Seit einiger Zeit betreibt Tesla aktiveres Marketing auf Twitter – laut seinem Impact Report von Ende April mit Erfolg, denn die Zahl der eigenen Follower soll in den vergangenen 12 Monaten um 53 Prozent gestiegen sein. Teil dieser Aktivitäten sind regionale Tesla-Accounts, die gern auf Beiträge von Kunden reagieren, wenn sie Vorteile ihrer Elektroautos loben. Der für Europa behauptete vor kurzem, das Glasdach des Model Y halte bei Sonnenschein Infrarot-Licht ab und so den Innenraum kühl. Kommentare darauf zeigten allerdings, dass Tesla-Besitzer andere Erfahrungen machen.
Tesla reagiert auf Kunden-Vorlage
Die Vorlage für das Tesla-Eigenlob lieferte in diesem Fall @lourencovc, der laut seinem Instagram-Profil in Portugal wohnt und somit tatsächlich in die Zuständigkeit des Europa-Accounts fällt. Das Glasdach im Model Y sei beeindruckend, schrieb er Mitte Mai, und veröffentlichte ein teils durch das Dach hindurch aufgenommenes Foto beim Fahren durch eine Stadt dazu. Das Lob bezog sich also nur auf den Blick, nicht auf eine Funktion, und schon auf diesen Beitrag antwortete ein anderer Nutzer, unter dem Tesla-Dach sei es in Alabama „hot as f*ck“.
Der Twitter-Account von Tesla für Europa ließ sich davon aber offensichtlich nicht abschrecken. Einen Monat später zitierte er den ursprünglichen Beitrag und erklärte dazu, eine spezielle Schicht reflektiere Infrarot-Licht, um den Innenraum kühl zu halten, lasse aber gleichzeitig sichtbares Licht durch. Eine der ersten Gegenstimmen dazu lautete, dass zumindest das Model 3 innen bis zu 60 Grad heiß werde. Im Verlauf der Diskussion meldeten sich weitere Nutzer, die nach eigenen Angaben bei starker Sonneneinstrahlung ähnliche Erfahrungen mit Model Y machen.
https://twitter.com/teslaeurope/status/1669268242567774209
In Tesla-Handbüchern wird eine spezielle Glas-Beschichtung gegen Infrarot beim Model Y jedenfalls nicht erwähnt. Wenn man darin nach „Sonnenschutz“ sucht, findet sich ein einzelner Eintrag unter der Rubrik Fenster. An dessen Ende wird erwähnt, dass Dach, Windschutzscheibe und Fenster dieses Elektroautos mit einem Wert von unter 2 auf der Index-Skala „ausgezeichnet“ vor UV-Licht schützen. Von verhinderter Aufwärmung des Innenraums dagegen ist nicht die Rede – und im Handbuch für das Model 3 steht exakt die gleiche Passage.
Sonnenblenden auch für Model Y gefragt
Wenn das Glasdach des Model Y tatsächlich mit einer besonderen Beschichtung gegen Aufheizen versehen ist, dann hat Tesla das bis zu der Twitter-Nachricht von vergangener Woche also offenbar für sich behalten. Neben den Nutzer-Meldungen spricht dagegen aber auch der eigene Zubehör-Shop des Unternehmens im Internet. Weit oben unter den „Bestsellern“ werden dort Sonnenblenden für das Glasdach angeboten, und zwar für Model 3, Model S und Model Y gleichermaßen. Die einzige Ausnahme bildet das Tesla Model X – bei dem eine oben am Dach einklemmbare Sonnenblende aber mitgeliefert wird.