Bild: Tesla (Symbolfoto)
Die Hitzewelle in Texas hält an – und mit ihr bleiben die Probleme des Stromnetz-Betreibers ERCOT, bei hoher Nachfrage genügend Erzeugungskapazität in Gang und das Netz stabil zu halten. Schon vergangene Woche zeigte Tesla auf den Bildschirmen seiner Elektroautos den Hinweis an, in dem Bundesstaat zu Spitzenzeiten möglichst auf das Laden zu verzichten. Eigentlich aber will das Unternehmen beim Strom-System in seiner neuen Heimat ganzheitlicher ansetzen: Mit Hilfe von Photovoltaik und Speichern bei Tesla-Kunden soll die Versorgung stabilisiert werden.
Tesla hat schon Strom-Lizenz in Texas
Private Kunden mit Solaranlagen und Akku würden schon jeden Tag rund um die Welt saubere Energie für öffentliche Strom-Netze bereitstellen und dafür bezahlt, schrieb am Sonntag auf LinkedIn Arushi Sharma Frank, laut ihrem Profil US Energy Markets Lead bei Tesla. „Rund um die Welt“ ist insofern nicht übertrieben, als allein Tesla in Australien wie in Großbritannien tatsächlich ein Strom-Angebot für Privatkunden hat, die Zugriff auf ihre Powerwalls oder Photovoltaik erlauben.
Auch in Deutschland scheint Tesla ein solches Strom-Angebot vorzubereiten. Hier gibt es schon einen Tarif, für den das Vorhandensein von Speicher und Solaranlage abgefragt wird, aber ansonsten ist er konventionell. In Texas hat sich Tesla ebenfalls schon eine Versorger-Lizenz gesichert und im Jahr 2020 erreicht, dass seine Megapack-Großakkus am Strom-Markt in dem Bundesstaat teilnehmen können, wie Sharma Frank in ihrem Profil erwähnt. Und dort will sie jetzt dringend mehr: Tesla habe bei ERCOT eine Regel-Änderung für die Vermarktung privaten Stroms beantragt, die bitte noch in diesem Jahr umgesetzt werden solle, schrieb die Managerin.
Energie-Managerin will schnelle Lösung
Tatsächlich setzte sie sich auf LinkedIn recht offensiv und ungeduldig dafür ein. Ihr werde immer wieder erzählt, es brauche vier bis sechs Jahre, um die Voraussetzungen für die vorgeschlagene Integration privater Strom-Kunden zu schaffen. „Was für ein Quatsch!“, schrieb Sharma Frank dazu. Man wolle für Texas noch in diesem Jahr eine Lösung mit ERCOT finden. Idealerweise werde das gelingen, bevor Tesla wieder wie vergangenen Sommer in Kalifornien Kunden mit Powerwall bitten müsse, ihre Kapazität kostenlos in einen zentral verwalteten verteilten Speicher (VPP) einzubringen, ergänzte sie.
Schon während seine Gigafactory dort noch in Bau war, hatte Tesla in Texas eine eigene Megapack-Anlage aufgebaut. Später begann auf dem Gelände der Fabrik der Bau einer weiteren, und außerdem wird ihr Dach mit Photovoltaik-Modulen belegt. Tesla trägt also selbst dazu bei, dass mehr erneuerbarer Strom und dazu Stabilisierung durch Akkus in das Stromnetz des Bundesstaates kommt. Aber mit einem virtuellen Kraftwerk aus potenziell zehntausenden Solaranlagen und Powerwalls bei seinen privaten Kunden ließe sich wohl noch mehr dafür tun – wenn das Drängeln von Sharma Frank Wirkung zeigt.