Dokument vergeblich suchen, heißt es weiter. Diese definierten schließlich nur das niedrigste Niveau, das sich ein Mitarbeiter erlauben könne, ohne dass ihm die Tür gewiesen werde. Stattdessen bevorzuge man Mitarbeiter „die Freude daran haben, sich jeden Tag zu Höchstleistungen zu treiben.” Wer das nicht in sich habe, werde „woanders erfolgreicher” sein.
Dann geht das Dokument auf vier Seiten sehr kurz auf alle möglichen Alltagsszenarien ein, und darauf, was Tesla von seinen Mitarbeitern erwartet. Und auch hier ist der Ton immer wieder ungewöhnlich direkt.
Im Unterpunkt „Kommunikation” wird deutlich gemacht, dass jeder Mitarbeiter stets den schnellsten Weg nutzen sollte, um ein Problem zu lösen, auch wenn das bedeute, den Tesla-CEO Elon Musk selbst anzuschreiben oder anzurufen: „Du kannst hier mit jedem ohne jede Erlaubnis reden.” Unter „Aufgaben am Arbeitsplatz” wird aktives Nachdenken und Nachfragen zur Tugend erklärt. Es liege in der Verantwortung jedes einzelnen Mitarbeiters zu verstehen, was von ihm oder ihr erwartet wird. „’Hat mir niemand gesagt‘ ist eine Ausrede, die wir hier niemals gelten lassen.”
CEO Musk hat seine Mitarbeiter in der Vergangenheit immer wieder dazu angespornt, ihr Äußerstes für das Unternehmen zu geben, zum Beispiel zur ersten „Auslieferungswelle” des Model 3 zum Jahresbeginn 2019. Offenbar hat das der Stimmung in der Belegschaft insgesamt nicht sonderlich geschadet. Laut einer Umfrage vom Dezember 2019 sind Tesla-Mitarbeiter die fünftglücklichsten unter Tech-Unternehmen in USA. Und das trotz — oder womöglich wegen — Handbuch-Ansagen wie diesen:
„’Du bist zu spät‘ ist ein Satz, den man Schulkindern sagt … Wir sind hier nicht in der Schule”, wird klargestellt. Natürlich gebe es Unfälle, „aber nicht jeden Montag in der Football-Saison.” In der Sektion „Nicht auftauchen, nicht anrufen” wird dann vollends klar, was die Tesla-Führung von unentschuldigtem Fernbleiben hält:
Wenn Du nicht bei der Arbeit erscheinst und nicht anrufst, müssen wir davon ausgehen, dass Du ein Arsch bist.
Das waren nur ein paar Highlights (wobei man das im letzten Zitat von Tesla verwendete Wort „jerk“ auch sanfter als Trottel, aber auch noch drastischer übersetzen kann). Wer sich das ganze Dokument durchschauen will, kann es hier als PDF herunterladen.