Anders als von Analysten erwartet, aber wie von vielen Fans durchaus überzeugt erhofft, hat Tesla auch im zweiten Quartal des von der Coronavirus-Pandemie geprägten Jahres 2020 einen Gewinn erzielt. Schon für das erste Quartal 2020 hatte Tesla im April überraschend ein positives Ergebnis gemeldet. Damals beruhte es komplett auf dem Verkauf von CO2-Guthaben, die Tesla durch seine reinen Elektroautos sammelt, und auch jetzt spielten diese Einnahmen eine bedeutende Rolle. Nach Angaben von Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn wird das in diesem Jahr noch so bleiben, ist längerfristig aber nicht mehr eingeplant.
Elektroautos zählen doppelt
In der Europäischen Union gelten seit diesem Jahr strengere Grenzwerte für die CO2-Emissionen, die von den meisten Herstellern Ende 2019 noch nicht eingehalten wurden. Mit Elektroautos können sie gegensteuern, zumal diese zeitlich begrenzt sogar mit dem Faktor 2 in die Berechnung der Flotten-Emissionen eingehen – in diesem und im kommenden Jahr ausgelieferte Elektroautos rechnen sich also in CO2-Hinsicht buchstäblich doppelt.
Wer trotzdem über den Grenzwerten bleibt, muss hohe Strafen zahlen. Allerdings hat die EU auch zugelassen, dass Hersteller mit sehr niedrigen Emissionen sich in Pools mit CO2-Sündern zusammenschließen. Genau dafür hat sich Fiat-Chrysler (FCA) entschieden und im Frühjahr 2019 eine Pool-Vereinbarung mit Tesla geschlossen. Insgesamt 1,8 Milliarden Euro zahle man Tesla dafür, hieß es damals von Fiat, den Großteil wohl 2020.
Und tatsächlich hat Tesla nach den Berichten zu den ersten beiden Quartalen dieses Jahres bereits 782 Millionen Dollar an Einnahmen aus dem Verkauf von „regulatory credits“ erzielt; diese müssen nicht sämtlich von FCA für Europa stammen, sondern können auch weitere Hersteller und Regionen umfassen. Allein im zweiten Quartal betrugen Teslas CO2-Einnahmen 428 Millionen Dollar, überstiegen also erneut den Gewinn nach offiziellen GAAP-Standards von 104 Millionen Dollar und machten fast den gesamten bereinigten Tesla-Gewinn von 451 Millionen Dollar aus.
2020 noch 400 Mio. $ für Tesla
Insofern kamen die CO2-Einnahmen wohl genau zur richtigen Zeit, um trotz Pandemie-Umfeld den dritten und vierten Quartalsgewinn in Folge melden zu können, der Tesla den Weg in den Aktien-Index S&P 500 ebnen dürfte. Laut Finanzchef Kirkhorn haben sie ihren Höhepunkt tatsächlich schon überschritten: 2020 werden sie nach seinen Worten etwa doppelt so hoch ausfallen wie 2019 mit 594 Millionen Dollar. Doch von den demnach insgesamt knapp 1,2 Milliarden Dollar im laufenden Jahr sind nach den neuen Tesla-Zahlen schon ungefähr zwei Drittel geflossen.
Langfristig würden CO2-Zahlungen von Verbrenner-Konkurrenten für Tesla keine Rolle spielen und seien nicht eingeplant, sagte Kirkhorn denn auch. Zur Sicherung von Gewinn-Margen sei Tesla dabei, seine Kosten weiter zu senken, und bald würden außerdem mehr Einnahmen aus der Autonomie-Option FSD sowie noch später aus Taxi-Diensten mit zunehmend autonomen Teslas verbucht werden.