Die Bundesregierung macht offenbar Ernst mit ihrer Förderung von Elektroautos im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets – und Tempo, und davon dürfte zumindest kurzfristig überproportional Tesla profitieren: Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag via Twitter mitteilte, soll die vorgesehene Erhöhung der Elektroauto-Kaufprämie auf bis zu 9000 Euro rückwirkend zum 4. Juni als dem Tag des Beschlusses in Kraft treten. Und falls die erheblich erhöhten Anreize tatsächlich wie gewünscht die Nachfrage in Gang bringen, dürfte ab diesem Sommer kein Hersteller in Deutschland so viele Elektroautos dafür anzubieten haben wie Tesla mit dem Model 3.
Tesla kann im Juni Anlauf nehmen
Im Juni allerdings dürfte das Corona-Paket zunächst dafür sorgen, dass Tesla und auch alle anderen Hersteller von Elektroautos wie konventionellen einen weiteren schwierigen Monat haben. Denn das Programm enthält eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf 16 Prozent. Das bedeutet zum Beispiel beim billigsten Tesla Model 3 in Standard-Reichweite eine Bruttopreis-Senkung um gut 1000 Euro – aber erst ab 1. Juli. Vorher dürfte kaum ein Privatkunde zuschlagen wollen.
Seit einiger Zeit weist Tesla alle Varianten seines Model 3 in Deutschland auf der Rechnung als Basis-Modell plus mögliche Aufwertungen aus. Das hat zur Folge, dass selbst das teuerste Model 3 Performance noch unter der Grenze von 40.000 Euro für den Netto-Listenpreis liegt und somit die maximale Elektroauto-Prämie bekommen kann. Seit diesem Februar waren das 3000 Euro Nachlass vom Hersteller (in den Preisen auf der deutschen Tesla-Seite schon abgezogen) plus 3000 nachträgliche Prämie vom Staat. Dieser Staatsanteil soll sich jetzt rückwirkend ab 4. Juni auf 6000 Euro verdoppeln.
Die gestrigen Beschlüsse der Koalition zur befristeten Erhöhung des #Umweltbonus werden nun vom BMWi schnellstmöglich umgesetzt. Dazu wird sich die Bundesregierung auch zu Beihilfefragen mit der Europäischen Kommission abstimmen. 1/2
— Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) June 5, 2020
Zusammen mit rund 1000 Euro weniger Mehrwertsteuer bedeutet das, dass der effektive Privat-Preis für ein Tesla Model 3 weit unter 40.000 Euro fällt. Überschlägig werden es ab Juli rund 38.000 Euro für ein weißes Modell mit Standard-Reichweite inklusive Auslieferung sein – immer noch viel Geld, aber eine symbolische Marke ist genommen. Auch andere Hersteller bieten zunehmend moderne Elektroautos für den deutschen Markt an oder wollen bald damit kommen. Aber in den meisten Fällen läuft die Produktion, wenn überhaupt, gerade erst an und wird sich rechtzeitig vor Jahresende nicht beliebig steigern lassen.
Kommt Kontrolle für Plugin-Hybride?
Sollte die staatliche Prämien-Erhöhung, die bis Ende 2021 gelten soll, zusammen mit der auf 6 Monate begrenzten Steuer-Senkung deutsche Kunden also wirklich kurzfristig zu Elektroautos treiben, dann dürften viele schon mangels Alternativen bei Tesla landen. Immerhin hält das Corona-Paket ein dickes Trostpflaster für konventionellere Hersteller bereit: Auch Plugin-Hybride bekamen schon bisher eine Umweltprämie, obwohl sie oft rein fossil bewegt werden. Und auch bei ihnen verdoppelt sich jetzt der Staatsanteil, in diesem Fall auf 4500 Euro, und ab Juli fallen natürlich auch bei ihnen die 3 Prozentpunkte Mehrwertsteuer weg.
Von Plugin-Hybriden haben andere Hersteller als Tesla schon viel mehr im Angebot als reine Elektroautos, sodass auch sie sozusagen im Windschatten der echten Elektro-Förderung erheblich profitieren könnten. Immerhin aber enthält das Papier der Bundesregierung Hinweise darauf, dass in Zukunft darauf geachtet werden soll, dass die Misch-Autos wirklich auch elektrisch bewegt werden.