Bild: Tesla (Gigafactory in China)
Die Tesla-Geschäftszahlen im ersten Quartal 2024 waren noch schwächer als im Vorfeld erwartet, zeigte sich bei der Veröffentlichung des Finanzberichts dazu am Dienstagabend nach US-Börsenschluss – aber die zuletzt stark gedrückte Aktie reagierte trotzdem mit einem Sprung nach oben. Der Grund dafür dürfte sein, dass Tesla in dem Bericht zugleich die frühzeitige Einführung neuer Elektroautos ankündigte. In der anschließenden Telefon-Konferenz wollte CEO Elon Musk nicht viel zu diesen Plänen sagen, schaffte es aber dennoch, der Tesla-Aktie nachbörslich weiteren Schwung zu geben.
Neue Tesla-Elektroautos Anfang 2025
Bis Anfang April galt die Musk-Aussage von Ende Januar, Tesla werde „gegen Ende 2025“ mit der Produktion eines Elektroautos unterhalb von Model 3 und Model Y beginnen; die Kosten dafür sollten durch ein neues „unboxed“-Verfahren 50 Prozent niedriger sein. Dann aber meldete die Nachrichten-Agentur Reuters, diese Pläne seien gestrichen. CEO Musk warf ihr Lügen vor, verriet aber nicht, worin genau diese bestehen sollen. Weil auch andere Medien in diese Richtung berichteten, herrschte um das Schicksal des nächsten Tesla erhebliche Unsicherheit, und von der Konferenz mit dem CEO am Dienstag erhofften sich Anleger Aufklärung.
Die bekamen sie dann teilweise schon mit dem Q1-Bericht. Tesla habe die eigene Planung aktualisiert, um schon vor dem zweiten Halbjahr 2025 neue Modelle auf den Markt zu bringen, heißt es darin. Überraschend daran war zum einen der frühere Termin, zum anderen die Tatsache, dass Tesla hier den Plural verwendete. Die nicht näher bezeichneten neuen Elektroautos sollen auf den gleichen Linien produziert werden wie bisherige, aber auch Aspekte der Plattform der nächsten Generation nutzen. Dadurch fallen die Einsparungen laut Tesla möglicherweise niedriger aus, aber es erfordert weniger Fabrik-Investitionen.
Schon diese Informationen reichten aus, um die Tesla-Aktie nachbörslich um bis zu 7 Prozent steigen zu lassen. Nach dem pünktlichen Beginn der Analysten-Konferenz um 23.30 Uhr deutscher Zeit ging es so weiter. Musk musste den Termin erstmals seit langer Zeit ohne den Technik-SVP Drew Baglino bestreiten, der in der Vorwoche zurückgetreten war. Nach Ansicht selbst kritischer Beobachter füllte der CEO die Lücke aber gut. Auch Vaibhav Taneja, seit August 2023 Tesla-Finanzvorstand und bislang als etwas farblos wahrgenommen, wirkte selbstbewusster.
In seinem Auftakt-Statement ging Musk auf die Berichte über das angebliche Ende des 25.000-Dollar-Tesla ein, ohne sich direkt darüber zu äußern. Er wiederholte aber die Angabe aus dem Q1-Bericht, laut der die Planung für zukünftige Produkte in den vergangenen Wochen überarbeitet worden sei. Die Produktion neuer Modelle sei jetzt schon ab Anfang 2025 zu erwarten, ergänzte der Tesla-Chef, vielleicht sogar Ende 2024. Die Kombination älterer und neuer Technologie werde ermöglichen, dafür bestehende Fabriken und Linien zu verwenden, um die Kapazität von mittlerweile gut 3 Millionen Elektroautos pro Jahr voll auszunutzen.
Musk nennt Robotaxi jetzt Cybercab
Damit hat Tesla wieder eine kurzfristige Wachstumsperspektive, an der es durch die Verschiebung oder Absage des neuen „unboxed“-Elektroautos zu mangeln drohte. Schon für das begonnene zweite Quartal 2024 sagte Musk, es werde „viel besser“ verlaufen als das erste, in dem das Unternehmen 2,5 Milliarden Dollar Cash-Abfluss verzeichnete. In Zusammenhang mit der Forderung, seinen Anteil an Tesla auf 25 Prozent zu erhöhen, erwähnte der CEO sogar einen möglichen Aktien-Rückkauf für den Fall, dass der Cashflow wieder stark positiv wird. Außerdem beruhigte er, autonomes Fahren werde Tesla auch ohne seine Mithilfe in den Griff bekommen, während er sich bei dem Roboter Optimus und anderen Zukunftsprojekten weniger sicher sei.
Weitere Fragen zur Produkt-Planung unter anderem für ein Robotaxi, dessen Vorstellung der CEO zuvor für diesen August angekündigt hatte, wollten er und die anderen Manager in der Konferenz nicht beantworten. Musk verwendete aber den neuen Namen „Cybercab“ für das autonome Elektroauto und erklärte erneut, man müsse Tesla als KI- oder Robotik-Unternehmen betrachten. Wer nicht glaube, dass es autonomes Fahren lösen könne, solle in die Aktie nicht investieren, sagte er. Insgesamt scheint sein Auftritt überzeugend gewesen zu sein, denn während der Konferenz gewann Tesla nachbörslich bis zu 12 Prozent und stand vor der US-Eröffnung am Mittwoch noch mit gut 10 Prozent im Plus.