Das deutsche Model Y sollte eigentlich von Beginn an in einer neuen Bauweise mit Akkus aus vor Ort produzierten 4680-Batterien zwischen großen Druckguss-Teilen produziert werden, doch weil deren Produktion noch nicht läuft, verwendet Tesla einstweilen konventionelle Akkus aus China. Nach neuen Gerüchten sollte sich das ab dem ersten Quartal 2023 ändern, doch stattdessen scheint sich der Start der deutschen Batterie-Produktion weiter zu verzögern: Laut Berichten will Tesla dafür eingeplante Ressourcen zunächst in den USA nutzen, wo neuerdings hohe Subventionen locken. Aktualisierung: Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hat eine Verschiebung in Deutschland indirekt bestätigt (s. unten)
Tesla will Batterie-Ressourcen in Texas
Tesla „pausiere“ seine Pläne für die Batterie-Produktion in Deutschland, meldete am Mittwoch das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf informierte Personen. Der Auslöser dafür seien zum einen stark gestiegene Energie-Preise in Europa aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine. Zum anderen gilt in den USA seit kurzem der Inflation Reduction Act (IRA), der Subventionen für Elektroauto-Käufe, aber auch für heimische Produktion vorsieht: Batterien werden mit 35 Dollar pro Kilowattstunde gefördert, die Fertigung von Modulen daraus mit weiteren 10 Dollar.
Schon nach den bisherigen Plänen galt das als großer Vorteil für Tesla, weil das Unternehmen mit dem Partner Panasonic in Nevada Batterien und Akkus produziert. Außerdem hat eine Pilotproduktion der eigenen 4680-Batterien in Fremont begonnen, und die neue Gigafactory in Texas soll ebenfalls bald einsteigen. Für Ende dieses Jahres hatte Tesla eine Kapazität von 100 Gigawattstunden pro Jahr als Ziel ausgegeben, die Hälfte davon nach den Anträgen dafür in der deutschen Gigafactory. Doch die wird jetzt wohl zugunsten von der in Texas erst einmal zurückstecken müssen.
„Vorübergehende Verzögerung“ für Giga Berlin
In dem WSJ-Artikel mit dieser Neuigkeit geht es ansonsten hauptsächlich um die Ausgestaltung des IRA und dessen Einschätzung durch Beobachter. Die Regelung sei für Batterie-Hersteller „fast zu schön, um wahr zu sein“ sagte zum Beispiel ein Analyst von UBS. Ein YouTuber wiederum nahm für sich in Anspruch, die exklusive Nachricht schon vorher gehabt zu haben. In einem Twitter-Video zitierte er eine E-Mail zu dem Thema der Deutschland-Verschiebung, die nach seinen Worten bei Tesla intern verschickt wurde.
https://twitter.com/DillonLoomis22/status/1570130299454906373
Darin soll von einer „enormen Chance“ und „riesigen Vorteilen“ durch den IRA für Tesla die Rede sein. Eine der Stärken des Unternehmens sei, auf Veränderungen schnell reagieren zu können, und in dem neuen Umfeld werde die Batterie-Produktion in der Gigafactory in Texas „mit allen verfügbaren Ressourcen“ beschleunigt. Dazu zählen laut der E-Mail auch Personal, Maschinen und Material, die für die deutsche Tesla-Fabrik vorgesehen waren und jetzt zum Teil für einen schnelleren Hochlauf in Texas genutzt werden könnten. Für die Batterie-Produktion bei Berlin bedeute das eine „vorübergehende Verzögerung“.
Tesla-Akkus aus USA könnten importiert werden
Wie lang sie dauert, geht weder aus dem WSJ-Bericht noch aus der E-Mail hervor. Nach einer Tesla-Veranstaltung zu der deutschen Fabrik am vergangenen Wochenende wurde zum Teil berichtet, die deutsche 4680-Produktion solle im ersten Quartal 2023 starten. Das Gebäude dafür auf dem Gelände in Grünheide steht bereits, Maschinen-Lieferungen wurden noch nicht beobachtet. Jetzt aber dürfte das deutsche Model Y noch eine Weile mit zugelieferten Batterien ausgestattet werden. Das widerspricht eigentlich der Strategie von Tesla, möglichst kurze Lieferketten auf demselben Kontinent zu haben. Doch rein finanziell könnte mit der neuen Förderung selbst eine 4680-Produktion in den USA mit anschließendem Transport nach Deutschland lohnender sein.
Aktualisierung: Das Wirtschaftsministerium Brandenburgs hat laut einem Bericht von RBB24 am Donnerstag nach eigenen Angaben „erste Informationen zu dem Sachverhalt“ bekommen. Das dürfte als Bestätigung dafür zu verstehen sein, dass sich die Batterie-Planung von Tesla für Grünheide tatsächlich ändert. „Möglich scheint, dass Tesla einzelne Prozessschritte in den Werken neu priorisiert, der Standort Grünheide jedoch in Aufbau und mit seinen Arbeitsplätzen so erhalten bleibt“, wird eine Sprecherin des Ministeriums zitiert. Nach früheren Angaben sollten in der Batterie-Fertigung 2000 Personen arbeiten.