Er freue sich darauf, „sehr bald“ einige zusätzliche Exemplare des Elektro-Sattelschleppers Semi auf den Straßen zu sehen, sagte Teslas Automotive-Chef Jerome Guillen in der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen 2020 Ende Januar – und das „bald“ in dieser Aussage war offenbar wörtlich zu verstehen: Weniger als eine Woche später entdeckte ein Tesla-Fan auf einer Autobahn bei Sacramento in Kalifornien einen weißen Semi, der per Tieflader offenbar zu der Akku-Gigafactory im benachbarten Nevada gebracht wurde. Am Freitag folgte schon die nächste Semi-Entdeckung, dieses Mal in Chicago. Und ein Beobachter auf Twitter meldete, der Start der Serien-Produktion sei für diesen August geplant.
Semi-Verzögerungen durch Zell-Knappheit
Das Interesse am Tesla Semi ist seit seiner Vorstellung groß, denn zu mäßigen Preisen soll er bis zu 500 Meilen (gut 800 km) Reichweite haben und nach späteren Aussagen von CEO Musk vielleicht sogar mehr. Allerdings verschob sich der zunächst für 2019 angekündigte Start der Produktion mehrmals. Als konkreten Termin hatte Tesla zuletzt dieses Jahr genannt und bekräftigte dies im jüngsten Quartalsbericht.
Das Problem dabei liegt in der Verfügbarkeit von genügend Batterie-Zellen, wie Musk Ende Januar noch einmal erklärte. Nach Informationen vom Tesla-Batterietag im September 2020 braucht der E-Laster sogar die neuen 4680-Zellen, die bislang erst recht knapp sind. Das klang danach, als müssten die zahlreichen Großbesteller noch länger auf ihren Semi warten. Doch die neuen Sichtungen und Twitter-Informationen sprechen dafür, dass die Produktion jetzt tatsächlich naht.
https://twitter.com/SawyerMerritt/status/1357393123605889026
Die Entdeckung des zweiten neuen Tesla Semi dieses Jahres wurde am Freitag in dem Forum Reddit gemeldet. Wie das von der Vorwoche ist auch dieses Exemplar weiß und fuhr nicht auf eigener Achse. Doch feine Unterschiede machten für Beobachter klar, dass Tesla mindestens einen weiteren Semi produziert hat.
Zulieferer verrät Zeitplan für Tesla-Laster
Das passt sowohl zu Guillens Aussage aus der Telefonkonferenz als auch zu weiteren Informationen, die der Twitter-Beobachter @SawyerMerritt kurz vor der zweiten Sichtung veröffentlichte. Er habe seit einigen Wochen Kontakt zu einer Quelle bei einem Tesla-Zulieferer in den USA, schrieb er. Demnach soll die Karosserie-Produktion des Semi zunächst im Stammwerk Fremont in Kalifornien erfolgen und die Endfertigung in der Tesla-Gigafactory mit Panasonic in Nevada. Später sei eine Verlegung in die Giga Austin im Bundesstaat Texas geplant, an der Tesla derzeit mit Hochdruck baut. Bei der Bekanntgabe des Standorts für diese Gigafactory hatte CEO Musk gesagt, dort solle auch der Semi entstehen.
Auch konkrete Termine für die nächsten Stufen im Semi-Plan konnte @SawyerMerritt in Erfahrung bringen, wobei er selbst darauf hinwies, dass es daran noch Änderungen geben könnte. Aktuell sei der Start der Pilot-Produktion in diesem Juli geplant, schrieb er weiter. Die Serien-Produktion beginne schon einen Monat später, und Ende dieses Monats solle es insgesamt 350 Semis geben. Bis Ende des Jahres habe Tesla vor, 100 Stück davon pro Woche zu produzieren, bis Ende 2022 sei eine Erhöhung auf 500 Semis pro Woche geplant. Das sind, wenn sie denn stimmen, gute Nachrichten für Besteller – in Europa müssen sie nach den Informationen allerdings noch bis zum Jahr 2023 warten.