Bild: Tesla (Archiv)
Häufiger als von etablierten Medien lässt sich Tesla-Chef Elon Musk von Fans befragen, aber anlässlich seiner Wahl zur Person der Jahres 2021 bei zwei der wichtigsten Publikationen im englischsprachigen Raum gab er auch diesen Interviews. Mit dem Magazin Time sprach er unter anderem über die Vorteile von Dogecoin gegenüber Bitcoin, und auch die Financial Times bekam für ihr Porträt Aussagen direkt aus dem Mund von Musk. Eine davon: Wirklich autonomes Fahren mit dem Autopilot-System wird fast garantiert kommen – aber selbst der Tesla-Chef weiß nicht, wann es so weit ist.
Tesla-Chef wird bei FSD vorsichtiger
Wörtlich lautet das übersetzte Musk-Zitat zu diesem Thema in der Financial Times: Er sei zu „99,9 Prozent – das können Sie auf 100 Prozent aufrunden – sicher, dass Full Self-Driving funktionieren wird. Die Frage ist nur wann“. Als Full Self-Driving oder kurz FSD wird bei Tesla sowohl die aufpreispflichtige Option bezeichnet, die in Zukunft autonomes Fahren ermöglichen soll, als auch der selbst entwickelte Computer dafür sowie eine Beta-Software, die seit Oktober 2020 in häufig aktualisierten Versionen von Tesla-Besitzern getestet wird.
Dass Musk (fast) fest davon ausgeht, dass Tesla das Ziel des autonomen Fahren erreichen wird, ist keine Neuigkeit. Im Gegenteil hat er in der Vergangenheit – wenn auch meist mit ähnlichen kleinen Einschränkungen wie jetzt im FT-Interview – mehrfach schon Jahreszahlen dafür genannt. Das FSD-System werde bis Ende des Jahres seinen kompletten Funktionsumfang haben und im Lauf von 2020 technisch in der Lage sein, ohne menschliche Aufsicht zu fahren, sagte er im Juni 2019. Daraus wurde bekanntlich nichts, und auch die Musk-Aussage von Anfang dieses Jahres, er sei zuversichtlich, dass der FSD-Autopilot vor Ende 2021 sicherer fahren werde als ein durchschnittlicher Mensch, erwies sich als zu optimistisch.
Ein Mitglied im Autopilot-Team wusste laut Aufzeichnungen der kalifornischen Verkehrsbehörde DMV sogar schon in diesem März, dass es länger dauern würde – Musks Ankündigung dazu entspreche nicht der technischen Realität, soll der Entwickler CJ Moore gesagt haben, der inzwischen von Tesla zu Apple gewechselt ist. Auch der CEO selbst wurde im Lauf dieses Jahres vorsichtiger. So zurückhaltend wie jetzt gegenüber der FT hat er sich aber, so weit bekannt, mit Blick auf den Zeitpunkt noch nie geäußert.
Musk überrascht von KI-Lösungsbedarf
In dem Interview lieferte der Tesla-Chef auch eine Erklärung dafür, warum er sich beim autonomen Fahren mit den eigenen Elektroautos wohl um mehrere Jahre verschätzt hat: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir einen erheblichen Teil von Künstlicher Intelligenz lösen müssen“, sagte er. Keineswegs aber habe er Kunden bislang mit seinen mutigeren Aussagen dazu in die Irre geführt und damit womöglich sogar gefährdet. Zur Begründung verwies Musk auf die erklärenden Texte bei der Tesla-Bestellung und die Warnhinweise beim Aktivieren der heutigen Autopilot-Funktionen.