Bild: Tesla (Produktion in deutscher Gigafactory)
Das Thema der CEO-Vergütung bei Tesla stand ohnehin seit einer Weile im Raum, weil Elon Musk alle Meilensteine und damit Aktien-Zuteilungen aus seinem Bonus-Programm von 2018 schon Ende 2022 erreicht und deshalb vor kurzem einen kräftigen Nachschlag gefordert hatte, und in dieser Woche wurde es durch einen Impuls von außen hoch aktuell: Ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware entschied, dass das bisherige Paket für den Tesla-Chef unter nicht korrekten Umständen beschlossen wurde und deshalb ungültig ist. Dass die große Mehrheit der Aktionäre zugestimmt hatte, ließ die zuständige Richterin nicht gelten, weil sie vom Board über das Zustandekommen des Vorschlags im Unklaren gelassen worden seien.
Musk-Kritik an Richterin und Rückruf
Die Reaktion von Musk bestand darin, die Entscheidung zu kritisieren und die Richterin als diejenige anzugehen, die dem bei Unternehmen bislang beliebten Delaware mehr Schaden zugefügt habe als jede andere in der modernen Geschichte. Außerdem ließ er auf X über eine Verlegung der Tesla-Registrierung nach Texas abstimmen und erklärte nach 87,1 Prozent Ja-Stimmen, dieser Schritt werde sofort vorbereitet. Treue Follower kündigten an, ihn darin und bei dem Wunsch, 25 Prozent aller Tesla-Aktien zu bekommen, zu unterstützen. Kritischere Aktionäre sehen das Urteil laut einem Reuters-Bericht als neue Chance, ihre alte Forderung nach besserer Corporate Governance bei Tesla durchzusetzen.
Außer wie inzwischen gewohnt illegale Einwanderung und Transsexualität kommentierte Musk in dieser Woche auf X ein weiteres Thema, das direkt das von ihm geführte Elektroauto-Unternehmen betrifft: Die US-Behörde NHTSA veröffentlichte einen Rückruf für knapp 2 Millionen Fahrzeuge von Tesla von Model 3 bis Cybertruck, also für alle in der Heimat je verkauften mit Ausnahme von Roadster und Semi. Der riesige Rückruf lässt sich allerdings erneut mit denkbar geringem Aufwand erledigen, denn darin geht es lediglich darum, dass Tesla für Bremsen-Warnhinweise auf dem Bildschirm eine zu kleine Schrifttype verwendet.
Yeah. This “recall” literally just changes a few pixels on the screen with an over-the-air update.
By that anachronistic standard, phones are being “recalled” every few weeks.
— Elon Musk (@elonmusk) February 2, 2024
Damit dürfte der bislang größte Tesla-Rückruf überhaupt inhaltlich gesehen zugleich der unbedeutendste sein. Laut NHTSA fiel der Verstoß bei einer Routine-Überprüfung eines Model Y auf – was die Frage aufwarf, ob Fahrzeuge anderer Hersteller auch so genau vermessen werden und ob sie überhaupt zurückgerufen würden, wenn sich der Fehler anders als bei Tesla nicht mit einem einfachen Software-Update per Funk beheben lässt. Musk und sein Umfeld kritisierten auf X erneut, dass für solche Fälle überhaupt noch das Wort „Rückruf“ verwendet wird und dass über den neuesten so intensiv berichtet wurde.
Anders als der drahtlose Autopilot-Rückruf Ende 2023, der ebenfalls fast die gesamte Tesla-Flotte in den USA betraf und mit strengeren Nutzer-Kontrollen auch in anderen Ländern einherging, dürfte der aktuelle bei den Fahrern weitgehend unbemerkt bleiben. Software-Updates gibt es bei Tesla aber auch ohne behördliche Intervention, und für Besitzer von Model 3 und Model Y in Europa könnte demnächst ein erfreuliches kommen: Der gut informierte X-Nutzer @eivissacopter berichtete von einer EU-Zulassung für adaptives Fernlicht in diesen Elektroautos. Die dafür nötige Scheinwerfer-Hardware ist darin schon länger vorhanden, und so dürften auch ältere Model 3 und Model Y bald das Fernlicht-Upgrade erhalten.
Deutsche Tesla-Fabrik mit Meilenstein
Einen Hinweis von Musk oder zumindest Tesla auf X hätte vielleicht auch ein neuer Meilenstein der deutschen Tesla-Gigafactory verdient, aber dieses Mal blieb das einem dort tätigen Qualitätsingenieur überlassen, der zudem auf LinkedIn und etwas kryptisch blieb: In einem kurzen Video zeigte er ein silbernes Model Y vor der Gigafactory, auf dem ein T-Shirt mit der Aufschrift 6K liegt. Ähnlich (aber eben öffentlicher) hatte Tesla zuvor das Erreichen von 1000, 2000, 3000, 4000 und 5000 Model Y in einer Woche aus der deutschen Fabrik dokumentiert, also dürfte das Video bedeuten, dass es jetzt erstmals 6000 waren.
Diese Nachricht kam insofern überraschend, als an diesem Montag die zuvor angekündigte weitgehende Produktionspause bei Tesla in Grünheide begann, wie der RBB berichtete. Nötig wurde sie nach Angaben des Unternehmens, weil Angriffe auf Schiffe im Roten Meer Umwege erzwingen und so die Belieferung der Gigafactory verzögern. Der neue Rekord müsste also in der Vorwoche erreicht worden sein. Laut dem Beobachter @TroyTeslike dürfte Tesla die Fabrik dafür sieben Tage statt wie sonst bislang üblich fünf Tage am Stück betrieben haben.
Tesla-Rabatte, neues Citroen-Elektroauto
Für das Model Y gibt Tesla in Deutschland nach der Europa-Preissenkung Mitte Januar derzeit teils zusätzlich Rabatte, und es gilt weiterhin der subventionierte Zinssatz von 0 Prozent für Kredite oder Leasing. Beim Model 3 blieb der Preis gleich und man bezahlt mehr als 6 Prozent, aber auch dieses im vergangenen Herbst aufgefrischten Elektroauto gibt es inzwischen mit Abschlägen von bis zu knapp 1000 Euro im deutschen Bestand.
Der Auto-Verband VDA prognostizierte in dieser Woche für 2024 weniger Elektroauto-Verkäufe als 2023. Allerdings hält nicht nur Tesla dem befürchteten Nachfrage-Rückgang Preissenkungen und Sonderangebote entgegen – und Citroen öffnete jetzt die Bestellungen für das kompakte Elektroauto e-C3, das mit 300 Kilometern Reichweite regulär ab 23.300 Euro zu haben ist.