Bild: Tesla (Archiv)
Eigentlich möchte er sich aus der Politik lieber heraushalten, erklärte CEO Elon Musk in diesem September, als Twitter-Nutzer wissen wollten, was er über die Regierung am neuen Tesla-Standort Texas denkt. Tatsächlich war angesichts seiner sonst ausgeprägten Meinungsfreude bislang relativ wenig Politisches von ihm zu hören, doch am Mittwoch änderte sich das: Sowohl zum geplanten Billionen-Paket zur klimafreundlichen Stützung der US-Wirtschaft als auch zur Strom-Erzeugung mittels Kernkraft nahm der Tesla-Chef deutlich Stellung.
Musk gegen Subventionen und für Atomkraft
Allgemein hatte Musk schon vorher mehrfach erklärt, dass er für eine Abschaffung jeglicher Subventionen ist – zuletzt verwies er darauf, als bekannt wurde, dass Tesla eine absehbare Milliarden-Förderung für seine Batterie-Produktion in der deutschen Gigafactory bei Berlin nicht in Anspruch nehmen will. Auch zu einem Teil des in den USA vor der Verabschiedung stehenden Build Better Act mit einem Volumen von 1,75 Billionen Dollar hatte er sich in dieser Woche schon geäußert: Die Regierung soll sich die darin vorgesehene Elektroauto-Förderung von bis zu 12.500 Dollar lieber sparen, erklärte Musk in einem Interview.
Am Mittwoch aber ging der Tesla-Chef über diesen Aspekt, der sein Unternehmen direkt betrifft, hinaus und wurde konkret. Wenn als vorübergehend bezeichnete Regelungen im Build Better Act dauerhaft würden, steige die US-Staatsverschuldung um 24 Prozent, schrieb er auf Twitter zu einem Artikel, in dem das vorgerechnet wurde. Der Entwurf für das Paket enthalte viele Bilanzierungstricks, die der Öffentlichkeit verschwiegen würden, erklärte er zudem – und nichts sei dauerhafter als angeblich vorübergehende Regierungsprogramme.
If “temporary” provisions in the Build Back Better Act become permanent, US national debt will increase by 24%! https://t.co/kKdpc45JoB
— Elon Musk (@elonmusk) December 8, 2021
Damit stellte sich der Tesla-Chef also gegen ein Programm, von dem die Regierung sich und ihren Bürgern den Start in eine stärkere und umweltfreundlichere Zukunft für die USA verspricht. Möglicherweise wird man ihm das als unpatriotisch auslegen. Aber Musk, der einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften hat, ist keineswegs der einzige Ökonom, der vor ausufernder Staatsverschuldung warnt. Und als er schon einmal dabei war, nahm er sich am Mittwoch noch ein weiteres kontroverses Politik-Thema vor.
Unless susceptible to extreme natural disasters, nuclear power plants should not be shut down
— Elon Musk (@elonmusk) December 8, 2021
Wenn sie nicht durch extreme Natur-Katastrophen bedroht seien, solle man Atomkraftwerke nicht abschalten, schrieb der Tesla-Chef kurz nach seiner Warnung vor dem US-Konjunkturpaket. Auch in diese Richtung hatte er sich vorher schon geäußert, aber nicht vor der gesamten Twitter-Öffentlichkeit. „Wir sollten mehr Kernkraftwerke haben oder zumindest die nicht abschalten, die es schon gibt“, sagte Musk zum Beispiel Ende September bei einer Konferenz in Italien. Im Mai dagegen hatte er noch vorgerechnet, auf der Fläche, die ein Kernkraftwerk einschließlich Sperrgebiet darum herum benötige, lasse sich mehr Photovoltaik-Leistung installieren.
Tesla-Chef wagt sich auf Politik-Terrain
Wie vielleicht auch das weiterhin mäßige Geschäft von Tesla mit Solaranlagen zeigt, dauert dieser Umbau der Strom-Versorgung aber lang – und Musk offensichtlich zu lang. Atomkraft ist für ihn deshalb sozusagen die zweitbeste Lösung und immer noch besser als neue Fossilkraftwerke, die abgeschaltete Meiler ersetzen könnten. Erwartungsgemäß lösten beide Stellungnahmen des Tesla-Chefs auf Twitter intensive Diskussionen aus. Aber der CEO zeigte noch nie große Scheu davor, auch unpopuläre Positionen zu beziehen – und jetzt scheint er das zunehmend auch im politischen Bereich zu wagen. Präsident der USA werden, wie es sich manche seiner Follower wünschten, kann Musk allerdings nicht. Dazu müsste er in seiner Wahlheimat auch geboren sein.