Das neue Jahr ist noch keine zwei Monate alt, aber bereits jetzt setzt eine Unsicherheit ein, die zuvor die zweite Hälfte von 2021 prägte: Bis Ende dieses Jahres ist nach einer frühen Entscheidung der neuen Ampel-Regierung der hohe Umweltbonus für den Kauf eines Elektroautos in der bisherigen Form grundsätzlich gesichert. Doch die Lieferzeiten bei vielen Modellen sind so lang, dass Besteller schon jetzt nicht mehr mit einer Lieferung in 2022 rechnen können. Und als Folge davon entscheidet sich laut dem Verband ZDK jeder zweite Interessent letztlich gegen ein Elektroauto.
12 Monate warten auf neue Elektroautos
Mit den langen Lieferzeiten für Elektroautos hatte der Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck Mitte Dezember die Entscheidung begründet, die deutsche Subvention von bis zu 6000 Euro um ein Jahr bis Ende 2022 zu verlängern, Ohne diesen frühen Ampel-Amtsakt wären im neuen Jahr die 3000 Euro Innovationsprämie darin weggefallen, die im Sommer 2020 eingeführt wurden. Doch während man ein Tesla Model 3 zumindest gegen einen kleinen Aufpreis in Form einer Zusatzausstattung in diesem August bekommen soll und das Model Y sogar im Mai, nennen Portale zum Beispiel für VW ID.3 und ID.4 zehn bis zwölf Monate Lieferzeit.
Für Besteller dieser und einiger weiterer Volumen-Elektroautos bedeutet das, dass die Verlängerung der gesamten deutschen Umweltprämie bis Ende 2022 wenig relevant ist, und in den nächsten Monaten werden weitere Modelle aus dem verbleibenden Zeitfenster rutschen. Und laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) macht sich das im Handel bereits sehr deutlich bemerkbar: Laut einer Blitzumfrage unter 521 Betrieben Anfang Februar habe sich ungefähr jeder zweite von deren Kunden, die Interesse an einem Elektroauto zeigten, wegen fehlender Förder-Klarheit ab 2023 dagegen entschieden, teilte der Verband vergangene Woche bei einer Pressekonferenz mit.
Tesla-Interessenten wohl nicht erfasst
Weil es sich beim ZDK (das Foto oben zeigt sein Präsidium) um die Interessen-Vertretung der deutschen Auto-Händler und -Werkstätten handelt, sind mit Elektroautos in seiner Mitteilung sowohl reine Batterie-Fahrzeuge als auch Plugin-Hybride gemeint. Tesla-Interessenten dürfte seine Umfrage auf der anderen Seite nicht mit einschließen, denn erstens gibt es für diese Marke keine freien Neuwagen-Händler und zweitens ist das Lieferzeiten-Problem hier wie erwähnt weitaus weniger ausgeprägt.
Der ZDK fordert wegen der hemmenden Unsicherheit, von der seine Händler-Mitglieder berichten, jetzt eine Umstellung: Für die Umweltbonus-Zahlung solle das Datum des Kaufvertrags statt wie bislang der Auslieferung entscheidend sein. Doch die Ampel-Regierung hat sich ohnehin eine Neugestaltung der Förderung ab 2023 vorgenommen und ansonsten gut zu tun. Wenn sie sich in diesem Detail nicht vorher entscheidet, könnte bis dahin die deutsche Elektroauto-Subvention noch stärker zu einer Förderung vor allem für Tesla werden, als sie es ohnehin schon ist.