Wenn sich ein Auto-Hersteller heutzutage vor Anlegern präsentiert, geht es dabei fast immer um Elektroautos – hier liegt nach einem breiter werdenden Konsens die Zukunft, und für die interessiert man sich an der Börse am meisten. General Motors (GM) aus den USA machte bei seinem Investor Day vergangene Woche in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Und neben einem Update zu den Elektroauto-Plänen für die nächsten Jahre gab es von dort eine interessante Nebeninformation: GM-Händler haben schon in vielen tausend Fällen Fahrzeuge von Tesla repariert, und auch darin könnte laut dem Unternehmen ein Zukunftsgeschäft liegen.
Tesla-Besitzer lassen bei GM reparieren
Anders als lange etablierte Hersteller lässt Tesla seine Autos nicht über freie Händler-Partner verkaufen, sondern übernimmt das selbst im Internet und eigenen Vertretungen, ebenso wie Reparaturen. Das Prinzip ist so neu, dass es in einigen US-Bundesstaaten sogar noch verboten ist. Zum Beispiel in seiner neuen Heimat Texas darf Tesla nur mit Umwegen ausliefern, und Initiativen für modernere Gesetze scheitern gern am Widerstand von Politikern, die sich den Händlern verpflichtet fühlen.
Insofern sind Tesla und Neuwagen-Händler eher Gegner. Aber das ändert nichts daran, dass GM sein enges Partner-Netz als Vorteil statt als Last betrachtet, wie aus Ausführungen seines President Mark Reuss beim Investor Day (s. Foto oben) hervorgeht: Nach seinen Angaben leben 90 Prozent der US-Bevölkerung maximal 10 Meilen von einem GM-Händler entfernt – und in 11.180 Fällen seit 2021 hätten Tesla-Besitzer diese Nähe genutzt, um ihr Elektroauto dort reparieren zu lassen.
Laut einem Bericht des Auto-Blogs Jalopnik geschieht das nicht im Rahmen einer Kooperation oder auch nur in stillschweigenden Einvernehmen: Reuss habe ein wenig geschmunzelt, als er von diesem „neuen Geschäft“ sprach, und berichtet, dass Tesla auf das GM-Angebot an seine Kunden mit der Eröffnung eigener Werkstätten in der Nähe reagiere. Das sei wahrscheinlich ein Versuch des Elektroauto-Herstellers, Kunden von Reparaturen bei der fremden Marke abzuhalten.
Einblick in Konkurrenz-Elektroautos
Tesla scheint sich also nicht über die Service-Verstärkung zu freuen, sondern im Gegenteil etwas dagegen zu haben. GM dürfte von der Idee auf jeden Fall profitieren – seine Händler bekommen zusätzliche Arbeit und dabei Einblicke in die Elektroautos des größten Konkurrenten und haben obendrein die Chance, dessen Kunden beim Besuch in ihren Werkstätten für die eigene Marke zu gewinnen. Damit sind wohl auch schon alle Punkte aufgezählt, die aus Tesla-Sicht dagegen sprechen. Für Besitzer seiner Elektroautos aber ist mehr Auswahl und Nähe beim Service sicher positiv – und dass GM-Händler weiter zumindest einfache Arbeiten daran übernehmen, dürfte Tesla nicht verhindern können.