Elektroautos müssen Spaß machen, lautet eines der Prinzipien von Tesla-CEO Elon Musk – wohl aus diesem Grund bieten die Fahrzeuge aus seinem Haus nicht nur reichlich Infotainment-Extras, sondern auch eine atemberaubende Beschleunigung. Bei den Digital-Funktionen im Auto versuchen nachziehende Hersteller nach Kräften, zu Tesla aufzuschließen, bei den Fahrleistungen aber bleiben die meisten auffallend weit dahinter. Das gilt auch für den ID.4, den Volkswagen jetzt in der nach seinen Angaben sportlichen Variante GTX vorstellte: Der VW ID.4 GTX braucht für die Beschleunigung von 0-100 Stundenkilometer länger als der langsamste Tesla, den man kaufen kann.
VW ID.4 GTX in GTI-Tradition
So etwas hätte es bei Volkswagen früher nicht gegeben – der Golf GTI, dessen Tradition der GTX elektrisch fortschreiben soll, war darauf ausgelegt, zum mäßigen Preis selbst deutlich teureren Autos das anfangs nur eine Auspuff-Rohr zeigen zu können. Tatsächlich beschleunigt noch heute der schnellste Verbrenner-Golf schneller als der ID.4 GTX, den VW in einer Pressemitteilung mehrfach für seine Sportlichkeit Iobt: Der GTI Clubsport braucht 5,6 Sekunden bis 100 Stundenkilometer, das Elektroauto im SUV-Format 6,2 Sekunden.
Dass der Elektro-GTI damit auch langsamer beschleunigt als der in dieser Hinsicht schwächste Tesla, fiel unter anderem auf Twitter schnell auf – und sorgte für eine Mischung aus Spott und Verteidigung. Das Model 3 in der Basis-Ausführung Standard Plus ist nach Tesla-Angaben in 5,6 Sekunden bei 100 Stundenkilometern, also so schnell wie der schnellste Verbrenner-GTI. Mit größerem Akku und Allrad braucht das Model 3 Long Range sogar nur 4,4 Sekunden – und als Performance, also sportliche Top-Ausführung wie bei Volkswagen, ist das Tesla Model 3 in 3,3 Sekunden auf Tempo 100.
ID4 GTX (GT line is the sports/Performance line of VW). Starts at 50k€ (base model) in germany.
Model Y starts at 58k€ (price hasn't been adjusted for a while), with:
– More range
– more space
– frunk
– faster charging
– more power
– faster acceleration
– more efficient
– Ap pic.twitter.com/jWFPoSHJUq— Tesla_Adri (@tesla_adri) April 28, 2021
Beim Model Y im ähnlichen Crossover-Format fällt der Vergleich mit VWs Sport-Elektroauto ähnlich aus. Aktuell wird dieser Tesla nur mit Allrad und dem größeren Akku angeboten und braucht so höchstens 5,1 Sekunden, bis 100 km/h aus dem Stand erreicht sind. Wenn das Model Y noch einmal, wie für einige Wochen zu Beginn dieses Jahres, als Variante mit kleinerem Akku und nur Heckantrieb angeboten wird, hätte der ID.4 GTX bestenfalls gegen diese eine Sieges-Chance im Beschleunigungsgduell.
Tesla nicht von Taktik gebremst
Kommt es darauf wirklich an? Das wurde auf Twitter vielfach bestritten, und für die Praxis-Tauglichkeit sind bei Elektroautos Reichweite, Verbrauch und Lade-Leistung natürlich tatsächlich viel wichtiger. Aber wie Tesla zeigt, ist es bei Batterie-Fahrzeugen weitaus weniger teuer und aufwendig als bei Verbrennern, ihnen eine hohe Leistung mitzugeben, die zudem den Verbrauch nicht übermäßig steigen lässt.
Traditionelle Hersteller scheinen hier also weniger von den technischen Möglichkeiten ausgebremst zu werden als von taktischen Überlegungen: Die könnten ihnen verbieten, mit klar überlegenen Elektroautos die Freude von sportlich geneigten Kunden an den Verbrennern zu schmälern, die weiter den Großteil ihres Geschäfts ausmachen. Doch damit fehlt Volkswagen und Co. ein Verkaufsargument, das zumindest nicht dabei schaden dürfte, gegen die schnellen Nicht-Sportwagen von Tesla zu bestehen.