Ohne spektakuläres Fahrzeug kann man sich als Rapper kaum blicken lassen, und weil einen Lamborghini oder Ferrari inzwischen fast jeder hatte, muss man sich heutzutage etwas Neues einfallen lassen. So ungefähr erklärte der freundliche Produzent die Anfrage, die an einem Sonntagmittag im August einging: Ob es möglich wäre, das in Hannover als elektrische Hochzeitskutsche angebotene Tesla Model X noch am selben Abend für Aufnahmen in Frankfurt am Main zur Verfügung zu stellen? Über den Preis ließ sich Einigkeit erzielen, und so wurde der Flügeltür-Tesla für ein paar Stunden zum Accessoire des erfolgreichen Rappers Art.
Vor dem Tesla posen mit Polizisten
So aggressiv wie Fler, der ebenfalls erst im August eine Cybertruck-Attrappe brennen ließ, tritt der aus dem Saarland stammende und jetzt in Köln lebende Künstler nicht auf. Laut Wikipedia begann er mit Liebesliedern und hatte seinen bislang größten Hit vor einem Jahr mit Platz 13 in den deutschen Charts für „Belgisches Viertel“. Wichtiger ist heute aber natürlich Internet-Erfolg, wie man auch dem Text von Arts neuestem Werk „Dunkler Hoodie“ entnehmen kann: „Siehst du die Streams, sieben Stellen vor dem Komma?“.
Art ist also Internet-Millionär, und damit das so bleibt oder noch mehr wird, trieb sein Label 23Hours für die Video-Produktion zu dem Song einigen Aufwand. Neben dem Tesla Model X wurde eine Drohnen-Crew nach Frankfurt bestellt, die unter anderem die Aufgabe hatte, mit im Auto sitzend dramatische Fahrten durch Skyline-Schluchten zu filmen und dabei nicht gegen Strom-Kabel oder hohe Ampeln zu fliegen. Das Ganze spielte sich natürlich bei Dunkelheit ab, nachdem es ohne Tesla auf dem obersten Deck eines Parkhauses in der City begonnen hatte, wo Art von der Drohne umschwirrt rappte, rauchte und gestikulierte.
Für die anschließenden längeren Aufnahmen mit Model X an der Frankfurter Oper gab es laut dem Produzenten eine Drehgenehmigung, was sich als richtig und nützlich herausstellte, als zum ersten Mal die Polizei vorbeikam. Die beiden jungen Beamten erwiesen sich aber ohnehin als Fans oder jedenfalls Kenner von Art. Denn nicht nur stiegen sie aus und ließen sich bereitwillig mit dem grinsenden Künstler in der Mitte vor dem in künstlichen Nebel gehüllten Tesla fotografieren: Sie boten sogar an, eine Verfolgungsjagd mit Blaulicht zu inszenieren. Der Produzent lehnte dankend ab – zu spontan für diesen späten Abend.
Model X statt halbem Elektroauto BMW i8
Außerdem hätte eine Jagd durch Frankfurt auch nicht unbedingt zu dem entspannten Text gepasst, den Art dann bei geöffneten Flügel- und sonstigen Türen und mit Extra-Licht aus dem Kofferraum auf der hinteren Bank des Model X sitzend in die Kamera rappte. „Fahr ne Runde um Block weil ich Bock hab“ trifft den Nagel für dieses Elektroauto direkt auf den Kopf. „Rauch steigt aus dem Panorama-Dach“ hörte sich mangels eines solchen Extras zum Öffnen bei Tesla nicht ganz passend an, aber man könnte es dem Rapper als künstlerische Freiheit durchgehen lassen.
Wie der Produzent vorher ehrlich wissen ließ, kam die Anfrage für das Model X deshalb so kurzfristig, weil das eigentlich für das Video vorgesehene, möglicherweise noch exotischere Auto doch nicht zur Verfügung stand: ein BMW i8, ebenfalls mit so etwas wie Flügeltüren und immerhin halb elektrisch. Vom Künstler Art und seinem Video-Team aus etwa zehn Personen war dann aber eher das Gegenteil von Beschwerden über sein alternatives Show-Fahrzeug zu hören.