Volkswagen-Chef Herbert Diess und Tesla-CEO Elon Musk sollen sich auch abseits von Kameras und öffentlichen Komplimenten gut verstehen. Spekulationen über eine sich anbahnende Zusammenarbeit oder gar eine direkte Beteiligung an Tesla sind laut Diess aber haltlos.
„Es gibt mit Tesla keine Kooperations-Überlegungen“, stellte der Konzernchef auf Nachfrage bei der Präsentation der weiteren Investitionen in die Zukunft von Volkswagen klar. Die beiden Unternehmen hätten unterschiedliche Baukästen für ihre Elektroautos und auch unterschiedliche Ansätze. Tesla sei zudem ein Ein-Marken-Unternehmen, Volkswagen müsse dagegen mit E-Mobilität alle Konzernmarken abdecken. Außerdem sei man in unterschiedlichen Regionen tätig.
„Dennoch verfolgen wir Tesla natürlich sehr aufmerksam“, merkte Diess an. Der US-Konkurrent sei „sehr schnell“, in vielen Dingen auch „in der Konsequenz der Umsetzung“ für Volkswagen „Maßstab und Vorbild“. Die Elektroautos von Tesla würden Europas größten Autohersteller immer wieder herausfordern, sich selbst infrage zu stellen.
Derzeit gebe es zwischen Volkswagen und Tesla einen „sehr oberflächlichen Austausch“, um sich gegenseitig zu beobachten, sagte Diess weiter. „Ich glaube, wir sind auch für Tesla von den OEMs (die etablierten Hersteller) derjenige, den sie vielleicht ernst nehmen“. Es gebe daher „großes gegenseitiges Interesse“, jedoch keine Kooperation.
Eine weitere Frage zu Tesla betraf die überraschende Ankündigung von Elon Musk, nahe Berlin die erste Europa-Fabrik des Unternehmens zu bauen. Auch für ihn sei die Ansiedelung des Tesla-Werks in der Nähe der deutschen Hauptstadt eine Überraschung. „Ich finde das eine sehr gute Entscheidung für den Standort“, sagte Diess. Es zeige, dass nicht nur Volkswagen sich der E-Mobilität verschrieben hat, sondern auch andere Unternehmen „riesige Investitionen in diese Fahrzeugklasse tätigen“.
Die deutsche Tesla-Fabrik wird den Wettbewerb weiter befeuern, glaubt Diess. Er verwies darauf, dass die Kalifornier andere Zellchemie, Zellformate und Fertigungsverfahren einsetzen. „Ich glaube, dass Elon Musk vor allem natürlich auch den Austausch hier mit der starken deutschen Automobilindustrie sucht“, meinte der Volkswagen-Chef.
Die Lage des Hauptsitzes von Tesla an der Westküste der USA beflügele insbesondere die Software-Entwicklung, die Auto- und Zulieferer-Industrie sei dort aber nur wenig ausgeprägt, so Diess. Tesla suche daher möglicherweise in Deutschland auch Zugang zu einer besseren Automobilbau-Technologie. „Aber ich glaube, es wird sich gegenseitig befruchten, und ich begrüße das außerordentlich.“