Auf dem Gelände der Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin solle die größte Batterie-Fabrik der Welt entstehen, sagte CEO Elon Musk im November 2020 – mit zunächst 100 Gigawattstunden pro Jahr möglicherweise und mit später 200-250 Gigawattstunden mit Sicherheit. Letztlich beantragte Tesla erst einmal 50 Gigawattstunden, aber seit dieser Woche steht auch das in Frage. Laut einer Meldung von Donnerstag sollen Batterie-Ressourcen von Grünheide in die Gigafactory in Texas umgeleitet werden, weil die USA neuerdings großzügige Subventionen für heimische Produktion anbieten. Bestätigt ist die Plan-Änderung noch nicht, aber plausibel – und Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (s. Foto) fordert bereits eine Reaktion der EU, um gegenhalten zu können.
Tesla will Ressourcen nach Texas verlagern
Viele Medien bezogen sich am Donnerstag auf einen Bericht des Wall Street Journal (WSJ), mehr Informationen über die Tesla-Verschiebung für die Batterie-Produktion in Grünheide hatte aber der YouTube-Kanal Electrified. Er zitierte aus einer internen E-Mail, laut der Tesla eine „enorme Chance“ durch den im August verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) sieht. Neben Subventionen für den Kauf bestimmter Elektroauto-Modelle bringt er ab 2023 hohe Steuer-Gutschriften für Batterie-Produktion in den USA. Aus diesem Grund würden für Deutschland vorgesehene Ressourcen in die Gigafactory Texas verlagert, was eine „vorübergehende Verzögerung“ für Batterien aus Grünheide bedeute.
Viel mehr darüber schien am Donnerstag auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach nicht zu wissen. Es sei „nicht auszuschließen, dass sich an den Zeitplänen etwas ändern kann“, sagte er dem Tagesspiegel. Bewusst war dem Minister, der sich intensiv für die Tesla-Ansiedlung eingesetzt hat, aber die Bedeutung des neuen IRA: „Das ist ganz klar ein Angriff auf den europäischen Markt“, erklärte er. Mit enormen Zuschüssen werde versucht, US-Unternehmen zurück in die Heimat zu holen. Darauf müsse die EU reagieren, indem sie Möglichkeiten schaffe, auf solche Entwicklungen mit eigenen Subventionen gegenzuhalten.
Steinbach forderte also eine Reaktion der EU, wobei nicht klar wurde, wie die aussehen könnte. Auch auf internationaler Ebene soll das Thema am Donnerstag schon zur Sprache gekommen sein, berichtet das Handelsblatt: bei einem Treffen der G7-Handelsminister (das zudem zufällig in Brandenburg stattfand). Der EU-Wirtschaftskommissar sagte hinterher, er habe gegenüber der US-Handelsbeauftragten seine Bedenken zum IRA zum Ausdruck gebracht.
Fast 50% Subvention für US-Produktion
Für Batterie-Produktion in den USA kann man ab 2023 eine Steuer-Gutschrift von 35 Dollar pro Kilowattstunde und für Akkus von weiteren 10 Dollar pro Kilowattstunde bekommen. Ab 2024 gelten laut der Analyse einer Anlage-Firma mit viel Tesla im Portfolio ähnlich wie für die neuen Elektroauto-Zuschüsse Vorgaben zur Herkunft der verwendeten Materialien, zunächst aber noch nicht. Im nächsten Jahr könnte Tesla in Batterien aus Texas also alles verbauen, was auf dem Weltmarkt zu bekommen ist, und würde trotzdem die Subvention erhalten. Bei Akku-Kosten, die in Richtung von 100 Dollar pro Kilowattstunde gehen sollen, würde sie nahezu 50 Prozent ausmachen.
Dadurch wird die Produktion in den USA offensichtlich attraktiver, was auch ein erklärtes Ziel des IRA ist. Die von Steinbach geforderten neuen Möglichkeiten auf EU-Ebene könnten Deutschland und Europa in diesem Standort-Wettbewerb wieder stärken. Allerdings dürfte es gar nicht so einfach sein, Instrumente zu finden, mit denen sich auch Tesla anfreunden kann: Für die Batterie-Produktion in Grünheide war eine EU-Förderung von gut einer Milliarde Euro schon beantragt und so gut wie zugesagt. Dann aber zog Tesla den Antrag zurück, wofür von dem Unternehmen keine Begründung kam und von Beobachtern unterschiedliche. Bei der Batterie-Produktion in Deutschland sollte es ansonsten bleiben, doch auch dieser Plan scheint jetzt zumindest verschoben zu sein.