Die ambitionierten Ankündigungen kommen von CEO Elon Musk auf Twitter, und mit mehr technischen Informationen zum Autopilot-System von Tesla meldet sich gelegentlich sein KI-Chef Andrej Karpathy zu Wort. Wie er vor kurzem mit einer interessanten Formulierung wissen ließ, hält auch Karpathy Computer für grundsätzlich besser geeignet als Menschen, die schwierige Aufgabe des Autofahrens zu meistern. Und bei einem Vortrag auf einer virtuellen KI-Konferenz zeigte er jetzt unter anderem, mit wie viel Rechenpower Tesla ihnen das beibringen will.
Tesla-Supercomputer mit 1,8 Exaflops
In dem Vortrag ging es nicht um den FSD-Computer, der in den Elektroautos von Tesla Daten der Sensoren entgegennimmt und in Fahrbefehle umsetzt, sondern um die stationäre Maschine, mit denen das Unternehmen die darauf laufenden neuronalen Netze trainiert. Laut Karpathy handelt es sich bei deren neuester Version um einen Cluster aus 720 Knoten mit jeweils acht A100-Prozessoren von Nvidia (s. Foto oben). Diese Chips sind für Berechnungen mit künstlicher Intelligenz optimiert. Zusammen sollen sie auf 1,8 Exaflops kommen, was den Tesla-Supercomputer nach Angaben von Karpathy zum fünftschnellsten der Welt machen dürfte.
„Als Nächstes: Dojo“, deutet die von Karpathy aufgelegte Computer-Folie außerdem schon den nächsten geplanten Schritt an: Zum ersten Mal im Frühjahr 2019 erwähnte CEO Musk einen selbst entwickelten KI-Trainingscomputer namens Dojo zur Auswertung von riesigen Mengen Video-Daten. Im August 2020 nannte er eine geplante Rechenleistung von 1 Exaflops, was mehr sein sollte als bei jedem anderen staatlichen oder privaten Rechner weltweit. Wenn die aktuelle Angabe von Karpathy von 1,8 Exaflops vergleichbar ist, dürfte das bedeuten, dass dieser ehrgeizige Wert schon wieder überholt ist und Tesla noch mehr anstrebt.
Dass Dojo noch kommen solle, bestätigte Karpathy in seinem Zoom-Vortrag. Nähere Informationen zu diesem Thema hatte er nicht, warb aber um neue Mitglieder für den Aufbau des Teams dafür. Nur allgemein sagte der KI-Chef zum Dojo-Computer, dieser solle beim Trainieren neuronaler Netze noch leistungsfähiger sein als der aktuelle Super-Cluster bei Tesla. CEO Musk hat dazu schon angekündigt, Dojo möglicherweise später auch anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen – das wäre sozusagen der Tesla-Einstieg ins Cloud-Geschäft.
KI-Chef erklärt Verzicht auf Radar
Außerdem stellte sich Karpathy erneut hinter den von Tesla neuerdings vertretenen Ansatz „pure vision“ für die Autopilot-Sensorik, nur noch Kameras also. Model 3 und Model Y werden seit kurzem in den USA tatsächlich ohne Radar ausgeliefert. Unter anderem das bei Autopilot-Nutzern wohlbekannte Problem der plötzlichen „Phantom“-Bremsungen ohne erkennbaren Grund erklärte Musks KI-Mann mit der bisherigen Kombination aus Radar und Kameras: Der Radar-Sensor melde ständig stehende Objekte im Weg, und wenn die Bilder-Auswertung eines nur ansatzweise bestätige, könne das schon für eine unnötige Bremsung zum Beispiel unter einer Überführung sorgen. Um das zu ändern, könne man auch den Radar-Aspekt verbessern, aber das sei an sich nicht nötig, weil allein die Kamera-Daten genügend Informationen liefern würden, sagte Karpathy.