Viele Jahre gab es Elektroautos mit ernst zu nehmender Form und Reichweite im Westen praktisch nur von Tesla. Aber weil selbst das Model 3 noch einen vergleichsweise hohen Preis hat, waren sie meist auch nur etwas für Leute, die entweder viel Geld haben oder zumindest gut rechnen können. Vor allem bei intensiver Nutzung kann sich ein hoher Kaufpreis dank niedriger Energie- und Nebenkosten zwar schnell relativieren, aber trotzdem ist er für viele eine bedeutende finanzielle und psychologische Hürde. Endgültig ändern soll sich das bald mit dem ID.3 von VW: Vorstandmitglied Thomas Ulbrich hat bekräftigt, dass der Elektro-Volkswagen wie geplant ab diesem Sommer ausgeliefert wird – und er soll schon in der Anschaffung weniger kosten als ein vergleichbarer Verbrenner-Golf.
ID.3-Marktstart im Sommer bekräftigt
Der Marktstart des ID.3 als dem ersten Volumen-Elektroauto von VW nach dem Vorbild von Tesla ist seit langem angekündigt, wurde aber zuletzt wegen Problemen mit der Software dafür in Zweifel gezogen. Diese Gerüchte wies Ulbrich, Vorstand für E-Mobilität bei der Marke VW, jetzt öffentlich und entschieden zurück: „Die Markteinführung des ID.3 erfolgt wie angekündigt im Sommer“, wird er in einer Pressemitteilung von Mitte März zitiert. In einer Meldung zu den Geschäftszahlen einige Tage später äußerte sich Volkswagen nur wenig vorsichtiger: Der ID.3 solle „laut Plan ab Sommer an Kunden ausgeliefert werden“.
Dass die Produktion zumindest der Hardware tatsächlich schon in Gang ist, bestätigte Ulbrich in einem Interview. Bislang seien 3500 ID.3 produziert worden, sagte er dem Online-Magazin edison, die Rate betrage 100 am Tag. Ein Reporter der Elektroauto-Vermietung nextmove hat viele der vorproduzierten Elektro-VWs übrigens schon entdeckt – zusammen mit einer Fläche, auf die mehrere tausend davon passen würden, wie er in einem interessanten Video berichtet.
Doch Halden mit vorproduzierten ID.3, die auf fertige Software warten, mögen ein wenig peinlich sein, stellen aber nicht unbedingt den Zeitplan in Frage. Und selbst wenn das VW-Elektroauto noch etwas später käme, würden Unternehmen und Kunden das wie früher bei Tesla wohl verkraften.
VW für 43% weniger als Model 3
In der Zwischenzeit könnten Aussagen von VW zum Preis des ID.3 in der Basis-Version das Interesse am Laufen halten: Nach Abzug der Umweltprämie wurde er jetzt auf weniger als 23.430 Euro beziffert – damit liege das Elektroauto „mindestens auf dem Preisniveau vergleichbarer Modelle wie dem Golf Life“. Im VW-Konfigurator ist dessen niedrigster Preis mit 25.995 Euro angegeben. Bei einem Online-Vergleichsportal war das günstigste Life-Modell für 21.846 Euro zu finden, doch auch für den elektrischen ID.3 könnte es bei Bedarf natürlich Rabatte geben.
Im direkten Vergleich mit dem günstigsten Tesla Model 3 Standard-Reichweite plus, das nach Abzug der deutschen Elektroauto-Prämie derzeit ab knapp 41.000 Euro zu haben ist, kostet der Basis-VW selbst zum Listenpreis deutlich weniger in der Anschaffung – rund 43 Prozent. Dem stehen unter anderem 79 Kilometer weniger WLTP-Reichweite gegenüber. Aber dennoch ist ein modernes Elektroauto für kaum mehr als 23.000 Euro ein Schritt in Richtung von besser bezahlbarer Elektromobilität – zu dem auch die Bundesregierung mit dem auf 3000 Euro erhöhten Staatsanteil bei der Umweltprämie beigetragen hat.
Sparen im laufenden Betrieb
Wie Vorstand Ulbrich zudem weiter vorrechnete, spart der ID.3 im Verbrenner-Vergleich pro Jahr weitere 840 Euro an laufenden Kosten, weil keine Kfz-Steuer zu zahlen sei, keine Ölwechsel gebraucht würden und Versicherung und Energie günstiger seien.