Bild: Eines von vielen Elektroauto aus dem Stellantis-Konzern: Opel Mokka-e (Foto: Opel)
Seit mittlerweile sieben Quartalen in Folge macht Tesla Gewinn, ist für die Finanzierung seines Wachstums also immer weniger auf Kapitalzufuhr von außen angewiesen. Ein erheblicher Teil dieser Gewinne ergibt sich allerdings durch Einnahmen aus dem Verkauf von CO2-Guthaben – in vielen Regionen der Welt gibt es Vorgaben für die maximalen Auto-Emissionen, und wer sie als Hersteller mit seiner Flotte überschreitet, muss Strafen bezahlen oder Credits von saubereren Konkurrenten kaufen. Der wohl größte Käufer solcher Tesla-Credits war in der Vergangenheit der Konzern Fiat-Chrysler. Doch nach der Fusion mit PSA zum noch unübersichtlicheren Auto-Gebilde Stellantis soll diese Unterstützung jetzt nicht mehr nötig sein.
Stellantis will Tesla-Deal beenden
Mit der in diesem Januar vollzogenen Fusion besteht Stellantis aus 14 Marken, neben in Europa bekannten wie Citroen, Fiat, Opel und Peugeot eher US-lastige wie Chrysler, Dodge, Jeep oder Ram. Während zum Beispiel Ram einen Pickup mit monströsem Motor verkauft, den Tesla als neuen Maßstab für die Fahrleistungen des Cybertruck zu betrachten scheint, befinden sich auch Marken darunter, die stärker in Richtung lokal emissionsfreier Elektroautos neigen.
Und insgesamt soll das in diesem Jahr ausreichen, um die Emissionsvorschriften der Europäischen Union zu erfüllen, sagte laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters jetzt in einem Interview der Stellantis-CEO Carlos Tavares. Seit 2019 habe das Unternehmen ungefähr 2 Milliarden Euro für CO2-Credits an Tesla bezahlt, was aber in diesem Jahr nicht mehr nötig sei. Laut einem Sprecher wird mit Tesla aktuell darüber verhandelt, wie mit dieser Entscheidung in finanzieller Hinsicht umzugehen ist.
Insgesamt nahm Tesla im vergangenen Jahr knapp 1,6 Milliarden Dollar mit dem Verkauf von CO2-Gutschriften ein, im ersten Quartal 2021 waren es allein 518 Millionen Dollar. Aus welchen Quellen diese Einnahmen stammen, ist im Detail nicht bekannt, doch die Vereinbarung mit Fiat-Chrysler über insgesamt 1,8 Milliarden Euro von 2019 bis 2021 dürfte die umfangreichste gewesen sein. Wie viel davon bislang geflossen ist, wurde ebenfalls zunächst nicht bekannt, nach früheren Angaben sollte aber der Großteil in 2020 anfallen.
Aktualisierung: Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Bloomberg hat Stellantis den Verzicht auf weitere CO2-Credit von Tesla bestätigt. Nach Angaben des Finanzvorstands soll das Erreichen der Vorgaben mit der eigenen Flotte in 2021 rund 300 Millionen Euro einsparen, von denen etwa zwei Drittel, also 200 Millionen Euro, an Tesla geflossen wären.
VW als neue CO2-Einnahmequelle in China
2020 waren die Credit-Einnahmen insgesamt höher als erwartet, sagte in diesem Januar Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn. Ein halbes Jahr zuvor hatte er zu dem Thema erklärt, langfristig würden diese Zahlungen keine Rolle für Tesla mehr spielen. Für dieses Jahr rechnet ein Analyst von Credit Suisse laut Berichten von Januar aber zunächst einmal mit einem weiteren Anstieg auf 2 Milliarden Dollar.
Denn Stellantis mag seine EU-Emissionen dieses Jahr in den Griff bekommen, aber die Vorschriften werden weltweit zunehmend schärfer. So wurde vor kurzem bekannt, dass zwei Joint-Ventures von Volkswagen in China ihre CO2- und Elektroauto-Bilanz in diesem Jahr mit Hilfe von Tesla verbessern wollen. Nach Berechnungen von teslamag.de könnte allein das auf Zahlungen in Höhe von 390 Millionen Dollar der chinesischen VW-Unternehmen an Tesla in diesem Jahr hinauslaufen.