Bei nicht von außen aufladbaren Hybrid-Autos war Toyota klar der Pionier und lieferte mit seinem Prius lange vor Tesla so etwas wie den Inbegriff des umweltfreundlichen Autos. An diesem Konzept, ergänzt durch Wasserstoff-Visionen, hielt der japanische Konzern dann aber lange fest und informierte erst in diesem Frühjahr, ebenfalls in das Geschäft mit reinen Elektroautos einsteigen zu wollen. Jetzt wurde mit dem bZ4X der erste Vertreter einer neuen Toyota-Generation vorgestellt, die bis 2025 auf sieben Modelle wachsen soll. Technisch bietet er wenige Überraschungen – aber eine interessante Referenz an oder Provokation gegen Tesla.
Solides Elektroauto im Crossover-Format
Wie eine Vielzahl neuer Elektroautos kommt auch der Toyota bZ4X im SUV-Format mit flacher werdendem Dach, also eigentlich Crossover. Wie man es von dem japanischen Massen-Hersteller erwartet, hören sich die Daten dazu solide, aber nicht spektakulär an. Als Reichweite nennt Toyota voraussichtlich 450 WLTP-Kilometer bei einer Akku-Kapazität von 71,4 Kilowattstunden. Innerhalb von 30 Minuten soll die mit bis zu 150 Kilowatt wieder zu 80 Prozent herstellbar sein. Den bZ4X gibt es mit Heck- oder Allrad-Antrieb, im zweiten Fall beschleunigt er in 7,7 Sekunden auf 100 Stundenkilometer.
Das alles klingt eher nach VW ID.4 als nach Tesla Model Y. Eine interessante Angabe ist die zur Batterie-Lebensdauer. Wie Toyota heraushebt, soll der Akku nach zehn Jahren und 240.000 Kilometern noch 90 Prozent seiner anfänglichen Kapazität haben. Das Unternehmen führt das auf fast 25 Jahre Erfahrung mit Batterien zurück. Tatsächlich liegt der Wert über dem, was andere Hersteller einschließlich Tesla für ihre Elektroautos garantieren. Allerdings geht aus der Pressemitteilung zum bZ4X nicht hervor, dass die höhere Angabe zur Garantie werden soll.
Toyota bezeichnet das Elektroauto als in der jetzt gezeigten Form produktionsbereit, verrät aber nicht genau, ab wann es Kunden erreichen soll. Die Europa-Premiere ist laut der Mitteilung für Anfang Dezember geplant, kurz danach sollen die Bestellungen in einem Online-System eröffnet werden. Die Preise dürften ebenfalls erst dann folgen. Ein Toyota-Sprecher lobte auf Twitter die Fähigkeit zu „OTA“-Updates, also per Funk wie bei Tesla, laut der Pressemitteilung scheint sich das aber nur auf ein neues Multimedia-System zu beziehen.
Yoke wie bei Tesla, aber konsequenter
In seinem Text ein wenig versteckt hat das Unternehmen in seinem ersten reinen Elektroauto aber offenbar doch eine Innovation untergebracht, die eine Idee von Tesla konsequenter umsetzt: das so genannte Yoke, eine Art doppelter Steuerknüppel wie in Kampfjets oder Rennautos, der in neuen Model S und Model X das Lenkrad ersetzt. Der passt optisch gut zum modernen Charakter des Autos und seinen extremen Fahrleistungen, erfordert aber Umgewöhnung ohne wirkliche Vorteile, wie die meisten Besitzer zugeben.
Und so etwas, aber in praktischer, soll der Toyota-Crossover auch haben, wie nur dem englischen Text zum bZ4X zu entnehmen ist. Hier heißt es One Motion Grip und soll in Europa „zu einem späteren Zeitpunkt eingeführt“ werden. Das dürfte noch eine Zulassung erfordern, denn anders als bei Tesla befindet sich hinter dem Lenk-Rechteck keine mechanische Verbindung zu den Rädern mehr. Das Prinzip heißt steer-by-wire. Mit seiner Hilfe kann ein voller Radeinschlag laut Toyota schon mit einer Drehung des Gebildes um 150 Grad erreicht werden. Dadurch muss man nicht mehr übergreifen, was mit dem oben offenen Tesla-Yoke jedenfalls anfangs manchmal Schwierigkeiten bereitete. Nach den Fotos zur bZ4X-Vorstellung zu urteilen, wird es für den Toyota anders als für Model S und Model Y zudem optional auch ein konventionelles Lenkrad geben.