Zu Beginn dieser Woche erfreute Tesla seine Fans mit einem Video, das sprunghaft verbesserte Fähigkeiten des humanoiden Roboters Optimus zu zeigen schien – aber nur kurz, denn etwa 20 Minuten nach der Veröffentlichung auf X schränkte Elon Musk ein, dass die gezeigte Aktivität (das sorgfältige Falten von Hemden) nicht autonom erfolgte. In Zukunft werde das gewiss möglich sein, ergänzte der CEO. Für ihn selbst hängt der Wert von Tesla an der Börse von KI-Anwendungen wie diesen ab, bei denen der Schwerpunkt bis zur Optimus-Vorstellung auf autonom fahrenden Elektroautos lag. Aber wie Musk jetzt öffentlich wissen ließ, will er Tesla nur noch dann zu einer Spitzenposition in diesem Bereich führen, wenn er deutlich mehr Anteile daran bekommt.
Musk will 25 Prozent an Tesla
Die Äußerung auf X dürfte in Zusammenhang mit der Tatsache stehen, dass Musk im Prinzip seit vergangenem Jahr kostenlos als CEO arbeitet: Ende 2022 erreichte er den letzten Meilenstein seines Bonus-Programms von 2018, durch das er sich Aktien-Optionen für weitere insgesamt 12 Prozent an Tesla sicherte, und eine neue Regelung gibt es bislang nicht. Tatsächlich steht sogar die alte rückwirkend in Frage, denn ein Aktionär klagt gegen das frühere Programm, das je nach Berechnung und Tesla-Kurs einen Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar für Musk hatte.
Ein Urteil darüber ist noch nicht gesprochen, erinnerte der CEO am Dienstag. Dies sei auch der Grund dafür, warum es noch kein neues Vergütungsprogramm für ihn gebe. Nach zweistelligen Milliarden-Verkäufen Ende 2021 (nach eigenen Angaben, um Steuern zu bezahlen) und Ende 2022 (zur Finanzierung der Twitter-Übernahme) gehören Musk derzeit noch etwa 13 Prozent von Tesla, hinzu kommen Optionen für weitere 8,6 Prozent. Wenn er die verbilligten Kaufrechte ausüben würde, käme er den 25 Prozent also wieder nahe, die er jetzt als Minimum bezeichnete, um verhindern zu können, dass Tesla als werdende KI-Größe in eine gefährliche Richtung geht.
I am uncomfortable growing Tesla to be a leader in AI & robotics without having ~25% voting control. Enough to be influential, but not so much that I can’t be overturned.
Unless that is the case, I would prefer to build products outside of Tesla. You don’t seem to understand…
— Elon Musk (@elonmusk) January 15, 2024
Dazu müsste Musk allerdings eigenes Geld investieren und zusätzlich Steuern auf den rechnerischen Gewinn bezahlen, was ihn mehrere Milliarden Dollar kosten würde. Eine dahingehende Absicht ließ er nicht erkennen, weshalb seine X-Äußerungen zu dem Thema als eine Art öffentliche Bonus-Verhandlung mit dem Tesla-Board aufgefasst wurden. Zum Teil wurde die Musk-Forderung nach 25 Prozent an Tesla auch als Erpressung verstanden, denn er erklärte, wenn er sie nicht bekomme, werde er KI und Robotik lieber außerhalb von Tesla weiterentwickeln. Das passende Unternehmen xAI hat er schon 2023 gegründet.
Model Y Europa-Bestseller, Preis sinkt
Im konkreten Geschäft mit Elektroautos hat Tesla in dieser Woche die Preise für das Model Y (s. Foto oben) in Europa gesenkt, nachdem in China zuvor schon beide Volumen-Modelle billiger wurden. Auf dem europäischen Kontinent fielen die Preise zunächst nur für das Model Y, während sie beim Model 3, das seit Herbst 2023 in einer aufgefrischten Form verkauft wird, anders als in China zunächst unverändert blieben. Die Senkung bei dem Tesla-Bestseller ist jedoch deutlich: In Deutschland macht sie bei den beiden teureren Versionen Long Range und Performance je 5000 Euro aus, bei der Basis-Version sind es 2000 Euro.
Das könnte man als Ausgleich für den Mitte Dezember abgeschafften deutschen Umweltbonus verstehen, aber auf anderen Europa-Märkten senkte Tesla die Preise für sein Model Y teils noch stärker. Zudem kommen ebenfalls in mehreren Ländern niedrigere Zinsen für Kredite oder Leasing hinzu. Am weitesten scheint Tesla hier in Deutschland mit 0 Prozent für beide Varianten gegangen zu sein, während zuvor mehr als 6 Prozent (wie beim Model 3 noch jetzt) verlangt wurden; in Norwegen gibt es Kredite für das Model Y über 60-120 Monate laut Konfigurator jetzt zu einem Zinssatz von 0,99 Prozent.
Damit scheint sich Tesla frühzeitig darum zu kümmern, dass das Model Y in diesem Jahr erneut das werden kann, was es in 2023 zum ersten Mal wurde: das meistverkaufte Auto aller Antriebsklassen in Europa. Dass es diese Stellung im vergangenen Jahr errang, meldete am Donnerstag Automotive News Europe unter Berufung auf vorläufige Zahlen von Dataforce. Nach Auswertung von 97 Prozent aller Verkäufe soll Tesla mit dem Model Y auf 254.822 Einheiten gekommen sein, nicht mehr einholbar für den Dacia Sandero, für den 235.893 gezählt wurden. Laut Autonews bedeutete das vier Premieren: Erstmals wurde ein Elektroauto die Nummer 1, erstmals ein mittelgroßer Pkw, erstmals ein Premium-Auto und erstmals in der neueren Geschichte von einem ausländischen Hersteller.
Matrix-Licht für neues Tesla Model 3
Nach einer Ankündigung von CEO Musk sollte das Model Y in 2023 auch das meistverkaufte Auto aller Antriebe weltweit werden – ob das ebenfalls gelungen ist, haben Marktforscher noch nicht verraten. Beim Model 3 sank der Preis in China in diesem Jahr unterdessen nur leicht und in Europa noch gar nicht, und in Nordamerika kam die Highland-Modellpflege vergangene Woche zu Preisen wie Ende 2023 auf den Markt. In den USA kostet das neue Model 3 dadurch effektiv sogar 7500 Dollar mehr, weil es laut Tesla anders als das Model Y nicht mehr für die IRA-Förderung in dieser Höhe qualifiziert ist.
There is no confirmation that older vehicles with matrix lighting won’t get this feature, just that its only been noticed on the Model 3 so far.
We just don’t want to incorrectly report such and it not come to fruition. Stay tuned. 🙂
— Teslascope (@teslascope) January 18, 2024
Zunächst nur in Europa könnte das Model 3 aber bald technisch attraktiver werden: Laut ersten Meldungen von Tracker-Diensten bringt das Software-Update 2024.2 ein adaptives oder Matrix-Fernlicht, wie es zuvor in der EU für das Highland-Modell zugelassen wurde. Die schon länger erwartete Neuerung scheint aber tatsächlich nur für dieses Model 3 eingeführt zu werden, obwohl auch die bisherige Version sowie das Model Y die Hardware-Voraussetzungen dafür haben sollen. Tesla könnte sich also noch dazu entschließen, auch diese Elektroautos per Update kostenlos aufzuwerten – oder die Highland-Besonderheit als nicht-finanziellen Kaufanreiz einstweilen beibehalten.