Bild: Tesla (aus Demo-Video zu Batterie-Produktion in Fremont)
Eine Meldung des Wall Street Journal (WSJ) hat in dieser Woche für Aufregung und Verwirrung bei Medien und Politikern vor allem in Deutschland gesorgt. Tesla „pausiere“ seine Pläne für die Produktion von Batterien in der deutschen Gigafactory zugunsten von mehr davon in den USA, schrieb die Wirtschaftszeitung am Mittwoch, was in teils dramatischeren Formulierungen in vielen anderen Berichten aufgegriffen wurde. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach wiederum beruhigte, weder deutsche Batterie-Maschinen noch deutsches Personal dafür seien von der neuen US-Priorisierung betroffen. Doch laut einem YouTuber, der schon früher von den Tesla-Plänen wusste als das WSJ und damit wohl der Rest der externen Welt, ist auch das nicht ganz richtig.
YouTuber mit interner Tesla-Mail
Schon an diesem Dienstag berichtete der Kanal Electrified, der sich hauptsächlich mit Tesla beschäftigt, über eine interne E-Mail zu dem Thema. Weil durch den neuen Inflation Reduction Act (IRA) eine enorme Chance für Batterie-Produktion in den USA entstehe, werde die in der Gigafactory in Texas „mit allen Ressourcen beschleunigt“, schrieb das Tesla-Management laut dem YouTuber an Beschäftigte. Für die Produktion von Batterien in der deutschen Gigafactory bedeute das auf der anderen Seite eine „vorübergehende Verzögerung“.
Trotz rund 86.000 Abonnenten des Kanals sprach sich diese Neuigkeit nicht herum, und so kam der WSJ-Bericht am Mittwoch, der weniger konkrete Informationen enthält, weitestgehend überraschend. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium erklärte in einer Reaktion, erste Informationen einschließlich einer möglichen Neupriorisierung einzelner Prozess-Schritte bei Tesla in Grünheide erhalten zu haben. Minister Steinbach selbst wiederholte am Donnerstag im Tagesspiegel, Änderungen am Batterie-Zeitplan seien nicht auszuschließen, aber der Ausbau gehe sowohl bei Geräten als auch beim Personal unbeeinflusst davon weiter.
Batterie-Maschinen für Texas statt Grünheide
Ungefähr das Gleiche berichtete am Freitag der RBB unter Berufung auf das Umfeld von Tesla, allerdings mit der zusätzlichen Wendung, das Unternehmen wolle seine deutsche Batterie-Fabrik nicht nur weiterhin bauen, sondern sogar beschleunigt. Auf der anderen Seite hieß es, der schnellere Hochlauf in Texas solle auch mit Personal unterstützt, das sonst in Deutschland daran gearbeitet hätte.
Die Lage blieb also unübersichtlich, aber am Freitag veröffentlichte Electrified ein weiteres Video, in dem er zusätzliche Details aus der Tesla-Mail zitiert – und die deutschen Medien-Berichte auf dieser Grundlage korrigiert. Der Batterie-Ausbau in Grünheide laufe entgegen der Aussage des Wirtschaftsministers nicht komplett wie geplant weiter, erklärt der YouTuber, und er könne auch nicht bestätigen, dass sich an der Personal-Planung nichts geändert habe. Korrekt sei natürlich die Steinbach-Aussage, dass Tesla keine in Grünheide schon installierten Maschinen für die Batterie-Produktion abmontieren und in die USA schicken wolle. Aber noch nicht ausgepackte oder gelieferte Technik wird laut Electrified jetzt sehr wohl nach Texas umgeleitet.
Deutsche Tesla-Fabrik soll Elektroden liefern
Dennoch scheint auch die Darstellung korrekt zu sein, dass es bei Tesla mit Batterien auch in Deutschland weitergeht und vielleicht sogar schneller als bislang geplant: „Kommissionierung und Hochlauf der Elektroden-Produktion werden mit vollem Tempo fortgesetzt“, zitiert Electrified aus der internen E-Mail unter der Zwischenüberschrift „Was wir in Berlin machen werden“. Allerdings soll die Batterie-Wertschöpfung auf dem deutschen Gigafactory-Gelände vorerst bei den Elektroden enden: Diese sollen anschließend nach Texas geschickt und erst dort für die Produktion von Batterien verwendet werden. In den USA können Unternehmen ab 2023 durch den IRA Steuer-Gutschriften von 35 Dollar pro Kilowattstunde Batterie-Produktion und weiteren 10 Dollar für Akku-Pakete bekommen.