Bild: Tesla (Musk bei der Hauptversammlung 2021, die weitestgehend virtuell abgehalten wurde)
An diesem Donnerstag (4.8.) ab 16.30 Uhr Ortszeit und damit in Deutschland schon fast am Freitag findet in der Gigafactory in Texas die Hauptversammlung von Tesla statt, für eine unbekannte Zahl von ausgelosten Aktionären vor Ort und für den Rest der Welt frei übertragen im Web. Die Bezeichnung „Cyber Roundup“ verspricht einen gewissen Show-Charakter für die Pflicht-Veranstaltung, aber es gibt auch eine Reihe von formellen Tagesordnungspunkten abzuarbeiten. Über die vorgesehene Vorbereitung für den nächsten Aktien-Split von Tesla dürfte Einigkeit herrschen, doch Fonds-Berater wollen zwei Board-Mitglieder nicht mehr und manche Aktionäre mehr Transparenz.
Aktualisierung: Die Tesla-Hauptversammlung 2022 hat wie geplant stattgefunden. Erwartungsgemäß billigten die Aktionäre die Erhöhung der Aktien-Zahl, nahmen aber nicht alle Tesla-Vorschläge an. CEO Elon Musk wiederholte, dass in diesem Jahr das Problem des autonomen Fahren gelöst werde, musste darüber allerdings selbst lachen. Er bestätigte auch, dass der Cybertruck Mitte 2023 kommen soll, wobei er mehr kosten werde, als Tesla bei der Vorstellung Ende 2019 ankündigte. Die Produktion eigener 4680-Batterien verzögert sich laut Musk, doch es stehen genügend zugelieferte für 1,5 Millionen Elektroautos von Tesla in 2022 zur Verfügung.
Tesla-Kurs vor Aktionärstreffen erholt
Nachdem sie von ihrem Rekord-Hoch im November 2021 bis in diesen Juni zunächst fast 50 Prozent verloren hatte, ist die Tesla-Aktie inzwischen wieder um nahezu 50 Prozent gestiegen – damit aber natürlich nicht wieder auf das alte Niveau über 1200 Dolar, sondern an diesem Mittwoch gut 900 Dollar. Weiteren Schub erhoffen sich Anleger von einem Aktien-Split, wie ihn Tesla schon Ende März ansprach. Dazu müssen sie zunächst eine Erhöhung der Aktien-Zahl erlauben, was jetzt auf der Hauptversammlung geschehen soll. Über den eigentlichen Split kann die Führung dann selbst entscheiden.
Gegen diesen Vorschlag des Tesla-Managements haben Anleger-Berater laut einem Vorbericht der Agentur Bloomberg nichts einzuwenden, und auch sonst dürfte er unumstritten sein. Bei der Besetzung des Boards aber soll die wichtige Beratungsfirma ISS Aktionären empfehlen, gegen zwei Tesla-Anträge zu stimmen: Sie sollen sie Wiederwahl von Ira Ehrenpreis und von Kathleen Wilson-Thompson ablehnen, weil sie zu hohe Kredite von anderen Board-Mitgliedern auf ihre Tesla-Aktien zulassen, was Gefahren für Anleger berge.
Außerdem stört sich ISS laut Bloomberg daran, dass Tesla ein Mehrheitsvotum aus dem vergangenen Jahr nicht umgesetzt habe. 57 Prozent der Stimmen seien 2021 dafür gewesen, alle Board-Mitglieder jährlich neu zu wählen, doch ihre Amtsdauer wurde lediglich von drei auf zwei Jahre verkürzt. Tesla habe diese Entscheidung als Maßnahme „gegen opportunistische Aufkäufer und Sonderinteressen“ verteidigt.
Vor der Tesla-Hauptversammlung 2022 gibt es ebenfalls mehrere Anträge, die das Management lieber abgelehnt sehen möchte – CEO Elon Musk rief noch in dieser Woche dazu auf, sich an der Abstimmung zu beteiligen, Ein Schwerpunkt dabei scheint Transparenz zu sein. So soll Tesla jährlich offenlegen, wie hoch seine Kosten für Klagen und Dispute in Zusammenhang mit Belästigung und Diskriminierung sind. Außerdem verlangen manche Aktionäre mehr Informationen über die Ergebnisse und Folgen von Schiedsgerichtsverfahren, Beachtung des Pariser Klima-Abkommens oder Kobalt- und Wasser-Risiken.
Fabrik- und Cybertruck-Fragen für Musk
Vieles davon sind klassische ESG-Themen, und dass er von diesem System in seiner heutigen Form nichts hält, hat Tesla-CEO Musk schon deutlich gemacht und damit auch Unterstützer gefunden. Mehr Vergnügen dürften ihm bei dem Cyber Roundup in Texas deshalb Fragen bereiten, die Anleger im Vorfeld bei einer Web-Plattform einreichen konnten. Traditionell beantworten Musk und sein Management die Frage-Vorschläge, die dort am meisten Unterstützung finden. In dem nach der Aktien-Zahl beliebtesten ging es am Mittwochabend um die Verwendung der zunehmenden Liquidität von Tesla. Die zweitmeisten Aktien wollten wissen, wie viele Fabriken für 20 Millionen Elektroautos pro Jahr gebraucht werden, und auf Platz 3 stand eine Frage nach den Cybertruck-Preisen.