Bild: Ralf Brandstätter, neuer CEO Volkswagen Pkw (Foto: Volkswagen)
Solange es nicht zum ganz großen Bruch kommt, zeigen sich in solchen Fällen meist alle Beteiligten öffentlich in bester Übereinstimmung, und so ist es auch dieses Mal: Er freue sich, dass künftig der bisherige COO Ralf Brandstätter „die Entwicklung der Marke als CEO weiter kraftvoll vorantreiben wird“, wird in einer VW-Mitteilung von Montag sein Vorgänger Herbert Diess zitiert. Dieser behält zwar den Posten als Vorstandschef des ganzen Volkswagen-Konzern und damit seine Top-Position. Aber ein Vertrauensvotum für Diess, der Volkswagen mit einer Elektroauto-Offensive an vielen Fronten dem neuen Vorbild Tesla näherbringen will, ist die Entscheidung wohl nicht.
Elektroauto-Software nicht fertig
Zum Volkswagen-Konzern gehören Kernmarken wie VW selbst sowie Audi und Porsche, aber auch zugekaufte wie Skoda oder Seat, und sie alle sollen noch 2020 und darüber hinaus auf neuen Plattformen basierende reine Elektroautos herausbringen. Den Anfang soll in diesem Sommer der VW ID.3 machen, bei Preisen auf Golf-Niveau deutlich unter dem billigsten Tesla Model 3 angesiedelt. Aber während die Produktion des Volks-Elektroautos in Zwickau schon läuft, ist die Software noch nicht fertig. Die Angaben dazu schwanken zwischen einem drohenden Total-Desaster und kleineren Lücken, die nach der Auslieferung noch geschlossen werden können.
In diesem – zusätzlich von der Coronavirus-Krise verschärften – Umfeld wurde Vorstandchef Diess immer wieder intern kritisiert. Laut einem Bericht von Der Spiegel stand seine Ablösung bei der Marke VW schon länger im Raum, betrieben vor allem von Arbeitnehmer-Seite. Denn nicht nur das Elektroauto ID.3 soll Software-Probleme machen, sondern auch die neue Generation 8 des Klassikers VW Golf. Aktuell werde Diess zusätzlich dafür kritisiert, dass es ihm nicht gelungen sei, bei der Bundesregierung Förder-Geld auch für Verbrenner zu erreichen statt nur für Elektroautos und Plugin-Hybride.
VW zahlt bei Elektroautos drauf
Laut einem Bericht der Automobilwoche hatte Diess noch Ende vergangener Woche ein konzernweites strenges Spar-Programm verkündet; nicht alle VW-Marken würden ein positives Jahresergebnis schaffe, soll er vor Top-Managern gesagt haben. Bei den Elektroautos e-up und e-Golf zahle Volkswagen derzeit pro Stück bis zu 5000 Euro drauf. Das müsse und werde sich mit dem VW ID.3 ändern. Ansonsten aber seien Verschiebungen auch bei wichtigen Baureihen und der Wegfall von Modellen möglich – einschließlich gefährdeter Jobs, was neuen Ärger mit dem Betriebsrat befürchten lasse.
Mit dem Abtritt vom CEO-Posten bei der Marke VW solle Diess „mehr Freiraum für seine Aufgaben als Konzernchef“ bekommen, heißt es in der Mitteilung von Montag; er behalte aber die Gesamtverantwortung für den Bereich Volkswagen-Pkw. Dies habe der Vorstand beschlossen und der Aufsichtsrat zur Kenntnis genommen.