Wenn ein Auto erst einmal verkauft ist, kann dem Hersteller weitgehend egal sein, wie teuer bei Schäden eine Reparatur wird – das ist dann das Problem der Kunden oder ihrer Versicherung. Tesla allerdings hat sich selbst in diesen Markt begeben und bietet in derzeit zwölf US-Bundesstaaten eigene Versicherungen für seine Elektroautos an. Ein Bewertungssystem für die Fahrsicherheit soll dabei am individuelle Risiko orientierte Prämien ermöglichen – und laut CEO Elon Musk arbeitet das Unternehmen auch daran, mit schnellen und einfachen Reparaturen für ein allgemein niedrigeres Niveau zu sorgen.
Schnelles Wachstum bei Tesla-Versicherung
Nach verschiedenen Angeboten mit Partnern hatte Tesla im August 2019 in Kalifornien eine eigene Auto-Versicherung eingeführt. Gut zwei Jahr später folgte Texas – und dort setzte Tesla das zuvor von CEO Musk angekündigte Prinzip um, die Prämien anhand einer individuellen Risiko-Bewertung zu bestimmen. Dazu dient der Safety Score, in den Faktoren wie nahes Auffahren oder plötzliches Bremsen einfließen – und seit einer Änderung im vergangenem November der Anteil der Nacht-Fahrten, was manche Tesla-Versicherungskunden verärgerte.
In Kalifornien ist das Modell mit Prämie nach Safety Score aus regulatorischen Gründen noch nicht umgesetzt, aber außer in Texas in zehn weiteren Bundesstaaten der USA. Noch sei dieses Geschäft nicht groß genug, um es im Finanzbericht einzeln auszuweisen, sagte Finanzchef Zachary Kirkhorn in der Telefon-Konferenz zu den Tesla-Zahlen in Q4 2022. Es wachse aber mit einer Rate von 20 Prozent pro Quartal und damit stärker als der eigene Elektroauto-Verkauf. Die jährlichen Einnahmen bezifferte Kirkhorn auf hochgerechnet 300 Millionen Dollar Ende 2022.
17 Prozent der Tesla-Besitzer in den Bundesstaaten mit der eigenen Versicherung würden sich dafür entscheiden, sagte der Finanzchef weiter. Dieser Wert steige kontinuierlich an, denn die meisten Neuabschlüsse gebe es, wenn jemand ein Auto neu bekommt. Kirkhorn erinnerte daran, was die Motivation für die Einführung des Angebots gewesen sei: Angesichts hoher Prämien bei externen Versicherungen wolle Tesla die Gesamtkosten für Besitzer seiner Elektroautos drücken. Das habe weiterhin Priorität; und dazu müssten auch die eigenen Kosten niedrig sein.
Musk will kein langes Warten auf Teile
Auf diese Weise sorge Tesla auch bei anderen Versicherungen für niedrige Tarife, fuhr dann CEO Musk fort – mit der Konkurrenz verhindere man, dass anderswo „empörende“ Preise verlangt werden. Gleichzeitig bekomme Tesla tiefen Einblick in die Reparatur-Kosten für die eigenen Fahrzeuge nach Unfällen und könne auf dieser Grundlage Optimierungen vornehmen. Nach Angaben von Musk hat es solche kostensenkenden Veränderungen an der Konstruktion bereits gegeben, Beispiele nannte er aber nicht.
Außerdem erwähnte der Tesla-Chef ein Thema, das Kunden noch stärker am Herzen liegen könnte als bezahlbare Prämien, damit aber zusammenhängt: Teile-Verfügbarkeit. Diese habe enorme Bedeutung für die Reparatur-Kosten. Denn wenn ein benötigtes Ersatzteil nicht zu haben ist, müsse im Zweifelsfall monatelang ein anderes Auto gemietet werden, was extrem teuer sei, sagte Musk. Schon aus Eigeninteresse seiner Versicherung scheint Tesla sich also vorgenommen zu haben, Reparatur-Wartezeiten zu verringern – eine gute Nachricht auch für Kunden, die ihr Elektroauto lieber nicht beim Hersteller mit seinem Safety Score versichern wollen.